12. Februar 2023

Duellcheck: Viktoria keine Unbekannte!

Janßen, Wunderlich, West-Regionalliga-Vergangenheit: Auf Dreierjagd im geläufigen Sportpark Höhenberg.

RWE-Angreifer Ron Berlinski im Clinch mit Tobias Fleckstein vom MSV Duisburg
Will in Köln sicherlich den ersten Dreier seit Anfang November holen: Angreifer Ron Berlinski (r.). (Foto: Höft)

Altbekannte Bühne, altbekanntes Ziel! Rot-Weiss Essen möchte bei Ex-West-Regionalliga-Konkurrent Viktoria Köln im „Sportpark Höhenberg“ drei wichtige Zähler im Kampf um den Drittliga-Klassenerhalt einsacken. Wenn am kommenden Montag (19.00 Uhr) das Flutlicht erstrahlt, steht mal wieder ein Duell zweier direkter Tabellenkonkurrenten mit Hafenstraßen-Beteiligung an. RWE trifft dabei auf einige Bekannte.

Die Ausgangslage:

Remis-König Rot-Weiss Essen hat seine Namen am vergangenen Wochenende alle Ehre gemacht! Beinahe holten die Mannen von Fußball-Lehrer Christoph Dabrowski den Derbysieg – wäre da nicht Moritz Stoppelkamp gewesen. Der routinierte Ex-Essener schob nach 88 Zeigerumdrehungen einen Freistoß aus spitzem Winkel durch die zugegeben schlecht positionierte Mauer. 1:1, wie ärgerlich. Und doch: Der Abstand zur Gefahrenzone beträgt von Position 13 weiterhin fünf Punkte.

Schon zum zehnten Mal begnügt sich RWE mit einer Punkteteilung, so oft wie der SV Meppen und sonst kein Klub in der Drittklassigkeit. Mittlerweile auffällig: Besonders gern lassen sich die Rot-Weissen in den Schlussminuten einschenken. Schon zum vierten Mal kassierte das Hafenstraßen-Team den Ausgleichstreffer in den End-Akkorden: Zuvor gelang dieses Kunststück bereits Tobias Bech (FC Ingolstadt, 88. Minute, 2:2), Manuel Schäffler (Dynamo Dresden, 89. Minute, 1:1) und Nicolas Sessa (SC Verl, 90. Minute, 1:1). Dass nur fünf Teams, davon alle vier Top-4-Teams, weniger oder genauso viele Niederlagen wie RWE auf dem Konto haben, ist da bestenfalls eine Randnotiz.

Nachbessern muss RWE derweil auch in der Offensive. Das letzte Tor aus dem Spiel heraus erzielten die Rot-Weissen, als sie den letzten Dreier einsackten: am 06. November beim VfB Oldenburg. Allen vier Treffern, die nach dieser Partie fielen, ging ein ruhender Ball voraus.

Entsprechend ist es wenig überraschend, dass Christoph Dabrowski zum Spiel gegen den MSV Duisburg einige Angriffs-Umstellungen wagte. Torben Müsel, Clemens Fandrich und Ron Berlinski rotierten im Revierduell in die Startformation. Chef-Coach Dabrowski zog nach der Partie ein positives Fazit: „Alle Jungs haben ihre Aufstellung gerechtfertigt“, so der 44-Jährige, der alleinig die Chancenverwertung ankreidete: „Ich hätte mir noch mehr Zug zum Tor und Zielstrebigkeit in Abschlusssituationen gewünscht – da müssen wir zulegen!“

Apropos Erfolgserlebnisse: Felix Bastians, bester RWE-Goalgetter, verlängerte frisch sein auslaufendes Arbeitspapier bis 2024. Der 34-jährige Routinier führt RWE seit dem Weggang von Daniel Heber zum 1. FC Magdeburg Ende Januar als Mannschaftskapitän auf das Feld.

Duellcheck: Viktoria keine Unbekannte! – Rot-Weiss Essen
Verlängerte um ein weiteres Jahr: Mannschaftskapitän Felix Bastians. (Foto: Höft)

Am Höhenberg trumpft RWE derweil mit einem Ex-Viktorianer in eigenen Reihen auf. Flügelflitzer Kevin Holzweiler absolvierte 168 Spiele in der Domstadt, zählte in den ersten beiden Kölner Drittliga-Saisons zum Stammpersonal und erzielte 17 Tore sowie 28 Vorlagen. Mit all seiner Dribblingstärke hatte der 1,64-Meter-große Holzweiler zudem maßgeblichen Anteil am Profifußball-Aufstieg in der Saison 2018/19.

