28. März 2023

Monatsanfang gleich Monatsende?

RWE möchte gegen Bocholt Pokalweiterkommen und somit Endspielteilnahme besiegeln.

Monatsanfang gleich Monatsende? – Rot-Weiss Essen
Zuletzt trafen Bocholt und RWE im Juli 2021 aufeinander, der Endstand: 2:0 Rot-Weiss! (Foto: Rotzoll)

Am Dienstag (19.00 Uhr) ertönt für Rot-Weiss Essen in diesem Monat eingerechnet aller Liga-, Pokal- und Testspiele schon zum achten (!) Mal der Anstoßpfiff. Die Zielsetzung vor der Partie gegen den 1. FC Bocholt am Hünting ist für Chef-Trainer Christoph Dabrowski klar: „Wir wollen nächstes Jahr im DFB-Pokal antreten!“ Alles zum Pokal-Halbfinale im Duellcheck!

Die Ausgangslage:

Der Fußball-März läuft für Rekord-Niederrheinpokalsieger (neun Titel) Rot-Weiss Essen alles andere als gut – und das obwohl dieser mit dem 1:0-Halbfinalsieg gegen Wuppertal und dem 2:0-Erfolg im Kellerduell mit der SpVgg Bayreuth vielversprechend startete. Nun ist das Dabrowski-Team aber viermal in Folge ohne Dreier: 1:2 gegen Aue, 1:1 beim Flutlichttanz mit Osnabrück, 0:3 in Saarbrücken und 1:3 gegen Wehen Wiesbaden.

Auch wenn die Positivresultate ausbleiben, über die überzeugende Tribünen-Unterstützung kann sich RWE sicher sein. Mit „Wir halten zusammen – RWE, RWE“-Gesängen wurde das Hafenstraßen-Team nach der Wiesbaden-Pleite in die Kabine geschickt: „Wir wollten kämpfen und das wurde von den Fans honoriert“, weiß Clemens Fandrich. „Das nehmen wir in die Englische Woche mit“, verspricht der Mittelfeldspieler, der sich genau wie seine Teamkollegen über die Berechtigung von Kritik in der aktuellen Situation bewusst ist: „Wiesbaden war nicht viel besser, aber effizienter und cleverer“, haderte Comebacker Simon Engelmann. Über „vermeidbare Gegentore“ und „zu wenig Konsequenz, selbst Treffer zu schießen“, beschwerte sich sein Trainer Dabrowski.

Monatsanfang gleich Monatsende? – Rot-Weiss Essen
Mit fünf Treffern ist Ron Berlinski (l.) Essens bester Pokal-Torschütze. (Foto: Heidelberg)

Aber aufstecken? Nicht mit Rot-Weiss! Dabrowski: „Wir haben das klare Ziel, nächstes Jahr im DFB-Pokal anzutreten. Außerdem möchten wir mit einem Erfolgserlebnis im Rücken in das darauffolgende Spiel gegen Freiburg gehen.“ Fehlen werden dem RWE-Chef-Trainer bei diesem Vorhaben weiterhin Michel Niemeyer, Björn Rother (Reha bzw. Aufbautraining) und Felix Götze (Infekt). Stürmer Engelmann ist wohl wieder Kandidat für die Startelf.

Dass man gegen West-Regionalligisten bestehen kann, bewies Rot-Weiss bei widrigen Platzverhältnissen vor exakt vier Wochen am Zoo. Außerdem schalteten die Essener auf ihrem Pokalweg den ETB SW Essen (7:5 n.E. [3:0; 3:3; 3:3 n.V.]) im Oktober, den 1.  FC Wülfrath (9:0) im September und den SV Burgaltendorf (5:0) im August aus.

Das mögliche Finale:

Gewinnt Rot-Weiss Essen gegen den 1. FC Bocholt, stünde die Finalpaarung fest. Bereits am Samstag löste das Team von Rot-Weiß Oberhausen mit einem 3:1-Sieg gegen Oberligist Ratingen 04/19 sein Endspiel-Ticket. Auch ein Datum ist fix! Die Partie wird am Samstag, den 03. Juni, im Rahmen des Finaltags der Amateure ausgetragen und somit live im Ersten ausgestrahlt.

