12. September 2023
Alexander Rang: „Bin an den Menschen im Verein ehrlich interessiert!“
Der neue Vertriebsvorstand im Interview.


Rot-Weiss Essen hat seit zwei Wochen einen dreiköpfigen Vorstand. Neben Marcus Uhlig (Vorstandsvorsitzender) und Sascha Peljhan (Vorstand Finanzen / EDV / Infrastruktur), zählt Alexander Rang zur Führungsriege. Der 45-jährige Betriebswirt wurde durch den Aufsichtsrat berufen und hat am 01. September seine Tätigkeit aufgenommen. Der konkrete Aufgabenbereich: Vertrieb. Sein Ziel? „Rot-Weiss Essen in den Bereichen Sponsoring, Merchandising und Ticketing weiter nach vorn bringen!“ Im Interview mit der „kurzen fuffzehn“ spricht Rang über RWE, seine neue Tätigkeit und die Ziele seiner Arbeit.
RWE: Sag mal, Alex: Zwei Wochen bist du jetzt dabei… Wie darf man sich das vorstellen, mit welchen Aufgaben nimmt ein Vertriebsvorstand seine Arbeit auf?
Alexander Rang: Ich verschaffe mir gerade einen Überblick über die bestehenden Strukturen. Ich führe viele Gespräche mit den Geschäftsstellen-Mitarbeitern: Was läuft gut und wo bestehen Verbesserungspotenziale? Wir diskutieren bereits intensiv Ideen, neue Produkte und Möglichkeiten, unsere Sponsoren noch umfassender zu betreuen.
Du betonst im Kollegenkreis immer wieder, wie sehr dich die Emotionalität, die an der Hafenstraße herrscht, packt. Was hat dich zu der Entscheidung gebracht, bei RWE zu arbeiten?
Rot-Weiss Essen ist ein Verein mit sehr viel Tradition und einer treuen Fanszene. Das begeistert mich. Darum bin ich für die Chance, die Geschicke des Vereins aktiv mitgestalten zu können, sehr dankbar. Zudem ist die Grundlage für den zukünftigen Erfolg sehr gut, da der Verein in den vergangenen Jahren viele wegweisende Themen bereits angeschoben hat. Die Herausforderung jetzt die nächsten Schritte zu gehen, nehme ich gerne an!
Du klingst – selbstverständlich, sonst hättest du den Job nicht angenommen – überzeugt von RWE. Die letzten Wochen waren turbulent. Was lässt dich für dein Aufgabenfeld positiv gestimmt in die Zukunft blicken?
Rot-Weiss Essen ist der größte Verein in der zehntgrößten Stadt Deutschlands. Es gibt viele tolle Unternehmen, mit denen uns grundlegende Werte verbinden und die wir gerne für unseren Weg gewinnen möchten. Wir werden gemeinsam weiterwachsen. Dabei möchten wir alle Fans und Sponsoren auf unsere Reise mitnehmen.
Gutes Stichwort: Eine gemeinsame „Reise“. Was nimmst du dir für deine Zeit an der Hafenstraße vor?
Auf jeden Fall möchte ich den Weg von Rot-Weiss Essen lange begleiten. Ich bin gekommen, um zu bleiben. Loyalität und Identifikation sind mir sehr wichtig. Vertriebsleiter Daniel Elzer, unser gesamtes Vertriebsteam und ich wollen mit attraktiven Angeboten viele neue Partner auf unseren Weg mitnehmen. Gemeinsam mit bestehenden Sponsoren möchten wir das volle Potential für die Unternehmen und unseren Verein abrufen.
Vertriebs-, Merchandising- und Ticketing-Team haben – wie die gesamte Geschäftsstelle – hervorragende Arbeit geleistet. Ich habe nur Menschen kennengelernt, die wirklich alles für den Verein geben und meine es ernst, wenn ich sage, dass wir uns nicht vor einem Bundesligisten verstecken müssen. Nur arbeiten bei einem Bundesligisten viel mehr Leute. So passiert es bei der Personalstärke unserer Geschäftsstelle viel schneller, dass die Leute an die Limits des Machbaren kommen. Ein Beispiel: Die Ticketing-Abteilung hat im vergangenen Dauerkartenverkauf tausende Mails und Anrufe erhalten – und das neben allen anderen Aufgaben: Koordination, Dauerkarten-Druck und anschließender Versand. Es war mit dem vorhandenen Personal einfach nicht mehr zu bewältigen, obwohl die Mitarbeiter oft bis in die Nacht gearbeitet haben. Das ist nur ein Beispiel, das verdeutlicht, wie groß das Interesse an RWE ist und wie wichtig es ist, nun die richtigen Strukturen aufzubauen. Dabei müssen wir aber immer zwischen Idealzustand und wirtschaftlicher Machbarkeit abwägen. Wenn mal was nicht funktioniert, bitte ich um Verständnis und verspreche, dass wir hinter den Kulissen an Lösungen arbeiten.
Und davon profitiert am Ende der Fan?
Ja, denn unsere Fans sind das Herzstück unseres Vereins. Ich bin immer schwer beeindruckt, wenn ich an die Hafenstraße komme oder unseren Block auswärts sehe. Von guten Strukturen profitiert auch jeder Fan, das ist ein wesentliches Ziel unserer Arbeit.
Dabei ist mir wichtig noch mal zu betonen: Meine Vorstandskollegen und die Geschäftsstellen-Mitarbeiter geben alles! Jeder bei Rot-Weiss Essen leistet harte Arbeit, um den Verein nach vorn zu bringen! Die Strukturen müssen jetzt aber „nachwachsen“: Ich möchte daran erinnern, dass der Verein vor eineinhalb Jahren mit einer ähnlichen Personenstärke auf der Geschäftsstelle 4.000 Mitglieder und regelmäßig 6.000 bis 7.000 Stadionbesucher weniger hatte.
