20. Januar 2023

Berlinski-Ex-Klub in Essen nicht unbekannt

Duellcheck: Verl und RWE vor Hinrunden-Abschluss nahezu Punkt- und Tordifferenz-gleich.

Berlinski-Ex-Klub in Essen nicht unbekannt – Rot-Weiss Essen
Vom Halleschen FC trennte sich RWE 0:0. Gegen Verl sollen für das Team um Simon Engelmann (2. v. r.) optimalerweise drei Zähler her. (Foto: Höft)

In der Saison 2019/20 kämpfte Rot-Weiss Essen unter anderem mit dem SC Verl um den Sprung ins Profigeschäft. Weil das direkte Duell krachend verloren ging und Corona einen Strich durch die finale Saisonphase machte, stiegen die Ostwestfalen in die 3. Liga auf – und etablierten sich! Binnen der letzten zwei Jahre wechselten drei Spieler aus Verl an die Hafenstraße, ein Testspiel im Sommer 2021 endete 4:4. Am Samstag, 14.00 Uhr, steht also im Rahmen des 19. Liga-Spieltags kein Duell der Unbekannten an!

Die Ausgangslage:

Von 19 Drittliga-Teilnehmern in der Saison 2022/23 hat Rot-Weiss Essen schon gegen 18 gespielt. Trotz ernüchternden Saisonbeginns sammelte die Hafenstraßen-Elf fünf Siege. Mit acht Unentschieden steht Rot-Weiss an der passend dazu mit dem SV Meppen geteilten „Punkteteilungs-Spitzenposition“: Keiner kommt auf so viele Remis. Insgesamt ergeben sich so 23 Punkte. Im letzten Hinrundenspiel zum zugegeben eigenartigen Zeitpunkt hat RWE die Chance, gegen den SC Verl die letzten drei Zähler der ersten Saisonhälfte zu sammeln.

Apropos geteilte Punkte: Die Anzahl der gesammelten Hartwährung stimmt bei den Ostwestfalen und Rot-Weiss exakt überein. Auch bei den erzielten Toren (24) tun sich beide Klubs nix, einzig ein Gegentreffer mehr versetzt RWE auf Platz 13, während der Sportclub an 12. Stelle rangiert. Ordentliche Positionen, bedenkt man, dass mit Osnabrück, Duisburg oder Dresden namhafte Klubs vor den Spieltagskonkurrenten stehen.

Wer gewinnt, kann bis auf den 9. Tabellenplatz vorrücken – vorausgesetzt die Konkurrenz spielt mit. Duisburg misst sich Montagabend (19.00 Uhr) mit dem Waldhof Mannheim und Dynamo Dresden muss Sonntagmittag (13.00 Uhr) beim VfB Oldenburg ran. Das Duell von Osnabrück gegen Dortmund II ist wegen Schneefällen abgesagt. Ein Abrutschen ist unabhängig des Ausgangs nicht möglich: Oldenburg auf Position 14 liegt vier Punkte hinter RWE und Verl.

So viel zur tabellarischen Situation. Doch eins haben Essen und Verl vor diesem Hintergrund noch gleich! Beide Teams lassen sich ungern schlagen, haben in den letzten zehn Partien nur zweimal verloren. Dass mit dem 0:0 gegen Halle die achte niederlagenlose Partie in Folge an der Hafenstraße für Hadern sorgt, ist in gewisser Art und Weise ein Luxusproblem. Das findet auch Ron Berlinski. „Wir haben gezeigt, dass wir schwer zu besiegen sind. Das ist in dieser engen 3. Liga ein großes Ding.“ Doch darauf ausruhen? Nix da mit dem Malocher: „Wir müssen uns in der Gegenwart darauf konzentrieren, was am nächsten Spieltag kommt und da den vollen Fokus auf drei Punkte legen.“

Berlinski-Ex-Klub in Essen nicht unbekannt – Rot-Weiss Essen
Malocher Berlinski (l.): „Haben gezeigt, dass wir schwer zu besiegen sind!“ (Foto: Endberg)

Apropos Ron Berlinski: Der 28-jährige Angreifer ist nach Yannick Langesberg (28, jetzt TSV Steinbach-Haiger) und Zlatko Janjic (36, jetzt vereinslos) der dritte Transfer vom SC Verl zu Rot-Weiss Essen in den vergangenen zwei Jahren. Berlinski ist, wenn man so will, überhaupt der Grund, warum das Spiel stattfindet. In den letzten sieben Spielen der Saison 2021/22 schaffte es der Malocher, sieben Treffer zu erkämpfen. Auch wenn solch eine Rechnung im Fußball nur schwer zu belegen ist: Nimmt man Berlinskis Tore raus, hätte Verl mindestens vier Punkte weniger erlangt. Zu wenig, um die Klasse zu halten!

