13. Mai 2023

Klassenerhalt statt Löwenbeute, bitte!

RWE kann mit Sieg gegen 1860 München vor großer Kulisse Drittliga-Verbleib sichern.

Klassenerhalt statt Löwenbeute, bitte! – Rot-Weiss Essen
Clemens Fandrich (r.) zeigt, was RWE-Fans Sonntag ganz sicher sehen wollen: Körpereinsatz und Siegeswillen. (Foto: Höft)

Matchball! Nach der 0:2-Auswärtsniederlage beim SV Meppen besteht für Rot-Weiss Essen am 36. Drittliga-Spieltag der Saison 2022/23 gegen den TSV 1860 München Wiedergutmachungsbedarf. Mit einem Sieg an der heimischen Hafenstraße am Sonntag, 13.00 Uhr, wäre zudem der Klassenerhalt gesichert. Auch wenn den „Löwen“ genau wie RWE eine lange Saison in den Knochen steckt, werden die Münchener den Erfolg nicht auf dem Silbertablett servieren. Welches Potenzial sich in den weiß-blauen Reihen verbirgt, bewies 1860 in den Anfangswochen der Saison: da hielt das heute von Maurizio Jacobacci trainierte Team die Liga als Tabellenführer auf Zack.

Die Ausgangslage:

Drei Punkte und der Drops ist gelutscht! Vor dem drittletzten Spieltag der Saison stehen sieben Zähler und der Hallesche FC zwischen dem fünfzehntplatzierten Rot-Weiss Essen und der Abstiegszone. Weil das Klassenerhalts-Ziel beinahe erreicht ist, könnte man meinen, RWE setze mit einem guten Gefühl zum Schlusssprint an.

Die Realität ist an der Hafenstraße derzeit jedoch zurecht eine ganz andere. Besonders eine erschreckend schwache erste Hälfte gegen den SV Meppen und die unter anderem daraus resultierende 0:2-Auswärtsniederlage gegen den Tabellenneunzehnten stimmte nicht nur RWE-Fans äußerst unzufrieden: „Ich habe in der Pause drei Wechsel vorgenommen, hätte aber wahrscheinlich jeden Spieler ersetzen können. Wir waren von der ersten Minute an nicht bereit. Die erste Halbzeit war zum davonlaufen“, so das Knallhart-Resümee von Christoph Dabrowski. „Intensität, Aggressivität, Zweikampfführung, Zielstrebigkeit“: All das bemängelte der RWE-Chef-Trainer nach der Partie.

Klassenerhalt statt Löwenbeute, bitte! – Rot-Weiss Essen
Diese Auswärtsfahrt hatten sich Jakob Golz (mi.) und Kollegen sicher ganz anders vorgestellt: Nach dem 0:2 in Meppen gibt es Wiedergutmachungsbedarf. (Foto: Endberg)

Unter der Woche gab derweil ein verdienter Essener seinen Abgang bekannt: Angreifer Simon Engelmann wird nach drei RWE-Jahren zum West-Regionalligisten SV Rödinghausen wechseln. Der 34-Jährige traf 70-mal für das Hafenstraßen-Team und ist auch in dieser Saison mit sechs Treffern sowie vier Vorlagen bester rot-weisser Scorer. „Leider konnten wir Simon Engelmann nicht von einer Vertragsverlängerung überzeugen“, gab Profifußball-Direktor Marcus Steegmann bekannt. „Sein Wunsch, wieder näher bei der Familie zu sein hat überwogen.“ „RWE wird immer einen Platz in meinem Herzen haben“, versprach Engelmann wehmütig. Umso mehr wird der Torjäger mit seiner Qualität für die letzten Missionen „Klassenerhalt“ und „Niederrheinpokalsieg“ (Finale am 03. Juni gegen RWO) alles geben, um sich gebührend vom Publikum zu verabschieden.

Apropos Publikum – dem möchten die Essener nach der ausbleibenden Leistung im nächsten Spiel gegen 1860 München unbedingt etwas zurückgeben. „Ich erwarte, dass wir mit Power auf den Platz gehen und als Team spielen“, sagt Mittelfeldmann Cedric Harenbrock, dienstältester RWE-Akteur. „Die Leute haben verdient wieder mitgerissen zu werden!“ Sonntag kann das vor der jetzt schon dritt- und vielleicht sogar zweitgrößten Saisonkulisse gelingen: Der Heim-Bereich ist bis auf rund 250 Plätze im Block „G1“ auf der Stadtwerke-Essen-Tribüne nahezu ausverkauft, auch 1.500 1860-Fans machen sich für eine Fahrt ins Ruhrgebiet bereit. 18.000 Zuschauer sind jetzt schon sicher!

