26. Dezember 2022

Jahresrückblick: Plötzlich Zweiter

Schmerzhafte Frühjahrs-Tage im März und April 2022.

Der zweite Jahresrückblick 2022 dreht sich um die Monate März und April
Anfang April macht sich Skepsis breit: RWE verliert durch drei Remis die Tabellenführung. (Foto: Endberg)

„Der April macht, was er will“, ist eine alte Bauernweisheit, die sich 2022 gleichermaßen auf Wetter und die 1. Mannschaft von Rot-Weiss Essen übertragen lässt. Doch eins nach dem anderen! Hier kommt der zweite Teil des rot-weissen Jahresrückblicks mit den Monaten März und April.

Stillstand. Stillstand. Und nochmal Stillstand. Corona-Erkrankungen bremsen Anfang März mehr als die halbe Mannschaft aus. Etwa eine Handvoll Spieler schuftet weiter, während alle anderen in Quarantäne sind. Zwei Wochen ohne Training – das kann nicht gut für Sportler sein! Und so ist es kein Wunder, dass nach drei (!) Spielabsagen bei der Rückkehr auf den Fußballplatz gegen Fortuna Köln die Kräfte schwinden.

„Kompliment an meine Jungs!“

Ein Spiel, in dem der Christian-Neidhart-Tross lange das Heft des Handels in der Hand hat, wird zur Ausdauer-Schlacht: 1:0, 1:1, 2:1, 2:2, 3:2, 3:3! Ein Punkt aus dem Topspiel gegen die Domstädter geht klar, findet Neidhart: „Nach der langen Pause war es wichtig, wieder reinzukommen. Wir wussten nicht, wie lange die Kraft reicht. Unter dem Strich bin ich aber zufrieden, Kompliment an meine Jungs.“ Und auch das folgende 3:0 gegen den KFC Uerdingen dürfte den Ex-Coach zufriedengestellt haben.

Jahresrückblick: Plötzlich Zweiter – Rot-Weiss Essen
Kräfte schwinden: Nach einer langen Corona-Pause sind die RWE-Profis Mitte März außer Atem (Foto: Endberg)

Was dann beginnt, soll den Rot-Weiss-Fan aber reichlich Nerven kosten: Im Nachholspiel im vierten Versuch gegen RW Ahlen verliert RWE 0:2. Auf zwei Siege gegen den SC Wiedenbrück (1:0) und den 1. FC Köln (2:0), folgen drei Unentschieden (RWO, Aachen und Gladbach jeweils 1:1). Verhängnisvolle Remis!

„Das passiert viel zu oft!“

Am 10. April bei Alemannia Aachen wird nach Abpfiff allen mitgereisten Fans klar: Die Tabellenführung ist futsch. Preußen ist Spitzenreiter. Was jetzt? Ratlos stehen die Rot-Weissen vor ihrer Auswärts-Kurve im „Tivoli“. Ein bedrückendes Gefühl, fürchtet doch jeder um den Aufstieg. „Extrem enttäuscht“ ist Mittelfeldspieler Thomas Eisfeld nach dem Abpfiff, „wir sind gut ins Spiel gekommen, haben den Faden verloren“. Der Mittelfeldspezialist hadert: „Das passiert uns viel zu oft!“

„Zu wenig!“

Noch schonungsloser das eine Woche darauffolgende Fazit von Abwehrroutinier Felix Bastians nach dem späten 1:1-Ausgleich für Borussia Mönchengladbach. Eigentlich hätte man Position eins an der Hafenstraße zurückerobern können, hatte Münster gerade überraschend nur 3:3 gegen Lippstadt gespielt. Eine Osterüberraschung: Beide Partien fanden zeitversetzt statt, als der Underdog aus Ostwestfalen den Ausgleich erzielte, marschierte ein frenetischer Jubel über die Tribünen des Stadions. Doch man selbst? Keinen Deut besser!
„Ärgerlich und selbst verschuldet“, nennt der Bundesliga-erfahrene Routinier Bastians, der erst einmal in der Kabine abkühlen musste, bevor er sich der Presse stellte, wortkarg den Punktverlust gegen die „Jungfohlen“. „Zu wenig!“

Jahresrückblick: Plötzlich Zweiter – Rot-Weiss Essen
„Zu wenig!“: Felix Bastians (mi.) ärgert sich über einen verlorenen Punkt gegen Borussia Mönchengladbach. (Foto: Endberg)

Essen am gefühlten sportlichen Tiefpunkt des Aufstiegsjahres. Und eins ist mal ganz klar! Jetzt müssen alle Spiele gewonnen gehen, um das Ziel zu erreichen. Doch wie? In der Trendtabelle der letzten fünf Partien nur neun Punkte – nein, viel mehr: sechs verlorene Punkte!

Die Stimmung beim Abschlusstraining am Ostermontag für die nur drei Tage später darauffolgende Partie gegen den SV Lippstadt ist eigenartig. Ja, jeder wollte dran glauben – nur noch vier Wochen zum Aufstiegsfinale. Doch die Kiebitze schnaubten nur: „Geht das so weiter, reicht das nicht!“ Recht hatten sie. Gerade hatte man bekannt gegeben, den Trainingsplatz dank der Hilfe eines Gönners vollständig zu modernisieren. Ein Schritt Richtung Profifußball! Doch Profifußball? Der war an der Hafenstraße zumindest in diesen Tag gefühlt in extraweite Ferne gerückt.

Aber aufgeben? Nicht mit RWE! Das Schlusskapitel des Aprils ist furios. Positiv furios! Auf 4:0 bei Lippstadt folgt 3:0 in Lotte. Dann 3:1 gegen Wegberg. Doch Münster punktet auch weiter, gewinnt alle drei Spiele. Die Bestätigung ist unlängst an der Hafenstraße eingetroffen: Essen erfüllt alle wirtschaftlichen sowie strukturell-organisatorischen Erfordernisse der 3. Liga.

Jahresrückblick: Plötzlich Zweiter – Rot-Weiss Essen
Was für eine Erleichterung! Die RWE-Profis finden im April dank dreier Siege in die Spur zurück. (Foto: Heidelberg / Breilmannswiese)

Am 30. April sind es noch haargenau zwei Wochen zum Fern-Aufstiegsfinale zwischen Rot-Weiss Essen und Preußen Münster. Zwei Wochen und zwei Punkte! Die Tordifferenz? Nahezu gleich. Das Restprogramm? Nahezu ähnlich schwierig. Die Entscheidung rückt näher.

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