Und so will der neben Felix Bastians beste Saisongoalgetter (fünf Treffer) bei aller Dankbarkeit auch gegen seinen Ex-Klub erfolgreich sein: „In den 90 Minuten spiele ich für RWE!“

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Definitiv nicht mit von der Partie werden in Paderborn Felix Götze (Muskelfaserriss), Sandro Plechaty (Muskelbündelriss) und Michel Niemeyer (Aufbautraining) sein. Cedric Harenbrock sowie Mannschaftskapitän Daniel Heber (beide Infekt) sind rechtzeitig zum Spiel genauso wieder fit wie Isaiah Young (Muskelprobleme). Hinter dem Einsatz von Andreas Wiegel (Gehirnerschütterung aus dem Spiel gegen Halle) steht ein Fragezeichen.

Der Gegner:

Der SC Verl ist an der Hafenstraße als unangenehmer Gegner bekannt. So sagt in etwa Chef-Trainer Christoph Dabrowski: „Die Mannschaft spielt mutigen Fußball, ist aggressiv in der Arbeit gegen den Ball und hat eine hohe Laufbereitschaft. Zudem ist das Team mit vielen jungen und hungrigen Spielern bestückt, bei eigenem Ballbesitz versucht Verl immer spielerische Lösungen zu suchen.“

Den zwölften Tabellenplatz in der durchaus herausfordernden 3. Liga untermauert der Klub aus der ostwestfälischen Provinz nahe Bielefeld mit ordentlichen Ergebnissen. Zwar haben die Schwarzweißen drei Spiele nicht gewonnen (zuletzt 1:1 gegen Freiburg und Dresden sowie 1:2 gegen Osnabrück), allerdings gingen insgesamt aus den letzten elf Partien nur zwei verloren. Zudem gehört Verl zu den drei Klubs, die Spitzenreiter und Überraschungs-Aufsteiger SV Elversberg bislang schlagen konnten: Das gemeinsame Duell endete am 01. Oktober 2:1. Ähnlich wie bei RWE verlief nur der Drittliga-Start holprig: In den ersten fünf Spielen holte die von Michél Kniat trainierte Elf nur einen Zähler.

Berlinski-Ex-Klub in Essen nicht unbekannt – Rot-Weiss Essen
Schwer zu schlagen: der SC Verl. (Foto: SC Verl)

Stichwort Kniat: Der 37-jährige Fußball-Lehrer fristet in Verl seine erste Station als Profiklub-Übungsleiter. Als Nachfolger von Guerino Capretti (wechselte zu Dynamo Dresden / heute vereinslos), trat er im Februar 2022 seinen Dienst an. Ganz nebenbei: Unter Kniat, der zuvor viereinhalb Jahre die SC Paderborn-Reserve trainierte, absolvierte Ron Berlinski jedes (!) Drittliga-Spiel und wurde später zum Stammspieler.

In Kniats Reihen gehört nach dem Abgang vom talentierten Angreifer Cyrill Akono (zu Borussia Dortmund) ein einsatzloser Deutschen Meister und DFB-Pokalsieger! Oliver Batista Meier zählte einst zu den größten Talenten seiner Generation. Der erst 21-jährige Flügelspieler erhielt 2018 die silberne U17 Fritz-Walter-Medaille. Seine Vorgänger-Preisträger der DFB-Nachwuchsauszeichnung sind unter anderem Julian Brandt, Max Meyer und Kai Havertz.

Jetzt macht der Angreifer, der 2020 in einem Spiel für den FC Bayern München in der Bundesliga debütierte und letztes Jahr zum Dresdner Stammpersonal in der 2. Bundesliga zählte, Halt in Ostwestfalen. Batista Meier ist für eineinhalb Jahre von ebenjener Dynamo ausgeliehen.

Einen torgefährlichen Offensivmann hat Verl schließlich bitternötig. Zwar kommt man beim Sportclub auf 24 Treffer, bei Betrachtung der Torjägerliste sticht allerdings kein Name so recht raus. Nach Akonos (vier Treffer) Abgang teilen sich Joel Grodowski, Yari Otto und Mael Corboz die interne Trefferkrone.