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Gewinnt Essen gegen 60, ist derweil nicht nur der Drittliga-Verbleib gesichert. Egal wie das dreizehntplatzierte Erzgebirge Aue und das vierzehntplatzierte Borussia Dortmund (Mo., 19.00 Uhr) gegeneinander spielen, rückt Rot-Weiss mit einem Dreier um eine Tabellenposition nach vorn. Eine dieser Mannschaften würde sicher überholt werden. Sollte RWE Remis spielen oder gar verlieren und der Hallesche FC Samstag (14.00 Uhr) in Saarbrücken gewinnen, ist theoretisch ein Abrutschen an 16. Position möglich.

Während der zuletzt gelbgesperrte Björn Rother, genau wie Clemens Fandrich (grippaler Infekt) in den Kader zurückkehren wird, kommt der Traditionskracher für drei weitere Rot-Weisse zu früh. Kapitän Felix Bastians und Abwehr-Fighter Andreas Wiegel fristen ihre Zeit weiter in der Reha, Michel Niemeyer fällt mit muskulären Problemen aus. Für Meiko Sponsel ist die Saison nach einem Innenbandanriss wohl gelaufen.

Das Hinspiel:

Ausgeglichenes Spiel – ausgeglichenes Ergebnis! Nach 90 Minuten feierten die Essener Fans am 14. November 2022 das 1:1 (0:0) zwischen „Löwen“ und Rot-Weissen wohl mehr – auch weil Felix Bastians per Freistoß-Kopfball quasi mit Abpfiff den Elfmeter-Führungstreffer durch Albion Vrenezi (76.) egalisiert hatte. Dank der Punkteteilung überwinterte RWE vor der WM-Pause siebenmal in Folge ungeschlagen mit reichlich Selbstvertrauen im Rücken.

Klassenerhalt statt Löwenbeute, bitte! – Rot-Weiss Essen
Hatten nach dem Match gut lachen: Kevin Holzweiler (mi.) und Ausgleichs-Torschütze Felix Bastians (r.). (Foto: Endberg)

„Wir haben ein intensives, zweikampfbetontes Spiel gesehen“, erklärte Chef-Trainer Dabrowski auf der ans Spiel anschließenden Pressekonferenz: „Hinten raus haben wir eine geile Mentalität entwickelt. Wir sind ein sehr unangenehmer Gegner!“

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Der Gegner:

Die Drittliga-Saison 2022/23 kannte – und daran wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit nichts mehr ändern – drei Tabellenführer: die derzeit oben rangierende SV Elversberg (nach 28 Wochenenden an Platz 1), den FC Ingolstadt (1 Wochenende) und den TSV 1860 München (6 Wochenenden). Zwischenzeitlich grüßten die Münchner „Löwen“ mit drei Punkten Vorsprung von der obersten Position, erst am 8. Spieltag unterlagen die bayrischen Landeshauptstädter erstmals: 1:4 gegen die SVE.

Zum letzten Mal verloren die Münchener dann nach dem 10. Drittliga-Wochenende die Pole Position – und seither zeigen die „Sechzger“ ein vollkommen verändertes Gesicht: In 25 darauffolgenden Partien gewannen die Weiß-Blauen nur noch achtmal, erzielten 31 Tore, mussten sich dafür jedoch bei 12 Niederlagen 35-mal einschenken lassen. Hätte die Saison erst nach dem 11. Spieltag begonnen, wären die „Löwen“ sogar Abstiegskandidat: in dieser Zeit waren schließlich nur fünf Teams, darunter die vier derzeitigen Mannschaften der Abstiegszone Oldenburg, Zwickau, Meppen und Bayreuth sowie der FC Ingolstadt noch schlechter.

Der ausbleibende sportliche Erfolg veranlasste die Verantwortlichen um Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel dazu, sich Ende Januar von Michael Köllner, jetziger Übungsleiter bei Ingolstadt, zu trennen. Erst mit den letzten Februartagen stellten die „Löwen“ einen Nachfolger vor: Maurizio Jacobacci steht nun an der bayrischen Seitenlinie.

Seit der 60-jährige italienische Fußball-Lehrer, der zuvor unter anderem die schweizerischen Klubs FC Schaffhausen und FC Lugano trainierte, die Geschicke koordiniert, läuft es zumindest mit der Dreierjagd wieder. Nach leichten Startschwierigkeiten mit einer Niederlage und zwei Remis folgten fünf Siege aus acht Partien. Zuletzt durften die „Löwen“ gegen die spielstarke SC Freiburg-Reserve jubeln: Die Breisgauer besiegte man am vergangenen Samstag an der Grünwalder Straße 1:0.

Nicht nur für den Torschützen des Tages Raphael Holzhauser (u.a. 36 Bundesligaspiele für den FC Ausgsburg und den VfB Stuttgart) war der Aufgalopp gegen die Bundesliga-Zweitvertretung vorletzter Heimauftritt im bayrischen Traditionsstadion – er kehrt zu Leihklub Oud-Heverlee Löwen nach Belgien zurück – : Mannschaftskapitän Stefan Lex, der auf die Erfahrung aus knapp 400 Profipartien zurückblickt und seit 2018 das 1860-Trikot trägt, und Marius Willsch (ebenfalls seit 2018 bei den Münchenern) beenden ihre Karrieren. Zudem verlässt der Drittliga-Torschützenkönig der Saison 2021/22 die „Grünwalder“: Marcel Bär wird seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Medienberichten zufolge sollen wohl zudem die Youngsters und deutschen U-Nationalspieler Leandro Morgalla und Marius Wörl das Interesse höherklassiger Vereine geweckt haben.

Klassenerhalt statt Löwenbeute, bitte! – Rot-Weiss Essen
Nach knapp 400 Pflichtspielen beendet er seine Karriere: „Löwen“-Kapitän Stefan Lex. (Foto: Endberg)

Der Aufstieg ist für 1860 München derweil längst kein Thema mehr, den derzeit Tabellenachten trennen nicht mehr zu erreichende elf Zähler vom Relegationsplatz. Nichtsdestotrotz möchte Jacobacci aus Essen Zählbares mitnehmen: „Wir wollen jedes Spiel so erfolgreich wie möglich gestalten. Mit weiteren positiveren Erlebnissen steigt die Wahrscheinlichkeit, auch in der kommenden Spielzeit erfolgreich zu sein.“

Bitter: Die Münchener treten die Reise nach Essen geschwächt von zahlreichen Ausfällen an. Tim Rieder (Innenbandriss), Erik Tallig (Knieverletzung), Vrenezi (muskuläre Probleme), Daniel Wein (Probleme mit der Achillesferse), Götze-Schulkollege Christoph Lannert (gesundheitliche Probleme), Willsch (Leistenprobleme), Holzhauser (Trauerfall), Wörl (muskuläre Probleme) und Morgalla (Schulterverletzung) fallen aus. Zudem sind die Einsätze von Stammkeeper Marco Hiller und Meris Skenderovic fraglich. Fehlen beide Letzgenannten, bleiben wohl sogar Kaderplätze frei.

Vorherige Duelle:

Ein rot-weisser Dreier ist an der Zeit! Aus 13 Spielern war RWE nur einmal gegen 1860 siegreich: Im Dezember 1969 bescherten Fred Englert per Doppelpack und „Nobby Fürhoff“ einen 3:0-Erfolg.

Abgesehen davon schlugen sieben Münchener Siege und fünf Remis zu Buche.

Der Schiedsrichter:

  • Mit Patrick Schwengers (28 Jahre alt, aus Limburg a. d. Lahn) hatte RWE in dieser Saison schon einmal das Vergnügen: Der Referee pfiff die Auswärtspartie beim 1. FC Saarbrücken im März. Ihm assistieren Marco Scharf (32, Cuxhaven) und Alexander Roppelt (26, Lübeck).

Das Wetter:

Trikots bereitlegen! Das Spiel wird bei sonnigen 19 Grad angepfiffen.

Übertragung:

MAGENTA SPORT überträgt die Partie ab 12.45 Uhr live. Markus Höhner kommentiert das Match, Thomas Wagner führt als Moderator durch die Partie.

mehr von der HAfenstraße: