2. Juni 2023

Pott-Duell entscheidet!

Rot-Weiss Essen und Rot-Weiß Oberhausen eifern Samstagmittag um Niederrheinpokalsieg.

Pott-Duell entscheidet! – Rot-Weiss Essen
Will im letzten rot-weissen Spiel die Hafenstraße ganz sicher noch einmal zum explodieren bringen: Simon Engelmann (mi.). (Foto: Heidelberg)

Finale! Am Samstag, den 03. Juni, treffen sich Rot-Weiss Essen und Rot-Weiß Oberhausen im Stadion an der Hafenstraße und spielen nichts Geringeres, als den Niederrheinpokal-Sieg aus. Die Vorfreude könnte kaum größer sein: Das bezeugen mehr als 18.500 Fans, die sich eine Karte gesichert haben. Alle wichtigen Fakten vorab gibt es wie gewohnt im Duellcheck auf der RWE-Homepage.

Die Ausgangslage:

Die Drittliga-Saison ist für Rot-Weiss Essen beendet, den Klassenerhalt hat die Mannschaft von Chef-Trainer Christoph Dabrowski als Tabellenfünfzehnter geschafft. Beim vergangenen 2:2-Remis gegen den SC Verl befand Profitor-Debütant Sandro Plechaty, dass durchaus mehr drin gewesen wäre: „Wir schaffen es aktuell nicht, eine Führung zu halten oder auszubauen. Das müssen wir uns definitiv ankreiden!“

Auch auf dem Pokalweg wurde dieser wunde Essener Punkt zweimal deutlich: Gegen den ETB SW Essen verspielten die Rot-Weissen eine 3:0-Führung, die Partie endete im Elfmeterschießen. Ähnlich dramatisch verlief das Halbfinale. West-Regionalligist 1. FC Bocholt egalisierte in den Schlussminuten die frühe Essener 1:0-Führung. Nur mit Ach und Krach und wieder vom Punkt wahrten die Essener in einem Elfmeterschießen, wie es dramatischer nicht hätte sein können, die Titelchance. Deutlicher liefen da Viertelfinale gegen den Wuppertaler SV (1:0) oder die beiden ersten Runden bei Burgaltendorf (5:0) und Wülfrath (9:0) ab.

Für einige Aufstiegshelden würde ein möglicher Titelgewinn gleich doppelt emotional werden: Simon Engelmann, Felix Herzenbruch, Oguzhan Kefkir, Niklas Tarnat, Kevin Holzweiler und Raphael Koczor treten zum letzten Mal an der Hafenstraße an, sie verlassen den Verein im Sommer. Auch Moritz Römling, Meiko Sponsel sowie Luca Wollschläger spielen künftig nicht mehr für RWE und kehren zu ihren Entleihern in die 1. oder 2. Fußball-Bundesliga zurück.

Pott-Duell entscheidet! – Rot-Weiss Essen
Auch für ihn endet mit dem Pokalfinale die Zeit in rot-weiss: Felix Herzenbruch. (Foto: RWE)

Das Ziel nicht nur für diese neun Kicker, sondern das ganze Team somit? Glasklar! Rot-Weiss Essen möchte den „Rekordsieger“-Status ausbauen. Neunmal reckten die RWEler den Pokal zwischen 1995 und 2020 in die Höhe, „La Décima“ würde Samstag folgen.

Mindestens genauso wichtig: die Qualifikation für den DFB-Pokal. Selbstverständlich relevante finanzielle Zugewinne dahingestellt, verspricht der Titelgewinn ein weiteres Highlight an der Hafenstraße. Weil Drittligisten per se dem Amateurtopf angehören, der zum Erstrundenspiel immer Heimrecht hat, würde sich ein Top-Gegner aus der Bundesliga oder von den ersten 14 Tabellenpositionen der 2. Bundesliga am Wochenende vom 11. bis zum 14. August ankündigen.

Chef-Coach Dabrowski weiß exakt, worauf es ankommt, um diese Mission zu schaffen: „Wir möchten maximal investieren und doch mit einer gewissen Lockerheit in das Spiel gehen.“ Die Stimmung bei seiner Mannschaft bewertet der Fußball-Lehrer derweil als gut: „Ich brauche niemanden zu motivieren – alle sind heiß, eine gute Leistung abzuliefern und dann den Pokal in Händen zu halten!“

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Als Mannschaftskapitän als erstes die Trophäe in die Luft recken würde Felix Bastians. Sechs Wochen stand der 34-jährige Ex-Bundesligaprofi zuletzt nicht zur Verfügung. Gegen Verl war Bastians wieder Kadermitglied, jetzt ist er voll einsatzfähig. „Die Verletzung war leider komplizierter, umso glücklicher bin ich, bei der Mannschaft zu sein und auf dem Platz helfen zu können.“ Für das Pokalfinale gibt sich Bastians selbstbewusst: „Das wird ein besonderes Spiel, was wir in 90 Minuten entscheiden möchten. Ich bin überzeugt, dass wir die Qualität dazu haben!“

Einen weiteren Titel könnte dabei Ron Berlinski eintüten: Mit sechs Treffern ist der Essener bester Wettbewerbs-Torjäger. Die Top-Position teilt er sich derzeit mit Andre Bugla (1. FC Bocholt) und Oguz Ayan (TSV Meerbusch). Jubelt Berlinski morgen noch einmal und trifft kein Oberhausener vielfach, dann wird der RWE-Angreifer alleiniger Niederrheinpokal-Torschützenkönig 2022/23.

