17. März 2023

Auf Aufstiegskandidat folgt Aufstiegskandidat!

Duellcheck: RWE Samstag bei Tabellensiebtem 1. FC Saarbrücken zu Gast.

Auf Aufstiegskandidat folgt Aufstiegskandidat! – Rot-Weiss Essen

Nächstes Top-Team im Anflug! Der 1. FC Saarbrücken lugt vom 7. Platz auf die obersten Tabellenränge. (Foto: Höft)

Kaum sind dem einen Aufstiegskandidaten die Punkte abgerungen, geht es für Rot-Weiss Essen schon daran, den nächsten Punktklau aus den oberen Tabellenregionen zu begehen. Samstag (14.00 Uhr) ist Chef-Trainer Christoph Dabrowski mit seinem Team beim 1. FC Saarbrücken im Ludwigsparkstadion zu Gast. Die Saarländer befinden sich derzeit auf dem 7. Platz und rangieren schon seit Saisonbeginn in Schlagdistanz zu den Top-Plätzen – und das, obwohl sich immer wieder eine gewisse Formschwäche einschlich.

Die Ausgangslage:

Nach dem starken 1:1-Remis gegen den VfL Osnabrück ist die Essener Brust breit. Den brutal formstarken Niedersachsen (zuvor zehn Siege in elf Spielen) kämpfte RWE dank eines Lawrence-Ennali-Treffers ein Unentschieden ab.

Auf Aufstiegskandidat folgt Aufstiegskandidat! – Rot-Weiss Essen

Avancierte gegen Osnabrück zum Matchwinner: Lawrence Ennali. (Foto: Höft)

Schlüssel auch am Dienstag: Defensivstärke! Erst in acht Spielen kassierte RWE zwei oder mehr Gegentore. Nicht besonders? Jetzt kommt der springende Punkt! Nach dem verpatzten Saisonstart schafften das nur noch vier Teams in 21 Spielen – Wiesbaden, Oldenburg, Elversberg und Aue. „Hinten sind wir absolut stabil“, weiß Abwehrkante Felix Herzenbruch. „Wir wehren uns mit allem, was wir haben. Auch nach Rückständen bleiben wir am Ball!“

Mit einer Statistik hadert die Hafenstraße dennoch. In zehn Partien 2023 konnte RWE noch nicht einmal in der ersten Halbzeit treffen. Alle neun erzielten Tore fielen nach dem Seitenwechsel. Und auch mit den Torjägern hapert es gerade: Einzig Thomas Eisfeld und Björn Rother durften sich im neuen Jahr schon zweimal in die Torjägerliste eintragen. Alle anderen erfolgreichen Rot-Weissen – Felix Bastians, Jose-Enrique Rios Alonso, Cedric Harenbrock, Herzenbruch und Lawrence Ennali – trafen nur einfach.

Auf Aufstiegskandidat folgt Aufstiegskandidat! – Rot-Weiss Essen
Die RWE-Abwehr ist alles andere als lückenhaft – und bricht mal einer durch, ist da immer noch RWE-Schlussmann Jakob Golz. (Foto: Endberg)

Noch einmal verzichten muss RWE auf Simon Engelmann. Der 34-jährige Angreifer absolviert nach einer Mandelentzündung zwar wieder Laufeinheiten, sein Trainingsrückstand ist für einen Einsatz gegen Saarbrücken allerdings noch zu groß. Zudem fällt Michel Niemeyer mit einem Muskelfaserriss aus. Meiko Sponsel und Aurel Loubongo kehren nach kleinen Wehwehchen wieder zurück. Auf der Hut vor der Gelbsperre müssen derweil Herzenbruch, Rios Alonso und Ron Berlinski sein.

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Das rot-weisse Ziel gegen Saarbrücken jedenfalls ist klar: den Favoriten ärgern und so Anschluss an die Mittelfeldpositionen halten. Gleichzeitig ist es jederzeit Maxime, den Abstand zur Gefahrenzone weiter auszubauen. Am vergangenen Spieltag gelang das: Neun Punkte sind es nun zur siebzehntplatzierten Borussia Dortmund U23 und dem ersten Abstiegsplatz.

Für das mit 33 Zählern vierzehntplatzierte Rot-Weiss Essen ist Samstag theoretisch der Sprung bis auf Tabellenposition 11 möglich. Voraussetzung: Erzgebirge Aue (11. / 36 Punkte) verliert gegen 1860 München (Sa., 14.00 Uhr), der FC Ingolstadt unterliegt Montagabend (19.00 Uhr) Dynamo Dresden (12. / 35) und der MSV Duisburg (13. / 34) unterliegt dem SC Verl. Ein Zebra-Remis würde zum Tabellensprung reichen, wenn RWE mit mehr als zwei Toren Vorsprung gewinnt. Das Abrutschen in der Tabelle ist nicht möglich: Der Hallesche FC (15.) hat sieben Zähler weniger auf der Haben-Seite.