Nennenswert: Rot-Weiss Essen kann mit einem Sieg den Abstand auf die Abstiegszone auf ganze acht Punkte vergrößern. Aus dem Tabellenkeller gewannen am aktuellen 22. Spieltag alleinig der SV Meppen (2:1 gegen 1860 München) und Erzgebirge Aue (2:1 gegen Mannheim). Mit Borussia Dortmunds U23 (1:2 gegen Saarbrücken), dem FSV Zwickau (0:4 gegen Duisburg), dem VfB Oldenburg (0:3 gegen Elversberg), dem Halleschen FC (1:3 gegen Freiburg) und der Spvgg Bayreuth (2:3 gegen Wiesbaden) ließen jedoch auch einige Konkurrenten massig federn.

Hoffnung darf derweil auch die Personalsituation machen: Zwar fallen mit Simon Engelmann (Mandelentzündung), Sandro Plechaty und Michel Niemeyer (Aufbautraining) drei Rot-Weisse aus, mit Felix Götze (zuletzt Trainingsrückstand nach Muskelfaserriss) steht allerdings ein absoluter Stammspieler wieder voll im Saft.

Das Hinspiel:

Ein Tag, an den sich RWE nicht besonders gern erinnern dürfte: In der Hinrunde hagelte es ein 1:4 gegen Viktoria Köln.

Eigentlich hatten die Rot-Weissen gedacht, man wäre nach dem 2:2-Remis gegen den MSV Duisburg in der 3. Liga angekommen. Doch der Punktverlust am 3. Spieltag gegen die Domstädter belehrte eines Besseren. Nach solider Anfangsphase, bestrafte Hamburger-SV-Leihgabe Robin Meißner eine Unachtsamkeit der RWE-Defensive. Als Heber noch einen Foulelfmeter verursachte, Routinier Marcel Risse auf 0:2 stellte und Bastians später einen Risse-Eckball ins eigene Tor köpfte, war der unangenehme Mittwochabend perfekt.

Duellcheck: Viktoria keine Unbekannte! – Rot-Weiss Essen
Das hatte sich Lawrence Ennali (r.) sicherlich anders vorgestellt: Nach zwei Standards von Marcel Risse (l.) war die Partie in der Hinrunde vorschnell entschieden. (Foto: Höft)

Dass Simon Engelmann noch einen Treffer in den Kölner Maschen unterbrachte und Simon Handle in den letzten Atemzügen des Spiels auf das etwas zu deutliche Ergebnis stellte, wurde lediglich zur Randnotiz. „Ich habe das Gefühl, dass wir aktuell sehr viel Lehrgeld bezahlen“, so das ernüchterte Fazit von Coach Dabrowski. „Nach dem Gegentor haben wir 15 oder 20 Minuten gebraucht, um wieder in den Rhythmus zu kommen. Das kann man sich in dieser Liga nicht erlauben!“

Der Gegner:

Auch wenn Viktoria Köln im letzten Spiel einen Punkt gegen den Tabellenzweiten Wehen Wiesbaden erkämpfte (1:1), muss die Stimmung der Höhenberger nach der Partie getrübt gewesen sein: Nicht nur, dass SVW-Angreifer Ivan Prtajin den zwischenzeitlichen Führungstreffer von Simon Stehle ausglich – eine Rudelbildung in den letzten Sekündchen des Spiels brachte gleich zwei Kölner Stammakteuren eine Sperre für das RWE-Spiel ein.

