31. März 2023

„Gerne mal dreckiger Sieg“

Christoph Dabrowski vor Heimspiel gegen Tabellenzweiten SC Freiburg II. 

Rot-Weiss Essen Chef-Trainer Christoph Dabrowski: „Benötigen kühlen Kopf und langen Atem, um unser Ziel zu erreichen.“
Christoph Dabrowski: „Benötigen kühlen Kopf und langen Atem, um unser Ziel zu erreichen.“ (Foto: Heidelberg) 

Die Saison 2022/2023 biegt auch in der 3. Liga auf die Zielgerade ein. Neun von insgesamt 38 Partien stehen noch aus. Klar ist: Bei aktuell 33 Punkten und fünf Zählern Vorsprung vor der Gefahrenzone fehlen Rot-Weiss Essen noch einige Punkte, um endgültig für eine weitere Saison in der dritthöchsten deutschen Spielklasse planen zu können. Die nächste Chance, einen wichtigen Schritt in Richtung Klassenverbleib zu machen, hat das Team von RWE-Chef-Trainer Christoph Dabrowski am Samstag, 14.00 Uhr, im Heimspiel gegen die U23 des SC Freiburg, auch wenn sich die Breisgauer nach der Winterpause äußerst formstark präsentieren und als Tabellenzweiter im Stadion an der Hafenstraße gastieren. Vor dem Anpfiff nahm Christoph Dabrowski im Interview ausführlich Stellung. 

Hallo Dabro! Das Pokalspiel in Bocholt brachte den erhofften Erfolg und damit auch den Einzug in das Endspiel. Warum warst Du nach der Partie dennoch so sauer? 
Christoph Dabrowski: Eines vorweg: Natürlich sind wir sehr froh, dass wir das Finale erreicht haben. Unter dem Strich zählt im Pokal das Weiterkommen. Mit der Art und Weise können wir aber nicht zufrieden sein, auch wenn wir ein schwieriges Spiel definitiv erwartet haben. In der ersten Halbzeit haben wir die Bedingungen auch gut angenommen, schnell den Führungstreffer erzielt. Im weiteren Spielverlauf haben wir den Gegner jedoch regelrecht aufgebaut und wieder ins Spiel kommen lassen. Der Ausgleich für Bocholt war daher auch verdient. Die Leistung in der zweiten Halbzeit war enttäuschend, in der Verlängerung wurde es nicht wirklich besser. 

Du hast nach der Partie am „Hünting“ Redebedarf angekündigt. Worum ging es? 
Wir haben intensiv über das gesamte Auftreten und die Körpersprache geredet. Wenn es nicht optimal läuft, erwarte ich gerade von den erfahrenen Spielern, dass sie in solchen Situationen Ruhe ausstrahlen und die Partie an sich ziehen. Das war in Bocholt nicht der Fall. Wir haben in allen Bereichen viel Luft nach oben und müssen ein ganz anderes Gesicht zeigen, um im wichtigen Heimspiel gegen die U23 des SC Freiburg bestehen zu können. 

"Gerne mal dreckiger Sieg" – Rot-Weiss Essen
Nach der Partie beim 1. FC Bocholt im Niederrheinpokal wartet auf Torben Müsel (r.) und RWE am Samstag die Reserve-Mannschaft des SC Freiburg. (Foto: Endberg)

Aus den letzten vier Ligaspielen holte RWE nur einen Punkt. Die Konkurrenten im unteren Tabellendrittel haben daher Boden gutgemacht. Aktuell beträgt der Abstand fünf Punkte. Wie bewertest Du die Situation? 
Es ist doch klar: Wenn du selbst keine Siege holst, dann kannst du nicht darauf hoffen, dass die anderen Mannschaften auch nicht punkten. Das war uns immer bewusst. Es ist unsere Aufgabe, so schnell wie möglich die nötigen Zähler einzufahren. Vielleicht benötigen wir mal einen sogenannten dreckigen Sieg. Gerne schon gegen Freiburg. 

Ist Rot-Weiss Essen durch die jüngsten Ergebnisse jetzt schon stärker unter Zugzwang geraten? 
Wir stehen seit Saisonbeginn unter Zugzwang, benötigen dringend Punkte. Von daher hat sich nichts geändert. Wäre es uns gelungen, Spiele wie in Verl, gegen den MSV Duisburg oder in Ingolstadt, bei denen wir jeweils bis kurz vor Schluss in Führung lagen, aber jeweils noch den Ausgleich hinnehmen mussten, auf unsere Seite zu ziehen, dann hätten wir sicherlich etwas mehr Ruhe gehabt, was wir uns alle auch gewünscht hätten. Nachkarten bringt jetzt aber auch nichts mehr. Vielleicht benötigen wir erst das Messer am Hals, um unsere besten Leistungen abzurufen. 

Worauf wird es jetzt in den nächsten Wochen ankommen? 
Vor allem werden wir einen kühlen Kopf und einen langen Atem benötigen, um unser Ziel zu erreichen. 

Die U23 des SC Freiburg gastiert als überraschender Tabellenzweiter im Stadion an der Hafenstraße. Wie schätzt Du den Gegner ein? 
Wir treffen auf eine sehr junge und hungrige Mannschaft, die ohne jeden Druck und völlig befreit spielen kann. Im Team stehen zahlreiche hoffnungsvolle Talente, von denen wir mit Sicherheit einige demnächst auch in der Bundesliga sehen werden. Dass wir auch gegen eine so gute Mannschaft erfolgreich sein können, hat das 3:0 im Hinspiel gezeigt. 

"Gerne mal dreckiger Sieg" – Rot-Weiss Essen
Ron Berlinski (l.) traf im Hinspiel zum 2:0 gegen die U23 aus dem Breisgau. (Foto: Endberg)

An der bislang einzigen Heimniederlage der Freiburger in dieser Saison hatte Simon Engelmann mit einem Treffer und einer Torvorlage entscheidenden Anteil. Zuletzt kam er nach seiner längeren Pause zweimal von der Bank. Wie planst Du mit ihm? 
Engel war in der Tat lange Zeit raus. Aber er kann der Mannschaft mit seiner Torgefährlichkeit immer etwas geben, auch wenn er noch nicht wieder bei 100 Prozent ist. Deshalb ist in einer solchen Situation auch Fingerspitzengefühl gefragt. Er hat gegen Wehen Wiesbaden knapp 30 Minuten gespielt, in Bocholt wegen der Verlängerung sogar noch deutlich mehr. Es war mir wichtig, dass er in der Lage ist, dem Team auch heute zu helfen. 

Wie sieht sonst die personelle Situation aus? 
Andreas Wiegel muss eine Gelbsperre absitzen, hat deshalb auch in Bocholt nicht von Beginn an gespielt, um Sandro Plechaty und später Meiko Sponsel auf der Position die Möglichkeit zu geben, sich zu zeigen. Bei Felix Götze, der wegen eines grippalen Infekts aussetzen musste, dürfte es sehr eng werden mit einem Einsatz. Björn Rother und Michel Niemeyer haben dagegen schon wieder trainiert und könnten im besten Fall dabei sein. 

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