10. März 2023

Mit Selbstvertrauen in den „Schacht“!

Duellcheck: Seit dem Hinspiel hat sich in Essen viel getan.

Mit Selbstvertrauen in den „Schacht“! – Rot-Weiss Essen
Breite Brust bei Oguzhan Kefkir (r.) und Thomas Eisfeld: RWE ist seit drei Drittliga-Partien ungeschlagen. (Foto: Höft)

Als Rot-Weiss Essen und Erzgebirge Aue im September 2022 aufeinandertrafen, da war das so etwas wie ein Krisen-Duell – und zugegebenermaßen ein verdammt Überraschendes! Ein wenig, weil der Neu-Aufsteiger aus der West-Regionalliga bislang noch kein Spiel gewonnen hatte, vielmehr sorgte dafür allerdings die bittere Flaute der lila-weißen „Veilchen“, die als Zweitliga-Absteiger ambitioniert in die dritthöchste deutsche Spielklasse gestoßen waren. Der Essener 2:1-Sieg stürzte Erzgebirge noch tiefer ins Schlamassel. Schon damals waren RWE und Aue in der Tabelle nah beisammen – und daran hat sich bis heute wenig verändert: Wenn am Samstag (14.00 Uhr) im Erzgebirgsstadion der Ball rollt, dann läuft das Duell des Tabellen-Dreizehnten gegen den -Vierzehnten und das Kräftemessen zweier Klubs, bei denen sich seit dem Hinspiel unheimlich viel getan hat. Mehr dazu im Duellcheck!

Die Ausgangslage:

An der Hafenstraße könnte es bedeutend schlechter laufen! Auch wenn der ersehnte Klassenerhalt lang noch nicht erreicht ist und wohl noch reichlich Einsatz vonnöten ist, zeigt die Formkurve in die richtige Richtung. Von neun möglichen Zählern fuhr das RWE-Team aus den letzten drei Spielen sieben ein, hinzu kommt das Erreichen des Pokal-Halbfinals gegen den Wuppertaler SV (1:0). Auf Drittliga-Sieg gegen den BVB II (2:0) und Remis beim FC Ingolstadt (1:1) folgte ein Erfolg am vergangenen Spieltag, als die SpVgg Bayreuth im Ruhrgebiet zu Gast war. Treffer von Felix Herzenbruch und Björn Rother sei Dank: RWE gewann auch hier 2:0.

Wichtig! Besonders dann, wenn man in den Terminkalender der kommenden Wochen lugt. Auf Aue (Sa., 11. März) folgen die Aufstiegskandidaten Osnabrück (Di., 14. März), Saarbrücken (Sa., 18. März) und Wiesbaden (Sa., 25. März). Dann kommt ein Spiel gegen den nicht aufstiegsberechtigten Tabellenzweiten SC Freiburg II (Sa., 01. April), bevor Dynamo Dresden (Sa., 08. April) – seines Zeichens ebenfalls heißer Kandidat für die Aufstiegsrelegation – zum Kracher bittet. Danach kehrt Christian Neidhart mit dem Mannheimer Waldhof rund ein Jahr nach seiner Freistellung an die Hafenstraße zurück (So., 16. April). Dreimal darfste raten: Auch der Ex-RWE-Coach und sein Team hegen realistische Aufstiegsambitionen. „Wir haben schwierige Gegner vor der Brust“, weiß Dabrowski, der in der Trainingswoche unter anderem mit Schneetreiben und somit erschwerten Bedingungen zu kämpfen hatte. „Darum war es umso wichtiger, gegen Bayreuth den Dreier zuhause zu halten!“

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Überraschung! Am Mittwochvormittag brach an der Hafenstraße Schneetreiben aus. (Foto: RWE)

Der 44-jährige Trainer übrigens hat gute frische Erinnerung an den kommenden Gegner Aue: Mit Hannover 96 besiegte er den FC Erzgebirge im April 3:1. Als Spieler feierte dazu 2011 einen fulminanten 6:0-Sieg, als er die „Veilchen“ mit Bochum empfing. Netter Sidefact: Schon damals war bei den Auern Martin Männel im Tor. Der 34-Jährige ist seit 2008 im Erzgebirge angestellt.