Letzterer kehrt nach einer Gelbsperre im Spiel gegen Freiburg wieder auf den Platz zurück. Somit fehlt ausschließlich der langzeitverletzte Barne Pernot (Kreuzbandriss).

Das Stadion:

Von einem Heimvorteil kann, wenn überhaupt eher für Rot-Weiss Essen die Rede sein! Mal mindestens 2.200 Fans – die Tageskassen öffnen in Verl – begleiten RWE nach Paderborn. Paderborn? Ja, richtig gelesen! Wegen andauernder Umbauarbeiten am Postweg weicht der SC Verl nunmehr seit der Saison 2020/21 sprunghaft in die HOME DELUXE Arena aus. Die rund 26 Autokilometer vom eigentlichen Sportclub-Spielort entfernte Heimspielstätte des Zweitligisten SC Paderborns wurde 2008 eröffnet. In ihr finden 15.000 Heim- und Auswärts-Zuschauer Platz.

Berlinski-Ex-Klub in Essen nicht unbekannt – Rot-Weiss Essen
Felix Herzenbruch kehrt Samstag an alte Wirkungsstätte zurück. (Foto: Endberg)

Besonders gut kennt Felix Herzenbruch die HOME DELUXE Arena. Die 30-jährige Abwehrkante, die wie schon gegen Halle womöglich für Wiegel, dessen Einsatz fraglich ist, in die Elf rücken könnte, verbrachte hier drei emotionale Jahre. Unmittelbar nach der Saison 2016/17, in der nur die Insolvenz des VfR Aalen Paderborn vor dem Abstieg in die Regionalliga West rettete, stieg Herzenbruch mit Paderborn in die 2. Bundesliga auf. Ein Jahr später, bevor „Herze“ an die Hafenstraße wechselte, schafften die Ostwestfalen den Durchmarsch in die 1. Bundesliga. Für den Defensivmann vor der Rückkehr alles nicht mehr als eine Randnotiz: „Ja, mein altes Stadion, wollen wir mal gucken“, gibt Herzenbruch gegenüber der Tageszeitung „WAZ“ zu Protokoll, bevor er über sportliche Zielsetzungen redet.

Vorherige Duelle:

Rot-Weiss Essen gegen den SC Verl war bis zum Aufstieg der Schwarzweißen in der Saison 2019/20 so etwas wie ein Regionalliga-West-Dauerbrenner-Spiel, was zwischen 2012 und 2019 jedes Jahr stattfand.

Im direkten Vergleich lässt sich ein minimaler Vorteil pro RWE feststellen: In 37 Aufeinandertreffen siegte 14-mal die Hafenstraße und 13-mal die Poststraße. 10 Partien endeten mit einer Punkteteilung.

In jüngster Vergangenheit tat sich RWE gegen Verl oftmals schwer: Der letzte Essener Sieg datiert auf den 16. September 2016. Damals trafen beim 2:0 vor 6.773 Zuschauern Kasim Rabihic (72.) und Vojno Jesic (87.) an der Hafenstraße. Das letzte Pflichtspiel in der Saison 2019/20 endete 1:4 für Verl, in einem Testspiel trennten sich die Kontrahenten im Sommer 2021 4:4. In dieser Partie trafen für RWE Young, Harenbrock, Plechaty und Sören Eismann. Für die Ostwestfalen war in der furiosen Partie, die bei einem Stand von 3:1 in die Halbzeit ging, unter anderem Ron Berlinski erfolgreich.

Berlinski-Ex-Klub in Essen nicht unbekannt – Rot-Weiss Essen
Das letzte Spiel gegen Verl gewann RWE 2016: Hier schmeißt sich Hafenstraßen-Fanliebling Timo Brauer (r.) in den Zweikampf mit Jan-Lukas Liehr. (Foto: Endberg)

Der Schiedsrichter:

Die Spielleitung übernimmt Bundesliga-Schiedsrichter Sven Jablonski. Für den 32-jährigen Bremer ist es das zweite Spiel mit RWE-Beteiligung: In der Saison 2011/12 pfiff Jablonski die Partie zwischen RWE und der FC Schalke 04 U23 (1:0).

Ihm assistieren Yannick Rath (31, Bremen) und Alexander Roppelt (25, Lübeck).

Das Wetter:

Bei einem Grad bleibt es in Paderborn windstill und trocken.

Übertragung:

MAGENTA SPORT überträgt die Partie ab 13.45 Uhr live. Den Kommentator macht Julian Engelhard, Tobi Schäfer moderiert durch die Sendung.

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