Verzichten muss RWE derweil am Samstag weiterhin auf die Außenverteidiger Andreas Wiegel und Sponsel. Die Einsätze von José-Enrique Rios Alonso und Michel Niemeyer bleiben weiterhin fraglich.

Das letzte Aufeinandertreffen:

Eine Erinnerung, die der gemeine Essener am liebsten aus seiner Erinnerung streichen würden! Als das Saisonfinale 2021/22 im bitteren Zweikampf zwischen RWE und Preußen Münster immer näher rückte, verspielte Rot-Weiss ausgerechnet beim argen Konkurrenten im Stadion Niederrhein zwei wichtige Zähler. Das Nachholspiel eröffnete Piere Fassnacht mit einem sehenswerten Sonntagsschuss direkt in die Maschen (40.), ehe Simon Engelmann ausglich (54.) – 1:1 der Endstand.

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Daniel Heber (l.) und Jakob Golz (r.) hatten sich aus dem Ligaspiel bei RWO im April 2022 mehr erhofft. Am Ende war jedoch auch dieser Punkt für den Aufstieg entscheidend. (Foto: Endberg)

Wohl einzig positiv an diesem Tag: Gemeinsam setzten die Pott-Klubs eine Charity-Aktion um, die später allein aus der RWE-Familie 5.400 Euro für ukrainische Menschen einbrachte. Beide Teams kickten in den Nationalfarben der kriegsleidenden Nation: RWE in gelb, RWO in blau.

Der Gegner:

Hinter Rot-Weiß Oberhausen liegt eine durchwachsene Regionalliga-West-Saison, die die „Kleeblätter“ an siebter Tabellenposition beendeten. Immer wieder deutete RWO jedoch die eigene Qualität an. Das von Fußball-Lehrer Mike Terranova trainierte Team war in etwa eine der wenigen Mannschaften, die Liga-Primus und Drittliga-Aufsteiger Preußen Münster (3:2) schlagen konnte. Auch Top-Teams wie Gladbach II klaute Oberhausen zweimal die Punkte, gegen Düren (4:0), Straelen (4:0), Kölns U21 (5:0) oder den 1. FC Bocholt (5:1) am letzten Spieltag reichte es zu Kantersiegen. Das ist allerdings nun schon drei Wochen her: die Regionalliga West endete wesentlich früher als die 3. Liga. Auf sieben freie Tage folgten bei den Oberhausenern dabei zwei trainingsintensive Wochen.

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Für Mike Terranova endet am Samstag die Oberhausener Chef-Trainer-Zeit. (Foto: Endberg)

In der bisherigen Saison wusste sich bei RWO besonders Außenbahnspieler Anton Heinz mit einer achtbaren Bilanz aufzutun. Der 25-jährige Ostwestfale erkämpfte wettbewerbsübergreifend 28 Scorerpunkte (18 Tore, 10 Vorlagen) in 37 Partien. Ex-Essener Sven Kreyer ist ihm mit 22 Treffern und fünf Vorlagen bei 33 Einsätzen dicht auf den Fersen.

Während Heinz‘ Zukunft noch ungeklärt ist, stehen bei Fußball-Lehrer Mike Terranova die Zeichen auf Abschied – zumindest aus der 1. Mannschaft. Der 46-Jährige, dessen zweite Trainer-Amtszeit im Stadion Niederrhein mittlerweile schon 2 ½ Jahre andauert und der insgesamt mehr als 6 Jahre an der Seitenlinie des Viertligisten stand, wird zur neuen Saison Leiter der RWO-Nachwuchsabteilung. Bevor Terranova die RWO-Senioren verlässt, hat er einen klaren Wunsch: „Für mein letztes Oberhausener Spiel gäbe es keinen schöneren Abschied als den Pokalsieg“, so der Ex-Profi, der in 14 Partien als Oberhausen-Coach erst einmal gegen das Hafenstraßen-Team gewann.

Auf dieser Mission sollen auch Ex-Rot-Weisse helfen. Der 35-jährige Daniel Davari hütete beim letzten Pokalsieg noch das RWE-Tor und jubelte Dreifachtorschütze Simon Engelmann im Endspiel gegen den 1. FC Kleve zu. Am kommenden Samstag wird er alles dafür geben, dass ebenjener „Regler“ in seinem letzten RWE-Spiel nicht mehr erfolgreich ist. „Daniel Davari kennt das Umfeld, kann mit Druck umgehen und ist gut drauf“, versichert Terranova vor dem Spiel. Auch Jan-Lucas Dorow reckte 2020 den Verbandstitel als Essener in die Luft, jetzt kämpft der 30-jährige Offensivspieler für RWO um den Wettbewerbstriumph.

