13. Mai 2023

„Emotionales Duell“ 

RWE-Chef-Trainer Christoph Dabrowski vor der Partie gegen 1860 München. 

Trainer Christoph Dabrowski spricht im Interview vor dem 1860-Heimspiel.
Christoph Dabrowski: „Gemeinsam gefordert, es besser zu machen.“ (Foto: Heidelberg) 

Der Blick auf die Tabelle der 3. Liga macht es deutlich: Nach dem 35. Spieltag weist Rot-Weiss Essen sieben Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz auf. Das heißt: Bei neun noch vergebenden Zählern fehlt RWE exakt ein Sieg aus drei Partien, um den Klassenverbleib auch rechnerisch unter Dach und Fach zu bringen. Diesen Dreier will das Team von Trainer Christoph Dabrowski möglichst schon am Sonntag, 13.00 Uhr, im Traditionsduell mit dem TSV 1860 München einfahren und anschließend mit den Fans den Verbleib in der dritthöchsten deutschen Spielklasse feiern. Vor dem Anpfiff stand Christoph Dabrowski wie immer ausführlich Rede und Antwort. 

Hallo Dabro! Nach der 0:2-Niederlage beim SV Meppen warst Du ziemlich sauer und hast Deiner Enttäuschung auch Luft gemacht. Hat es lange gedauert, bis der Ärger verraucht war? 
Christoph Dabrowski: Wir haben die Partie schon am Tag nach dem Spiel mit der Mannschaft analysiert und aufgearbeitet. Wir haben den Spielern anhand der Videoszenen genau gezeigt, wo die Defizite lagen und warum wir nicht an unsere Leistungsgrenze gekommen sind. Das tat sicherlich weh. Ich habe aber keinen gesehen, der sich da nicht angesprochen gefühlt hat. Jetzt sind wir alle gemeinsam gefordert, es besser zu machen. 

Im Emsland hatte RWE die erste Chance verstreichen lassen, den Klassenverbleib endgültig perfekt zu machen. Was waren die wesentlichen Gründe dafür? 
Der SV Meppen war in diesem Spiel von der ersten Minute an bereit, wir nicht. Wir haben es zumindest in der ersten Halbzeit nicht hinbekommen, die nötige Intensität auf den Platz zu bringen – und sind dafür bestraft worden. Das war sehr enttäuschend. Nach der Pause haben wir zwar mehr Dynamik auf den Platz gebracht, unsere Chancen aber nicht genutzt. 

"Emotionales Duell"  – Rot-Weiss Essen
Enttäuschte Gesichter nach der 0:2-Niederlage beim SV Meppen. (Foto: Endberg)

Mit Kapitän Felix Bastians, Rechtsverteidiger Andreas Wiegel und dem gelbgesperrten Björn Rother fehlten wichtige Säulen des Teams. Dazu mussten unter anderem auch Clemens Fandrich, Meiko Sponsel und Michel Niemeyer passen. Welche Rolle hat die personelle Situation gespielt? 

Ich habe mich bisher noch nie beschwert oder gar gejammert. Das werde ich auch jetzt nicht tun. Solche Ausfälle schmerzen, ja. Aber es ist unsere Pflicht, mit den zur Verfügung stehenden Spielern das Bestmögliche herauszuholen. Wenn das nicht gelingt, dann müssen wir uns das ankreiden lassen. 

Felix Götze stand zum ersten Mal nach seiner längeren krankheitsbedingten Pause wieder in der Startformation, musste aber in der Schlussphase leicht angeschlagen vom Feld. Wie ist sein Fitnesszustand? 
Felix war lange Zeit ohne Wettkampf. Da ist es nicht leicht, gleich wieder auf 100 Prozent zu kommen. Von daher ist auch bei ihm Luft nach oben. Er hatte in Meppen einen Schlag abbekommen. Ich gehe aber davon aus, dass er uns zur Verfügung steht. 

Wie sieht es bei den anderen Spielern aus? 
Felix Bastians und Andreas Wiegel waren zuletzt noch in der Reha, Michel Niemeyer konnte zumindest schon individuell trainieren. Björn Rother ist wieder spielberechtigt, Clemens Fandrich und Meiko Sponsel könnten ebenfalls zur Verfügung stehen. 

"Emotionales Duell"  – Rot-Weiss Essen
Ist nach Gelbsperre zurück auf dem Platz: Björn Rother. (Foto: Endberg)

Trotz des Rückschlags in Meppen hat RWE sieben Punkte Vorsprung vor der Gefahrenzone und auch eine deutlich bessere Tordifferenz als die Klubs auf den Abstiegsplätzen. Wie bewertest Du die Lage? 
Ich kann mich nur wiederholen: Wir sind rechnerisch noch nicht durch und tun gut daran, so schnell wie möglich die fehlenden Punkte zu holen, um endgültig Planungssicherheit zu bekommen. Am besten schon gegen 1860 München. 

Stichwort Planungssicherheit: Einigen Spielern wurde von der Sportlichen Leitung mitgeteilt, dass ihre Verträge nicht über das Saisonende hinaus verlängert werden. Wann werden weitere Entscheidungen fallen? 
Wir sind täglich im Austausch und in der Planung, suchen nach den bestmöglichen Lösungen für Rot-Weiss Essen. Es ist unser klares Ziel und unser klarer Auftrag, uns in allen Bereichen zu verbessern. Dazu gibt es viele Ideen, die wir gemeinsam umsetzen möchten. Erst einmal steht aber die Sicherung des Klassenverbleibs im Fokus. 

Was nimmst Du Dir mit dem Team für den Saisonendspurt vor? 
Wir befinden uns nach einem langen und ereignisreichen Weg in dieser Saison auf der Zielgerade. Jetzt geht es darum, auch die letzten Meter hinter uns zu bringen, die Ziellinie zu überqueren und den Klassenverbleib zu sichern. Das war von Beginn an unser wichtigster Auftrag. Nach dem Ende der regulären Saison werden wir alle Hebel in Bewegung setzen, um im Finale gegen Rot-Weiß Oberhausen den Niederrheinpokal zu gewinnen und uns für den DFB-Pokal zu qualifizieren. Wenn uns das gelingt, hätten wir sämtliche Ziele erreicht. 

Zunächst steht jetzt das Duell mit den Münchner „Löwen“ an. Wie schätzt Du den nächsten Gegner ein? 
Der TSV 1860 München war sehr ambitioniert in diese Spielzeit gestartet, gehörte nicht von ungefähr zu den Aufstiegsfavoriten. Mit dem Verlauf der Saison ist der Verein sicherlich aus verschiedenen Gründen nicht zufrieden. In den letzten Wochen war allerdings ein Aufwärtstrend deutlich erkennbar. Wir treffen auf einen qualitativ sehr stark besetzten Gegner mit guten Einzelspielern. Wir haben aber schon beim 1:1 im Hinspiel in München gezeigt, dass wir mithalten können. Genau wie damals wird es mit Sicherheit ein emotionales Duell mit einer herausragenden Atmosphäre. Darauf freuen wir uns. 

mehr von der hafenstraße: