29. April 2023

Duellcheck: Dringender Drang drinzubleiben

Punkte für Rot-Weiss und Oldenburg eminent wichtig.

Duellcheck: Dringender Drang drinzubleiben – Rot-Weiss Essen
Geben alles, damit ihre Mannschaften in der 3. Liga bleiben: Felix Bastians und Ayodele Adetula (r.). (Foto: Höft)

Wenn der siebzehntplatzierte VfB Oldenburg am Sonntag (15.00 Uhr) im Rahmen des 34. Drittliga-Spieltags im Stadion an der Hafenstraße beim fünfzehntplatzierten Rot-Weiss Essen gastiert, dann geht es um wichtige Meter im Klassenerhalts-Kampf. Nur angenommen, Christoph Dabrowski und sein Team würden einen Sieg feiern, dann wäre ein großer Schritt getan und die Gefahrenzone bei zwölf noch auszuspielenden Zählern und der ausstehenden Entscheidung vom Zwickau-Spielabbruch mindestens weiterhin fünf, im Optimalfall (je nach Ausgang des Bayreuth-Spiels) sogar acht Punkte entfernt. Doch der Nord-Regionalliga-Aufsteiger ist so etwas wie zum Siegen verdammt: Mit einer Niederlage würde der Abstand zum rettenden Ufer bei nahendem Saisonende gleichbleiben. Vier Punkte trennen die Oldenburger vom sechzehntplatzierten HFC. Weil es für beide Teams um ordentlich was geht, erwartet die RWE-Fans ein heißer Ritt. Um das Spiel bestens informiert verfolgen zu können, kommt hier der Duellcheck!

Die Ausgangslage:

Es ist negativ kurios wie traurig, dass Rot-Weiss Essen schon den zweiten Spielabbruch binnen etwas mehr als eines Jahres erlebt. Während die Partie gegen den Preußen Münsters wegen eines Böllerwurfs aus Hafenstraßen-Block „W1“ ihr Ende fand, ließ Referee Nicolas Winter nach einem Angriff auf seine Person beim FSV Zwickau nicht mehr kicken. „Der Schiedsrichter hat uns in der Halbzeit in der Kabine mitgeteilt, dass er eine Bierdusche auf Kopfhöhe bekommen hat und darum auf gar keinen Fall weiterspielen lassen wird“, erzählt RWE-Sportdirektor Christian Flüthmann.

„Es gibt ganz klar Dinge, die nicht hinnehmbar sind“, kommentiert RWE-Angreifer Simon Engelmann. Der 34-Jährige hatte in der Zwickau-Partie per Handelfmeter-Treffer die 1. Halbzeit abgeschlossen und so für den 1:1-Ausgleich gesorgt. Während Ron Berlinski (7 Tore) bester rot-weisser Torschütze bleibt, eroberte „Engel“ so die Spitzenposition in der internen Scorerliste zurück: Sechs selbst erzielte Erfolgserlebnisse und vier aufgelegte Treffer ergeben zehn Punkte. Beim Vorhaben, diese Zahl weiter zu erhöhen, ist die Marschroute klar: „Wir wollen uns so bald wie möglich eine weitere Saison in der 3. Liga sichern!“

Duellcheck: Dringender Drang drinzubleiben – Rot-Weiss Essen
Der viel zu frühe Schlusspunkt auf das Zwickau-Match: Engelmanns Treffer nach 45 Minuten. (Foto: Endberg)

Bereits zum dritten Mal hintereinander tritt Rot-Weiss Essen übrigens an einem Sonntag an – und das zur ungewohnten Uhrzeit! Weil es am Feiertag kein Montagsspiel gibt, wird die Partie um 15.00 Uhr begonnen. Der Spieltermin am Sonntag kann ein Vorteil sein, meint der rot-weisse Flügelflitzer Isaiah Young: „Wir hatten mehr Zeit zum Regenerieren. Außerdem konnten wir uns länger auf das Spiel vorbereiten.“  Überhaupt „erwischte“ es RWE in dieser Saison häufig mit Spielen, die nicht samstags stattfanden: 18 von 33 Partien wurden freitags, sonntags oder montags angepfiffen. Young ist das gleich: „Wenn der Ball rollt, ist mir das egal. Ich will gewinnen und dann ist jeder Tag gut.“

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Gewinnen wollen derweil auch Björn Rother und Niklas Tarnat, die von ihrer Rot- beziehungsweise Gelb-Sperre in den Kader zurückkehren. Andreas Wiegel wird hingegen weiter pausieren müssen. Die Einsätze von Felix Bastians (Reha-Training), Moritz Römling (Trainingsrückstand nach Infekt) und Meiko Sponsel (Infekt) sind fraglich.

Mit einem Dreier könnte das aktuell fünfzehntplatzierte Rot-Weiss Essen rein theoretisch nicht nur die Gefahrenzone auf Distanz halten, sondern auch bis auf den zwölften Tabellenplatz vorkommen. Der dort derzeit platzierte MSV Duisburg (Tordifferenz vier Tore besser, drei Punkte mehr) spielt gegen die SpVgg Bayreuth. Ingolstadt an Position 13 (zwei Punkte mehr, Tordifferenz vier Tore besser) trifft auf Verl, Dortmunds „Zwote“ (ein Punkt mehr) hat die schwierige Aufgabe Elversberg zu lösen. Alle der genannten Partien steigen Samstag, um 14.00 Uhr. 

Nur angenommen, RWE bekäme die Zwickau-Punkte nach der Partie zugesprochen, ist sogar Position 11 drin. Die belegt Erzgebirge Aue mit 42 Zählern, das ebenfalls Samstag auf Viktoria Köln trifft. Da muss aber schon viel glatt laufen – Hauptsache der rote Strich rückt entscheidend weit weg! Eins ist schon Freitagabend sicher: Weil der Hallesche FC als Tabellensechzehnter 1:4 gegen Mannheim verliert, ist ein Abrutschen in der Tabelle nicht möglich.

Das Hinspiel:

Was eine Partie! Am 06. November trennten sich Rot-Weiss Essen und der VfB Oldenburg 5:3 (2:1). Nachdem jeweils ein verwandelter Elfmeter auf beiden Seiten den Auftakt markierte, stellten Berlinski und Bastians auf ein sicher geglaubtes 3:1. Nachdem Manfred Starke überraschenderweise egalisierte, schenkten die Nordlichter RWE vor den Augen von 7.797 Zuschauern im Marschwegstadion mit einem Doppel-Eigentor die drei Zähler.

Duellcheck: Dringender Drang drinzubleiben – Rot-Weiss Essen
Zwischenzeitlicher Ausgleichstreffer: Bastians (l.) überwindet Oldenburg-Keeper Mielitz mit einem satten Schuss vom Punkt. (Foto: Höft)

Dass das kein alltägliches Ergebnis ist, wusste auch unmittelbar nach der Partie Coach Dabrowski, der sich im „spektakulären Spiel eine weniger spannende zweite Hälfte gewünscht hätte.“ Sein Gegenüber Dario Fossi wollte nach der Partie hingegen nur „schonungslos aufdecken, was gefehlt hat.“

Der Gegner:

Während Routiniers wie DFB-Pokalsieger Marc Stendera (u.a. Hannover 96 und Eintracht Frankfurt), Ex-Bundesliga-Schnapper Sebastian Mielitz (u.a. Werder Bremen und SC Freiburg) oder St. Pauli-Urgestein Christopher Buchtmann noch nie als Spieler auf dem Hafenstraßen-Rasen standen, dürften anderen Oldenburgern die Katakomben des Essener Stadions bekannt vorkommen.

Der 49-jährige Fußball-Lehrer Fuat Kilic in etwa gastiert Samstag zum siebten Mal als Chef-Coach an den Ortsgrenzen Bergeborbecks zu Vogelheims: Für rund fünfeinhalb Jahre war er Übungsleiter des West-Regionalligisten Alemannia Aachen. Sein Assistent Frank Löning netzte zwischen 2016 und 2017 achtmal für RWE, auch der mittlerweile 33-jährige Nordlicht-Capitano Max Wegner (2019) und Oldenburgs Flügelflitzer Ayodele Adetula (2019-2020) gingen einst in rot-weiss auf Torejagd.

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Oldenburger Hafenstraßen-Kenner: Adetula (2019-2020) und Max Wegner (2019, r.) trugen beide einst rot-weiss. (Foto: Endberg)

Unter der Woche mussten all diese Kicker samt Übungsleiter eine bittere Pille schlucken. Ausgerechnet von einem Nord-Regionalliga-Abstiegskandidaten, dem derzeit abgeschlagen achtzehntplatzierten SV Atlas Delmenhorst, ließen sich die Oldenburger aus dem Verbandspokal kegeln. Dienstagabend drehte der unterklassige Klub im Niedersachsen-Duell das zwischenzeitliche 1:0 durch Wegner – 1:3 am Ende!

Und als wäre das nicht genug, reist Kilic mit noch einer schlechten Nachricht im Gepäck an die Hafenstraße. Stammspieler und Youngster Dominique Ndure sah gegen Freiburg seinen zehnten gelben Karton, was einem Spiel Pause gleichkommt.

Die Gründe, warum der siebzehntplatzierte VfB Oldenburg im Tabellenkeller rangiert, liegen derweil offen auf der Hand. Zu wenig erzielte Tore (37), zu viel kassierte Treffer (58 / viertschlechtester Wert der Liga) und zwischenzeitlich viel zu lange andauernde Schwächephasen machen dem letztjährig Erstplatzieren der Nord-Regionalliga das Leben schwer. In etwa zwischen dem 1. und dem 4., dem 11. und dem 17., dem 19. und dem 26. sowie dem 29. und dem 31. Spieltag fuhr der VfB keinen Dreier ein. Punkte sammelte das Kilic-Team bis auf eine Ausnahme bislang ausschließlich gegen Teams, die zum Zeitpunkt der Partie einen zweistelligen Tabellenplatz belegten.

Und all das sind nicht unbedingt beste Voraussetzungen für einen dringend benötigten Sieg. Nur mal angenommen, RWE würde gewinnen, beträgt der Abstand bei vier ausstehenden Partien vier Punkte zum rettenden Ufer. „Wir haben jede Woche ein Endspiel, so gehen wir auch jede einzelne Partie an“, betont Fuat Kilic vor dem Essen-Spiel, der nach dem Matchball des HFCs gegen Mannheim unbedingt um einen Punkt an Platz 16 heran rücken möchte.

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Fußball-Lehrer Kilic: „Jede Woche ein Endspiel!“ (Foto: Endberg)

Und so warnt auch RWE-Angreifer Isaiah Young: „Oldenburg hat Druck, drei Punkte zu holen. Die müssen ein Tor machen und haben einige schnelle Spieler, vor denen wir uns in Acht nehmen müssen.“ In den jüngsten Spielen gegen Ingolstadt (2:0) und die Freiburg U23 (0:0) blieben die Niedersachsen schließlich auch unbesiegt!

Vorherige Duelle:

Furiose Partien? Haben bei Oldenburg und Rot-Weiss Essen Tradition! In neun Aufeinandertreffen fielen insgesamt 38 Treffer. 1997 gewann das Hafenstraßen-Team so in etwa 5:0, 1986 siegte der VfB 5:0. Auch das allererste Duell beider Teams gegeneinander endete deutlich: Dank Frank Mills Doppelpack sowie eines Willi-Lippens- und eines Ralf-Bugla-Treffers, endete das Spiel 4:1.

Die Tendenz spricht derweil leicht für den VfB: Fünfmal gingen die Punkte nach Oldenburg, viermal in die Ruhrstadt. Ein Remis gab es noch nie.

Der Schiedsrichter:

Der 32-jährige Tobias Schultes (Betzigau) ist als Referee eingeteilt. Dem Schiedsrichter, der schon im fünften Jahr 3. Liga pfeift, assistieren Marcel Schütz (34, Worms) und Manuel Bergmann (33, Erbach).

Das Wetter:

Fast schon Trikotwetter! Bei strahlendem Sonnenschein werden 18 Grad erwartet.

Übertragung:

Pay-TV-Sender und Liga-Partner MAGENTA SPORT überträgt die Partie ab 14.45 Uhr live. Julian Engelhard kommentiert das Match, Moderator ist Cedric Pick.

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