Doch zurück in die nahe Zukunft: Vor dem Duell gegen die in der Tabelle mit zwei Zählern weniger auf der Haben-Seite benachbarten Auer „Schachter“ trennen RWE acht Punkte zur Abstiegszone. Mit Fug und Recht darf sich ein jeder Rot-Weisser zur Mittelfeldgruppe zählen. So ist am 26. Drittliga-Spieltag zumindest theoretisch in der Tabellen-Gruppe, zu der auch die unangefochtenen Vorsaison-Aufstiegskandidaten FC Ingolstadt und 1860 München gehören, der Sprung bis auf die neunte Klassement-Position möglich. Dafür wird aber ein eigener Sieg sowie die Flaute bei nahezu allen anderen Tabellennachbarn vonnöten sein: Nachdem sich Freitagabend (19.00 Uhr) der elftplatzierte SC Verl (11. / 34 Punkte) mit Halle misst, treffen Samstagmittag parallel zur Essen-Aue-Partie 1860 München (8. / 35) und der MSV Duisburg (12. / 33) sowie Viktoria Köln (10. / 35) und Zwickau aufeinander. Ingolstadt (9. / 35) hat Sonntag (13.00 Uhr) die überaus schwierige Aufgabe Freiburg vor der Brust.

Nur muss der fußballgeneigte Kenner bei all dem Zahlendrehen und Theorie-Geschwätz auch da wieder relativieren: Wie schnell die Gefahrenzone ein Thema ist, bewies der letzte Spieltag. Weil Zwickau gegen den SC Verl gewann (2:1) und Halle bei Meppen erfolgreich war (3:2) rückte die rote Linie zwischenzeitlich wieder auf fünf Zähler näher heran. Eng gehts zu im Drittliga-Klassement!

Gute Nachrichten gibt es derweil von der rot-weissen Krankenstation: Die zuletzt erkrankten Lawrence Ennali, Niklas Tarnat und Meiko Sponsel gehören wieder zum möglichen Aufgebot.

Mittelfeld-Motor Felix Götze befindet sich derzeit nach seinem Teilriss des Bandapparates früher als gedacht wieder im Aufbau- und zumindest teilweise im Mannschaftstraining. Für Aue ist er jedoch noch kein Thema. Simon Engelmann fehlt weiter mit einer Mandelentzündung.

Und noch etwas, das für ein gutes rot-weisses Auftreten im Erzgebirgsstadion spricht: Mit Andreas Wiegel und Clemens Fandrich haben zwei RWEler als Ex-Profi der Auer reichlich Wissen über den anstehenden Gegner. Letzterer Mittelfeldmann, der im Hinspiel sein Hafenstraßen-Debüt feierte, kickte sogar sechs Jahre im „Schacht“. Von 2016 bis 2022 war er lange Jahre Teil des sächsischen Kaders. „Man hat mit ihm natürlich darüber gesprochen, wie die Zeit in Aue abgelaufen ist. Seitdem ist jedoch viel passiert– viele neue Spieler sind im Kader“, sagt Abwehr-Teamkollege Sandro Plechaty, der mahnt: „Aue ist gut in die Rückrunde gestartet!“

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Torgefährlichster RWE-Schütze bleibt derweil weiterhin Felix Bastians mit sechs Treffern. Und wenn wir schon beim Thema „Sturm“ sind: Sollte sich Ron Berlinski gegen Erzgebirge Aue eine gelbe Karte einhandeln, dann bedeutete das eine Sperre im Flutlicht-Duell mit Osnabrück. Die Drittliga-Referees verwarnten den RWE-Angreifer in dieser Saison schon viermal.