Das Hinspiel:

Der nächste Befreiungsschlag! Vor den Augen von 15.907 Zuschauern besiegte Rot-Weiss Essen am Montagabend vom 19. September den 1. FC Saarbrücken mit 1:0. Felix Götze hatte mit seinem Treffer nach 37 Zeigerumdrehungen den Sieg auf dem Silbertablett geliefert. Die favorisierten Saarbrücker mussten trotz eigenen Chancenreigens – Torhüter Daniel Batz hatte sogar in den Schlusssekunden beinahe noch ausgeglichen – ihre erste Saison-Niederlage hinnehmen. Essen hingegen landete nach der 0:1-Pleite gegen Osnabrück einen wichtigen Befreiungsschlag und spielte sich auf einen Nicht-Abstiegsplatz vor.

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Chef-Trainer Christoph Dabrowski war nach dem Spiel „sehr stolz“. „Wir sind organisiert und leidenschaftlich aufgetreten“, konstatierte der Coach, dessen Team nach der Partie bis zum derzeitigen Spieltag nie wieder in die Rote Zone rutschte.

Der Gegner:

Die Ausgangslage ist ähnlich wie im Hinspiel! Zwar stehen die Saarbrücker, die 2020 aus der Südwest-Regionalliga in die 3. Spielklasse aufstiegen, auf dem 7. Tabellenplatz, doch der Schein trügt: Nur drei Punkte fehlen zur aktuell zum direkten Aufstieg berechtigenden dritten Klassement-Position – der SC Freiburg (2.) darf den Gang in die 2. Bundesliga nicht antreten. Und vor dem Duell mit den Rot-Weissen haben die Saarbrücker wieder – man kann es nicht anders sagen – die SpVgg Bayreuth plattgewalzt. Während der FCS die „Oldschdod“ im Hinspiel mit 6:0 überrollte, stand in der Englischen Woche ein 5:0 auf der Anzeigetafel.

Doch längst war Saarbrücken nicht immer der überzeugende Herausforderer in dieser Saison. Erst mit dem 2:0-Sieg über den SV Wehen Wiesbaden zu Beginn der „Englischen Woche“ fand die Elf aus dem kleinsten Bundesland Deutschlands zurück in die Spur. Zuvor verlor man aus acht Spielen ganze sechs: 2:3 gegen Duisburg, 0:2 gegen Verl, 0:4 (!) gegen Elversberg, 3:4 gegen Ingolstadt, 1:2 bei Aue und 1:2 gegen Osnabrück. Definitiv zu wenig für einen Aufstiegskandidaten!

Anders vorgestellt hatte sich das in jedem Fall Rüdiger Ziehl, der seit Oktober an der saarländischen Seitenlinie coacht. Der 45-jährige Ex-Profi war lange Jahre in Diensten des VfL Wolfsburgs. Bei den Niedersachsen engagierte sich Ziehl vor allem rundum die 2. Mannschaft. Im vergangenen Jahr rutschte er dann mit der TSV Havelse aus der 3. Liga ab.

Eigentlich war der Pfälzer ins Ludwigsparkstadion gekommen, um ein ganz anderes Aufgabengebiet zu übernehmen: Erst im September, wenige Tage vor dem Gastspiel an der Hafenstraße, beschäftigten die Saarländer Ziehl als Manager für die Profimannschaft – eine Art Schnittstelle zwischen Sportdirektor Jürgen Luginger und Ex-Coach Uwe Koschinat. Nach zwei Niederlagen – darunter eine bei RWE – und einem Unentschieden in Folge, stellte der FCS den heutigen Arminia-Bielefeld-Trainer Koschinat frei, kurzerhand rutschte Fußball-Lehrer Ziehl selbst auf die Bank. Erst als Interimscoach, dann als fixer Trainer.

Die Zielsetzung für den 1. FC Saarbrücken ist im Spiel gegen Rot-Weiss Essen entsprechend klar: Im engen Aufstiegskampf sollen Zähler gesammelt werden, die in Anbetracht der sich langsam dem entscheidende Ende nähernden Saison immer wertvoller werden. Die namhafte Konkurrenz jedenfalls – Waldhof Mannheim (3.), Dynamo Dresden (4.), der VfL Osnabrück (5.) und Wehen Wiesbaden (6.) – schläft nicht.