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Brachte seine Pokalerfahrung einst auch an der Hafenstraße ein, wie hier gegen Bayer Leverkusen: RWO-Keeper Daniel Davari (mi.). (Foto: Endberg)

Der Weg, um überhaupt in Essen antreten zu dürfen, war für Oberhausen steinig. Auf einen 13:0-Kantersieg gegen den A-Kreisligisten MTV Union Hamborn folgte mit dem MSV Duisburg gleich ein Kracher. Das Terranova-Team wusste jedoch zu bestehen und schmiss die höherklassigen „Zebras“ mit 2:1 aus dem Wettbewerb. Oberligist KFC Uerdingen zwang RWO wiederum ins Elfmeterschießen, was die Oberhausener 2:0 i. E. gewannen. In den letzten beiden Partien zum Endspiel besiegte RWE schließlich den ASV Mettmann 6:0 und dann den Ratingen 04/19 3:1.

Der beste Torschütze auf dem Weg ins Finale trägt inzwischen nicht mehr rot-weiß: Angreifer Leroy-Jacques Mickels war fünfmal im Verbandswettbewerb erfolgreich, wechselte im Januar jedoch zu Bulgarien-Erstligist Spartak Varna. Zweitbester Niederrheinpokal-Torschütze der Rot-Weißen ist Sven Kreyer mit vier Treffern.

Die Kulisse:

Eins ist vorab sicher: Die Stimmung wird eines Pokalspiels würdig. Rund 18.500 Eintrittskarten sind verkauft. Während Rot-Weiß Oberhausen die Stadtwerke-Essen-Tribüne mit den Blöcken „G1“, „G2“ und „G3“ befüllt, färben sich Rahn- sowie Sparkassen-Tribüne und WAZ-Westkurve in rot-weiss. Der Heim-Bereich ist dabei ausverkauft.

Vorherige Duelle:

75-mal gab es das direkte Duell zwischen Rot-Weiss Essen und Rot-Weiß Oberhausen schon. Während 33 Partien Remis endeten, entschied RWE 27 Spiele für sich. Nur 15-mal ging RWO als Sieger vom Platz.

Kurios: Sieben der letzten zwölf direkten Duelle endeten 1:1. Am kommenden Samstag wird das nicht möglich sein.

Im letzten Pokalspiel gegeneinander hatte RWO das Nachsehen: Mit 1:4 unterlagen die Rot-Weißen in der Coronasaison 2020/21 auf eigenem Grün. Als beide Mannschaften sich letztmalig in einem Endspiel gegenüberstanden, gewann RWO 1:2 (2018).

Trifft Simon Engelmann am kommenden Samstag, kann er zum Rekordtorschützen des Ruhrpott-Derbys werden. Viermal war der 34-jährige Angreifer, der nach der Saison nach Rödinghausen abwandert, in diesem Spiel schon erfolgreich – dreimal für RWE, einmal in der Saison 2015/16 zu RWO-Zeiten. Nur Marcel Platzek steuerte in direkten Duellen Rot-Weiss Essens gegen Oberhausen mehr Treffer bei – fünf an der Zahl.

Der Schiedsrichter:

Dr. Robin Braun leitet das Endspiel. Der 27-jährige Wuppertaler kam in dieser Saison mit einem Bundesliga-, elf Zweitliga- und acht Drittliga-Einsätzen regelmäßig in Profi-Spielklassen zum Einsatz. Das letzte Spiel mit rot-weisser Beteiligung, was Braun leitete, war ausgerechnet eine Partie zwischen RWE und RWO: Am 27. März 2021 trennten sich die Ruhrpott-Klubs 1:1, der Unparteiische vergab nach einem Daniel-Heber-Foul in letzter Sekunde einen berechtigten Elfmeter für RWO.

Brauns Assistenten sind Fasihullah Habibi (Duisburg) und Dr. Jonathan Becker (Viersen). Vierter Offizieller ist Sven Schreiber (26, Düsseldorf).

Das Wetter:

Finaltag und Endspiel-Wetter! Für den kommenden Samstag sind sonnige 22 Grad angesagt.

Übertragung:

Die ARD überträgt die Partien des „Finaltags der Amateure“ in einer Live-Konferenz. Parallel zum RWE-Spiel steigen die Spiele des 1. FC Saarbrückens gegen die SV Elversberg, von Lokomotive Leipzig gegen den Chemnitzer FC, der Stuttgarter Kickers gegen die TSG Balingen sowie später des FSV Frankfurts und Steinbach Haiger und des FV Illertissens und dem FC Ingolstadt.

Außerdem gibt es unter sportschau.de einen Livestream, in dem das Spiel in voller Länge übertragen wird.

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