Das Hinspiel:

Endlich! Am 02. September 2022 fuhr Rot-Weiss Essen nach sechs Anläufen endlich den ersten Drittliga-Dreier ein. Unter Flutlicht erkämpften die Essener beim 2:1 (1:0) Zählbares gegen Erzgebirge Aue. Ein Bastians-Kopfballtreffer (22.) sowie ein Abstauber von José-Enrique Rios Alonso (63.) ließen die 16.070 Zuschauer im Stadion an der Hafenstraße jubeln – abgezogen der mitgereisten Auer. Die hatten nur acht Minuten zu lachen: Sam Schreck glich vor dem Rios-Alonso-Treffer aus.

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Was eine Erleichterung! Im Hinspiel besiegt RWE Aue 2:1. (Foto: Endberg)

Nach dem Spiel war Chef-Coach Dabrowski erleichtert, „den Bock umgestoßen zu haben. Mit welcher Energie und Geschlossenheit die Mannschaft aufgetreten ist – da muss ich meiner Mannschaft ein riesiges Kompliment machen“, freute sich der Ex-Profi. „Die Basis war das Verteidigungsverhalten und die Energie, die wir auf den Platz bringen konnte.“

Der Gegner:

Und hat man noch so viel Ahnung von Fußball, dieser Saisonstart von Erzgebirge Aue kam überraschend! Zehn Spieltage benötigten die „Schachter“, um einen Dreier einzufahren. Erst nach 12 Partien knackten die Ost-Sachsen die Zehn-Punkte-Marke. Und das als Zweitliga-Absteiger! Da hatte die SV Elversberg schon einen Kontostand von 28, 1860 München von 26 Zählern.

Doch seither hat sich im Erzgebirge viel getan: Auf einen Umbruch im Vorstand folgte mit Pavel Dotchev die Rückkehr eines „alten Neuen“ an die FCE-Seitenlinie. Der erfahrenste Drittliga-Trainer (mehr als 300 Spiele auf dem Konto), der bereits seine dritte Amtszeit bei den „Schachtern“ antrat, übernahm von Timo Rost und bereitete das „Veilchen“-Team auf die Rückserie vor.

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Zurück im Schacht: Pavel Dotchev. (Foto: Erzgebirge Aue)

Mit reichlich Erfolg: Seither gewann der FC Erzgebirge Aue fünf Spiele und verlor nur zwei Partien. Die Abstiegsränge distanzierte man so auf fünf Punkte. Eine stolze Leistung, bedenkt der Fußballinteressierte, dass Erzgebirge vor Dotchevs Wechsel gerade einmal drei Siege und 14 Punkte auf dem Konto hatte. Damit sammelte Aue in acht Spielen der Restserie mehr Zähler wie in 17 Partien in 2022. Zu den besiegten Gegnern in diesem Jahr zählen derweil Waldhof Mannheim, Wehen Wiesbaden, der 1. FC Saarbrücken und der FC Ingolstadt – allesamt Klubs, die zum Zeitpunkt des Spiels auf einer Top-5-Position standen. Im eigenen Stadion ist Erzgebirge Aue 2023 zudem noch ungeschlagen.

Zu verknusen hatte das Dotchev-Team allerdings vor der Essen-Partie das 0:1 gegen Dynamo Dresden. Im Sachsen-Derby, was durch den Besuch von knapp 30.000 Zuschauern zum meistbesuchten Drittliga-Spiel der Saison wurde und dadurch RWE gegen den MSV in der Hinserie ablöste, entschied ein Foulelfmeter von Ahmet Arslan. Dabei waren die Erzgebirgler jedoch keineswegs chancenlos im Rudolf-Harbig-Stadion.