Was war passiert? Risse spielte ein recht harmloses Foulspiel an Wiesbaden-Offensivmann Benedict Hollerbach. In der Emotion, nachdem Saghiri dem Hessen wohl Zeitspiel vorwarf, entstand eine Rudelbildung. Nils Dietz eilte herbe, lieferte sich ein Têtê-a-Têtê mit Kianz Froese und kassierte dafür den gelb-roten Karton. Nach der undurchsichtigen Situation zückte Schiedsrichter Timo Gansloweit (Dortmund) zudem die gleiche Karte für Patrick Koronkiewicz. Der 31-jährige Rechtsverteidiger ist mit vier Toren und fünf Vorlagen bester Scorer und nach Meißner zweithäufigster Torschütze der Viktorianer. „Unnötig! Aber Emotionen gehören dazu. Meine Mannschaft stand enorm unter Druck“, so der Kommentar von Olaf Janßen am „MAGENTA SPORT“-Mikro. Weiterhin werden wohl auch die langzeitverletzten Offensivkicker David Philipp und Federicos Palacios fehlen.

Duellcheck: Viktoria keine Unbekannte! – Rot-Weiss Essen
Nach der Ausbildung zum Fußball-Lehrer wurde er 2005 Sportdirektor an der Hafenstraße: Viktoria-Coach Olaf Janßen. (Foto: Endberg)

Apropos Janßen … Den kennt man doch! Der 56-jährige Kölner Übungsleiter führte RWE 2005/06 als Sportdirektor zum direkten Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga. 2008 trennten sich die Wege wieder, inzwischen ist Janßen bereits in seiner zweiten Viktorianer Amtszeit. Und auch Mittelfeldmotor Mike Wunderlich hat seine Visitenkarte an der Hafenstraße dagelassen:  Zwischen 2008 und 2010 traf der heute 36-Jährige in 51 Partien 16-mal für RWE ins Schwarze. Mit 190 Treffern und 83 Vorlagen in 328 Spielen gehört Wunderlich schon heute zu den Ikonen am Höhenberg.

Nicht trüben lassen dürfen sich Rot-Weisse derweil von den ausbleibenden Punkten der Kölner in diesem Jahr: Zwar schlagen drei Niederlagen und ein Remis zu Buche, allerdings spielte das Janßen-Team ausschließlich gegen Spitzenmannschaften: Dem VfL Osnabrück unterlag man 1:3, dem 1. FC Saarbrücken im Anschluss 0:2 und der Truppe von Ex-RWE-Coach Christian Neidhart 1:4.

Weil die Kölner vor der verfrühten Winterpause allerdings eine beachtliche Serie von vier Siegen nacheinander hinlegten, winken die zwischenzeitlich acht Partien erfolgslosen Viktorianer vom zehnten Tabellenplatz aus der ersten Tabellenhälfte. Rein rechnerisch könnte das dreizehntplatzierte Rot-Weiss Essen an den Domstädtern vorbeiziehen, dafür wäre aber ein Sieg mit mindestens vier Treffern Unterschied vonnöten.

Vorherige Duelle:

Viktoria-Flaute will beendet werden! Rot-Weiss Essen hat seit geschlagenen zehn Pflichtspielen nicht mehr gegen Köln gewonnen. Hinzu kommt eine Testspiel-Niederlage im Januar 2022 (2:4). Der letzte rot-weisse Sieg gegen die Höhenberger datiert auf den 23. September: Damals trafen für RWE Tobias Steffen und Sven Kreyer. 

Duellcheck: Viktoria keine Unbekannte! – Rot-Weiss Essen
Für ein Testspiel gastierte Aufsstiegsspieler Marius Kleinsorge (l.) mit RWE vor etwas mehr als einem Jahr am Höhenberg. Endstand: 2 zu 4! (Foto: Endberg)

Von 15-Spielen gewann RWE insgesamt dreimal, siebenmal siegte die Viktoria, fünf Spiele endeten Remis – so auch das letzte West-Regionalliga-Aufeinandertreffen beider Klubs, das endete torlos 0:0.

Der Schiedsrichter:

Mario Hildenbrand (27, Wertheim) leitet die Partie. Er war bereits Referee beim rot-weissen Gastspiel bei der SpVgg Bayreuth im August.

Hildenbrands Assistenten sind Philipp Reitermayer (29) und Henry Müller (34, Cottbus).

Das Wetter:

Es winkt angenehmes Winter-Abendwetter: Bei 8 Grad bleibt es trocken.

Übertragung:

Liga-Partner „MAGENTA SPORT“ überträgt die Partie live ab 18.45 Uhr. Christian Straßburger kommentiert, Konstantin Klostermann moderiert.

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