Während sich Saarbrückens Angriffs-Ass Sebastian Jacob (sieben Treffer in elf Partien) von einem Kreuzbandriss regeneriert, ist der FCS noch auf der Suche nach einem brandgefährlichen Goalgetter. Auch wenn der Top-Treffermacher schon seit Oktober fehlt, führt er immer noch die interne Torjägerliste an. Adriano Grimaldi (6 Tore), Julian Günther-Schmidt (5), Ex-RWEler Kasim Rabihic (5) und Marvin Cuni (5) stehen Jacob noch nach.

Auf Aufstiegskandidat folgt Aufstiegskandidat! – Rot-Weiss Essen
Der zweitbeste Saarbrücker Torschütze Adriano Grimaldi (l.), hier im Zweikampf mit Felix Herzenbruch, war jüngst auch gegen die SpVgg Bayreuth erfolgreich. (Foto: Endberg)

Dafür haben die Saarländer einen Kicker in ihren Reihen, der ordentlich auflegt. Der Bayer Richard Neudecker, der mit drei Scorern am Bayreuth-Sieg beteiligt war, kommt in dieser Saison schon auf 12 Assists in 25 Spielen. Einzig Aaron Opoku (21/22 / 12 Vorlagen in 24 Spielen) und Rabihic (21/22 / beim SC Verl) hatten in der Drittliga-Historie nach dieser Anzahl absolvierter Partien so oft Treffer vorbereitet.

Ein Charakteristika zeichnet den FCS in dieser Saison zudem besonders aus: Routine! Mit durchschnittlich 28,2 Jahren hat Saarbrücken den „ältesten“ Kader der Liga. 14 Spieler sind Ü30! Zum Vergleich: RWE hat gerade einmal acht Akteure, die 30 oder älter sind. Doch was bedeuten Lenzen? Ordentlich Erfahrung! Tobias Jänicke (34 Jahre alt) kommt auf 271 Drittliga-Partien, Dominik Ernst (32) auf 154-mal 3. und 147-mal West-Regional-Liga, Torhüter Batz (32) auf 166 Südwest- und 104 Dritt-Liga-Partien. Und wir könnten noch weiter machen!

Dabei fehlen sogar einige der Routiniers verletzt oder rotgesperrt: Mike Frantz (36 / 228 Bundesliga-Spiele / verletzt), Marcel Gaus (33 / 233 Zweitliga-Spiele / Rotsperre), Julius Biada (88 Drittliga-Spiele und 81 Zweitliga-Spiele / verletzt) und Steven Zellner (32 / 180 Regionalliga- und 57 Drittliga-Spiele) waren zuletzt nicht mit von der Partie. Zudem muss FCS-Coach Ziehl auf Frederick Reckenwald verzichten. Tobias Schwede bleibt suspendiert.

Das Stadion:

Ähnlich wie in Aue hat es Rot-Weiss Essen wieder mit einem modernisierten Traditionsstadion zu tun. Zwischen 2016 und 2021 wurde die ursprünglich 1953 eröffnete Arena saniert. Heute bietet das Ludwigsparkstadion im Saarbrücker Vorort Malstatt 16.000 Heim- und Gästefans beste Sicht auf das Spielfeld.

Vorherige Duelle:

Zwischen 1965 und 2022 trafen RWE und der 1. FC Saarbrücken insgesamt 31-mal aufeinander. Die Bilanz spricht für das Team von der Hafenstraße: 13 Siege fuhr RWE gegen die Saarland-Elf ein, zehnmal war der FCS erfolgreich, nur acht Partien endeten Remis.

Mit durchschnittlich 2,8 Treffern pro Partie geht es zumeist torreich zu, wenn die Traditionsteams aufeinandertreffen. Die meisten Duelle der beiden Mannschaften gab es übrigens zu rot-weissen Zweitligazeiten zwischen 1986 und 1991.  

Der Schiedsrichter:

Der 28-jährige Kieler Patrick Schwengers pfeift die Partie. Marco Scharf (32, Cuxhaven) und Alexander Roppelt (26, Lübeck) assistieren ihm.

Das Wetter:

Endlich mal wieder Frühlingswetter! Nach zahlreichen Partien in eisiger Kälte, Schnee und Regen, warten in Saarbrücken milde 14 Grad.

Übertragung:

Liga-Partner MAGENTA SPORT überträgt das Aufeinandertreffen zwischen Rot-Weiss Essen und dem 1. FC Saarbrücken ab 13.45 Uhr live. Tobias Schäfer ist als Moderator eingesetzt, Mario Bast kommentiert.

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