Einzig, wo die Kugel rollen würde, müsste geklärt werden! RWO-Sportchef Patrick Bauder bekundete jedenfalls schon gegenüber „RevierSport“ Interesse, die Partie im Stadion Niederrhein stattfinden zu lassen.

Monatsanfang gleich Monatsende? – Rot-Weiss Essen
Wie hier im Ligaspiel im April 2022: Geht Angreifer Simon Engelmann (mi.) im Niederrheinpokalfinale gegen RWO auf Torejagd? (Foto: Endberg)

Für Rot-Weiss Essen wäre es die erste Finalteilnahme seit 2020: damals besiegte die RWE-Truppe unter Christian Neidhart den 1. FC Kleve 3:1. In den darauffolgenden Saisons schied das Hafenstraßen-Team jeweils im Halbfinale aus: 2021 gegen den SV Straelen (4:6 n.E.), 2022 in Wuppertal (1:3).

Der Gegner:

Als Liga-Frischling – erst im letzten Jahr war Bocholt mit nur einer Niederlage und 103 Toren (!) in 32 Spielen aus der Oberliga aufgestiegen – wehren sich die Niederrheiner mit Müh und Not gegen den sofortigen Klassensturz. Derzeit befindet sich das von Marcus John trainierte Team über dem Strich an 15. Position. Doch Obacht: Wie viele Vereine absteigen, hängt auch von der 3. Liga ab. Da derzeit kein West-Team auf einer Abstiegsposition steht (möglich wären Borussia Dortmund U23, MSV Duisburg, RWE, SC Verl, Viktoria Köln), reicht die viertletzte Position für den Liga-Verbleib. Rutscht jedoch einer der genannten Verein unter den Drittliga-Strich, muss auch der fünfzehntplatzierte Regionalligist, aktuell Bocholt, den Gang in die fünfte Klasse antreten. Weitaus sicherer ist die 14. Position, an der gerade die Fortuna Düsseldorf U23 mit zwei Zählern mehr und einem Spiel weniger auf der Haben-Seite steht. Außerdem mit Bocholt (28 Punkte) in den West-Regionalliga-Abstiegskampf verwickelt sind der SC Wiedenbrück (12. / 26 Spiele / 31 Punkte), Kölns U21 (13. / 27 / 31), Düsseldorfs Zweite, Ahlen (16. / 27 / 26) und Wattenscheid (17. / 27 / 21). Der SV Straelen ist weit abgeschlagen mit 13 Zählern an letzter Position.

Dem Viertliga-Verbleib nicht gerade zuträglich ist eine Sieglos-Serie der Bocholter. Zuletzt gewann der Viertligist vor sechs Spielen gegen Wattenscheid (1:0). Danach folgten zwei Remis und drei Niederlagen, darunter auch im jüngsten Spiel gegen Klassenprimus Preußen Münster (1:2).

Mit den Bocholtern kämpfen gleich fünf Ex-Rot-Weisse um den Regionalliga-Klassenerhalt. Gino Windmüller sowie Jeffrey Obst kickten zwischen 2015 und 2017 an der Hafenstraße. Frischer ist die RWE-Vergangenheit von Kevin Grund (2011 und 2021) sowie Marcel Platzek (2007 – 2009 / 2013 – 2021). Die beiden Ikonen erhielten ein Abschiedsspiel – mehr dazu weiter unten in diesem Text. Sascha Voelcke steht sogar derzeit noch bei Rot-Weiss Essen unter Vertrag: der pfeilschnelle 21-Jährige, der 2021 vom FC St. Pauli ins Ruhrgebiet wechselte, ist bis Sommer ausgeliehen. „Spiele gegen den Ex-Klub sind immer speziell, die werden richtig heiß sein“, mahnt RWE-Trainer Dabrowski. Wie viele der ehemaligen Essener jedoch überhaupt antreten können, ist noch offen. „Bei Platzek würde ich die Chancen auf 60 bis 70 Prozent beziffern“, sagt Trainer Marcus John dem „RevierSport“. „Bei Gino Windmüller und Sascha Voelcke ist es eine Fifty-Fifty-Sache.“