Vor einigen Tagen wurde kritisiert, dass du dich für den Schalker Fanclub-Verband (SFCV) engagiert hast …
In der Medienrunde haben wir mein Engagement detailliert erklärt. Als Sponsor haben wir Schalke und den SFCV unterstützt. In diesem Rahmen wurde ich vor meinem beruflichen Hintergrund gebeten, den Verband auf zwölf Monate begrenzt zu beraten. Oft habe ich gelesen, dass ich Vorstand war – das ist nicht richtig. Diese Rolle hätte ich auch aufgrund der Verbandsstatuten nicht einnehmen können, weil ich nie Mitglied in einem Schalker-Fanclub war. Während dieser Zeit wurde ich im Umfeld massiv angefeindet.
Viel kritisiert wurde, dass dieser Aspekt nicht in der Pressemitteilung stand.
Das ist richtig und ich habe die Situation falsch eingeschätzt. Ich wollte dieser Station nicht zu viel Bedeutung bemessen und habe mich daher für die Umschreibung „Fan-Organisationen“ entschieden. Was mir wichtig zu betonen ist: Die Form der Kommunikation war einzig und allein meine Entscheidung und damit auch mein Fehler. Und eins ist ganz klar: Ich stehe jetzt zu einhundert Prozent hinter Rot-Weiss Essen!
Und wenn wir schon beim Thema Kritik sind: Einige Fans hätten sich am Deadline Day noch einen Neuzugang gewünscht. Stattdessen wurdest du präsentiert.
Ich kenne den Fußball und kann den Wunsch der Fans natürlich nachvollziehen, neue Gesichter im RWE-Trikot zu sehen, die dem Verein auf Anhieb weiterhelfen. Dass die Verkündung meiner Person mit dem Deadline Day zusammengefallen ist, ist nicht mehr als ein Zufall. Mein Posten ist eine strategische Entscheidung des Aufsichtsrates, die langfristig geplant war. Ziel ist es, die Strukturen im Verein weiterzuentwickeln und Potenziale zu heben, damit wir gemeinsam die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass wir regelmäßig noch mehr Spiele erleben, wie gegen den HSV oder Münster. Es geht darum, nachhaltig die Grundlage zu schaffen, stetig eine verbesserte Mannschaft ins Rennen zu schicken.
Der Hintergrund ist folgendermaßen: Mit Dr. André Helf stehe ich schon jahrelang im lockeren Austausch. Als sich der Aufsichtsrat mit dem Gedanken befasst hat, den Vorstand auszubauen, haben wir viele intensive Gespräche geführt und gemerkt, dass wir gut zusammenpassen. Als alles klar war, wollte ich schnell die Arbeit aufnehmen. Das ist schließlich auf den 01. September gefallen.
Auch wenn der Beginn der Zusammenarbeit kommunikativ etwas gehapert hat, legst du aber dennoch großen Wert auf dieses Thema, oder?
Absolut. Ich möchte ansprechbar und erreichbar sein – für Sponsoren, Aufsichtsrat, Vorstandskollegen, Mitarbeiter und vor allem auch Fans. Kommunikation ist für mich ein wesentlicher Erfolgsfaktor.
Überhaupt: Ich durfte hier schon so viele Leute kennenlernen und werde noch viele spannende Kontakte knüpfen. Am vorletzten Freitag habe ich mich der Geschäftsstelle vorgestellt, am darauffolgenden Montag den Medienvertretern und am Dienstag vielen Fans auf der „Kleinen JHV“. Ich bin an den Menschen im und um den Verein ehrlich interessiert. Ich möchte die Charaktere unbedingt kennenlernen und wissen, was sie bewegt. Die Menschen, die kleinen Geschichten und Anekdoten machen unseren Verein doch aus.
Apropos Kennenlernen: Wir wissen, dass du Vorstand bei der SG Wattenscheid warst, Sponsorings betreut hast und schon viel Erfahrung im Marketing- und Vertriebsbereich sammeln durftest. Aber wer steckt hinter dem Funktionär Alexander Rang?
Ich bin 45 Jahre alt, in Bochum geboren und mittlerweile wohne ich auch wieder dort … Ich habe in Frankfurt studiert und gearbeitet und war zuletzt in Nürnberg tätig. Ich habe einen Sohn und einen Hund, bin alleinerziehender Papa. Und ich begeistere mich für Fußball: Ich habe weit mehr als 1.000 Spiele im Stadion gesehen (lacht).
Vervollständige den Satz: Wenn du einen Wunsch für Deine RWE-Zeit frei hättest, dann …
Puh…, wenn ich einen Wunsch hätte, dann würden wir unserem Briefkopf mindestens eine weitere Zeile hinzufügen (lacht). Aber im Ernst, erst mal wünsche ich mir eine faire Chance, ich möchte mich hier gerne beweisen. Vertrieblicher Erfolg lässt sich transparent darstellen – und daran lasse ich mich auch gerne messen.
Um diese Ziele zu erreichen, brauchen wir vor allem Ruhe und Geschlossenheit im Verein. Ich hoffe, dass wir das gemeinsam schnell schaffen. Die für uns alle sehr unbefriedigenden Themen sind intern aus meiner Einschätzung seriös aufgearbeitet worden. Es wurde analysiert, daraus dann Schlüsse gezogen und es sind viele Maßnahmen auf den Weg gebracht worden – ich bin eine davon.
Die „Kleine JHV“ war ein sehr guter Schritt, diese Themen transparent zu beleuchten. Skepsis und Kritik sind in Ordnung, aber lasst uns gemeinsam wieder an einem Strang ziehen und die Ruhe einkehren lassen, um RWE weiter nach vorne zu bringen.