Ein möglicher Ansatz, warum es zu Saisonbeginn nicht geklappt haben könnte, ist ein einschneidender Umbruch. Die Qualitäten in den eigenen Reihen sind jedoch nicht abzustreiten. Angesprochener Männel im Tor, seines Zeichens Kapitän, verfügt über die Erfahrung von 474 (!) Spielen im Schacht. Offensivakteur und Aserbaidschan-Nationalspieler Dimitrij Nazarov scorte in 208 Erzgebirgs-Partien 63-mal. Unumstritten sind auch die Qualitäten von Schreck: Der Ex-Harenbrock-Teamkollege bei den Leverkusener Junioren war lange Jahre deutscher Nachwuchs-Nationalspieler und verbrachte zuletzt drei Jahre in der niederländischen Eredivisie beim FC Groningen.

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Muss mit Rosenlöcher, Nkansah und Barylla auf gleich drei Defensiv-Kollegen verzichten: Aue-Abwehrmann Korbinian Burger. (Foto: Höft)

Ein weiterer Grund, warum es wieder läuft: Antonio Jonjic ist zurück. Der 23-jährige Stürmer erzielte nach Verletzungspause in der Hinserie in 2023 fünf Treffer in sieben Partien, hinzu kommt eine Vorlage. So avancierte er neben Nazarov zum besten Erzgebirgs-Torschützen. Bitter nur, dass Jonjic wegen eines Tätlichkeits-Platzverweises gegen Saarbrücken im RWE-Duell noch eine Sperre absitzen muss. Aue wird zudem ohne die Defensivspieler Linus Rosenlöcher (5. Gelbe Karte), Anthony Barylla (Knie) sowie Steffen Nkansah (Schambeinentzündung) antreten.

Das Stadion:

Rot-Weiss Essen gastiert am kommenden Samstag erstmals im modernisierten Erzgebirgsstadion. Die Traditions-Arena inmitten der sächsischen Provinz Aue-Bad Schlema wurde 2017 komplett auf den aktuellen Stand gebracht. Das 16.485 Zuschauer fassende Erzgebirgsstadion könnte nach dem Umbau rund Vier-Fünftel der Einwohnerzahl der sächsischen Kreisstadt gleichzeitig beherbergen.

Rot-Weiss Essen hat für das Auswärtsspiel bei Erzgebirge Aue insgesamt 1.800 Tickets zur Verfügung gestellt bekommen. Davon sind derzeit 800 vergriffen.

Vorherige Duelle:

Elfmal trafen Rot-Weiss Essen und Erzgebirge Aue aufeinander. Die Bilanz ist ausgeglichen! Vier Spiele gingen an RWE, vier an die „Schachter“, dreimal trennten sich beide Teams Remis.

Besonders bitter blieb der Saisonauftakt 2004/05 in Erinnerung, der wie der 1. Spieltag dieser Saison anmutet. Nach frühem 0:4 im heimischen Georg-Melches-Stadion, stand am Ende ein 1:5 auf der analogen Anzeigetafel im altehrwürdigen Essener Spielort. Für Rot-Weiss traf Peter Foldgast, bei Aue stand der heutige Sport-Geschäftsführer Matthias Heidrich auf dem Rasen.

Der Schiedsrichter:

Der Mainzer Tom Bauer hat die Spielleitung inne. Er war bereites Referee der rot-weissen Partie gegen Dynamo Dresden. Am vergangenen Samstag feierte Bauer im Spiel Hansa Rostocks gegen den Karlsruher SC (0:2) sein Zweitliga-Debüt. Glückwunsch!

Dem frischen Bundesliga-Referee assistieren Tom Klein (34, Wiebelskirchen) und Justin Hasmann (23, Neunkirchen).

Das Wetter:

Puh! Wieder wirds frisch. Zur Spielzeit ist 1 Grad angesagt. Im Erzgebirge wehen zudem Böen bis zu 50 km/h.

Übertragung:

MAGENTA SPORT überträgt die Partie ab 13.45 Uhr live. Anett Sattler führt als Moderatorin durch die Sendung, Lenny Leonhardt kommentiert.

Außerdem zeigt der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) das Duell ab 14.00 Uhr im Free-TV.

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