Monatsanfang gleich Monatsende? – Rot-Weiss Essen
Mit Rot-Weiss feierte Marcel Platzek drei Niederrheinpokalsiege. (Foto: Tillmann / Revierfoto)

Und auch Coach John hat eine RWE-Vergangenheit. Zu Zweitliga-Zeiten war der heute 48-Jährige U19-Co-Trainer von Sven Demandt. Das war zwischen 2006 und 2008. Danach machte John unter anderem als Assistenzcoach vom heutigen Elversberg-Trainer Horst Steffen Halt bei den Mönchengladbacher A-Junioren. Chef-Coach-Aufgaben bei Düsseldorf-West, dem SV Straelen und der SSVg Velbert folgte die Doppel-Funktion als Sportlicher Leiter und Interimstrainer in Bocholt.

Monatsanfang gleich Monatsende? – Rot-Weiss Essen
Nach zwei Jahren wird Kevin Grund den 1. FC Bocholt Ende der Saison verlassen. (Foto: Endberg)

Kürzlich verkündete John jedoch den Rückzug von seinen Tätigkeiten zum Ende diesen Fußballjahres: „Die aktuelle Saison hat mich schon jetzt viel Kraft und Aufwand gekostet. Die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Fußball ist für mich nicht mehr gegeben!“ Federführend für Kaderplanung ist derzeit Präsidiumsassistent Christopher Schorch zuständig. Der 34-jährige Hallenser machte zwischen 2007 und 2009 auf sich aufmerksam, als er unter dem späteren spanischen Nationaltrainer Julen Lopetegui für die königliche „Castilla“ von Rekord-Champions-League-Gewinner Real Madrid kickte.

Als Oberligist gewann der 1. FC Bocholt 1983 erst- und letztmalig den Niederrheinpokal. Auf dem bisherigen Weg schaltete das Niederrhein-Kollektiv Pfalzdorf (11:0), Straelen (3:2), TuRu Düsseldorf (7:6 n.E.) und Meerbusch (5:1) aus.

Das letzte Aufeinandertreffen:

Zuletzt rollte der Ball mit Beteiligung von Rot-Weiss Essen und dem damaligen Fünftligisten 1. FC Bocholt am 14. Juli 2021. Im verheerenden Starkregen, der an anderen Teilen Deutschlands für eine tragische Naturkatastrophe sorgte, sahen die Zuschauer eine kuriose Partie, bei der normales Fußballspielen nicht möglich war. Am Ende siegte RWE in der gleich aus mehreren Hinsichten besonderen Partien 2:0.

Nicht nur, dass dieses Spiel den Einstieg in die Aufstiegssaison 2021/22 markierte, mit dem Duell wurden die Hafenstraßen-Helden Kevin Grund und Marcel Platzek aus ihrer rot-weissen Zeit verabschiedet. So kickten die Spieler in den 90 Minuten gleich für beide Vereine, Platzek markierte sogar den zweiten Treffer für RWE.

Der Schiedsrichter:

Als Referee ist Martin Ulankiewicz angesetzt. Der 32-jährige Oberhausener Bankkaufmann pfiff RWE zuletzt 2022 im Achtelfinal-Spiel gegen den ETB. Zudem war Ulankiewicz in dieser Saison schon zehnmal als Drittliga-Linienrichter im Einsatz, darunter beim jüngsten Aufeinandertreffen Borussia Dortmunds mit dem TSV 1860 München (4:1 für die BVB-Reserve).

Seine Assistenten sind Jan Peter Weßels (22, Scherpenberg) und Dr. Isbael Steinke. Die 28-jährige Tönisvorsterin war bereits im RWE-Spiel gegen den WSV an der Seitenlinie aktiv.

Übertragung:

Streaminganbieter LEAGUES überträgt die Partie zum Preis von zehn Euro. Fans können das Paket hier buchen.

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