15. September 2023

Duellcheck: Punktkampf der Formstarken

Für Rot-Weiss und Regensburg läuft‘s: Erstes Aufeinandertreffen seit 1952.

Duellcheck: Punktkampf der Formstarken – Rot-Weiss Essen
Noch ist Rot-Weiss Essen in der Saison 2023/24 zuhause ungeschlagen. (Foto: Heidelberg)

In der Spur! Rot-Weiss Essen hat in den ersten fünf Partien ordentliche acht Punkte gesammelt und rangiert auf dem achten Tabellenplatz. Am kommenden 6. Drittliga-Spieltag bekommt es das Team von der Hafenstraße jedoch mit einem schweren Brocken zu tun (Sa., 14.00 Uhr, Stadion an der Hafenstraße). Jahn Regensburg ist derzeit noch ungeschlagen und konnte jüngst gegen den MSV Duisburg dreifach punkten (2:1). Im Duell der Formstarken möchte RWE dem etwas entgegensetzen, das neu gewonnene Selbstbewusstsein nutzen und gegen den derzeit besten Zweitliga-Absteiger punkten. Vielleicht ein gutes Omen: Das letzte direkte Aufeinandertreffen der Traditionsklub stieg ausgerechnet in der 1. Runde der DFB-Pokalsaison 1952/53. RWE ebnete als haushoher Favorit mit einem 5:0-Sieg den Weg für den späteren legendären Titeltriumph.

Die Ausgangslage:

Wer am vergangenen Freitag nach dem Rot-Weiss Essen-Duell gegen die Südwest-Regionalliga-Truppe der TSG Hoffenheim U23 das Endergebnis checkte, der musste sich wohl erst kneifen: Gegen den unterklassigen Gegner unterlag die Christoph-Dabrowski-Elf im Testspiel deutlich 1:5. Nach einer ersten Hälfte mit überwiegend rot-weissen Spielanteilen und Berlinski-Treffer, überflutete Ex-U19-Coach Vincent Wagner mit seinem talentierten Team die RWE-Maschen: Jeder Schuss ein Tor! Dass drei FÖRDERWERK-Spieler und zwei Verletzungs-Rückkehrer auf dem Platz standen, will Innenverteidiger Aaron Manu nicht als Ausrede gelten lassen: „Natürlich ist das dann ein anderes Team – aber wir sind in der Pflicht, unser Tor einfach besser zu verteidigen. Wir müssen ein besseres Zweikampfverhalten an den Tag legen und dem Ball aggressiver hinterher sein.“

Nichts, was die Drittliga-Profis lernen müssen – das bewiesen sie in der Liga! Rot-Weiss Essen gewinnt mehr als die Hälfte aller Zweikämpfe, ist damit in diesem Bereich eins der stärksten Teams. Einer, der sich in diesem Bereich besonders behauptet: Vinko Sapina. Der Hüne setzt sich in Zwei-Drittel aller Duelle mit dem Gegner durch.

Duellcheck: Punktkampf der Formstarken – Rot-Weiss Essen
Behauptet (fast) jeden Ball: Mittelfeldmann Vinko Sapina (r.). (Foto: Endberg)

Umso besser für RWE, dass Sapina nach muskulären Problemen am Donnerstag wieder ins Mannschaftstraining einsteigen konnte. Auch Andreas Wiegel, Moussa Doumbouya und Lucas Brumme sind nach kurzzeitigen Wehwehchen in der Länderspielpause wieder voll dabei. Kapitän Felix Bastians ist für Dabrowski nach einem Monat Pause ebenfalls eine Option. Definitiv verzichten muss Rot-Weiss Essen dafür auf Thomas Eisfeld (Teilriss Symdesmose), Ekin Celebi (Leistenprobleme) und Fabian Rüth (Reha nach Kreuzbandriss) sowie Nils Kaiser (Reha nach Innenbandriss).

Das Ziel für Samstag ist jedenfalls klar: Serien ausbauen! Seit vier Spielen ist Rot-Weiss Essen ungeschlagen, drei Drittliga-Partien nacheinander und somit 343 Minuten (zählt man den Pokal dazu, dann sogar 433) musste Jakob Golz nicht mehr hinter sich greifen, zweimal in Folge entschied RWE Drittliga-Duelle für sich. Gemeinsam mit Tabellenführer Dynamo Dresden ist Rot-Weiss das Team mit den wenigsten Gegentreffern! Nur drei an der Zahl.

Fakten, die guttun! Die Verantwortlichen an der Hafenstraße wünschen sich nichts sehnlicher als eine ruhige Saison. „Das spricht für eine gewisse Stabilität. Auf jeden Fall haben wir ein gutes Fundament für die nächsten Wochen und Monate gelegt. Es sollte aber niemand vergessen, dass erst fünf von 38 Spielen absolviert sind“, mahnt Chef-Coach Dabrowski jedoch – wie verrückt die 3. Liga ist, weiß er aus dem Vorjahr.

Duellcheck: Punktkampf der Formstarken – Rot-Weiss Essen
An der Hafenstraße gibt es derzeit genügend Gründe zu feiern. (Foto: Endberg)

Der 44-jährige Ex-Profi erlebt mit seinem Team am Samstag übrigens ein Novum in dieser Saison. Erstmals wird ein Rot-Weiss Essen-Spiel 2023/24 am Samstag, um 14.00 Uhr angepfiffen. Auch an den kommenden Fußball-Wochenenden sind Partien mit RWE-Beteiligung zu der Kern-Anstoßzeit der 3. Liga rar gesät: Von sieben weiteren terminierten Auftritten, wird neben dem Regensburg- nur das Verl-Duell zur Fußball-Primetime ausgetragen.

Der Gegner:

Neu in der 3. Liga, doch alter Hase an der Seitenlinie! Der SSV Jahn Regensburg zählt nach dem Schlusspunkt auf sechs 2. Bundesliga-Jahre auf das Know-How eines echten Drittliga-Weisen: Amerikaner Joe Enochs ist mit 259 Begegnungen nach Pavel Dotchev (320 / Erzgebirge Aue) und Stefan Krämer (287 / vereinslos) dritterfahrenster Coach der Spielklasse! Da ehrt es umso mehr, dass der 52-Jährige RWE ein „stabiles Auftreten“ und einen „gut aufgestellten und punktuell verstärkten Kader“ attestiert. Dagegen will Enochs mit seinem Team „mutig auftreten und früh attackieren.“

Duellcheck: Punktkampf der Formstarken – Rot-Weiss Essen
Kennt die 3. Liga wie seine eigene Westentasche: Joe Enochs, hier als Trainer des FSV Zwickau in der Vor-Saison. (Foto: Endberg)

Wahrscheinlich, dass der Fußball-Lehrer am kommenden Samstag auf sein bewährtes System setzt: Viererkette, zwei defensive Mittelfeldspieler, ein Offensiver sowie zwei Flügelstürmer und ein Mittelstürmer – kurz bekannt als 4-5-1. Bislang ließ Enochs jedes Spiel in dieser taktischen Formation auflaufen.

Das Tor hütet dabei ein frisch gebackener U21-Nationalspieler. Felix Gebhart rückte in der vergangenen Länderspielpause neu ins Team von Junioren-Coach Antonio Di Salvo. Der 21-Jährige bewies sich letztes Jahr in Halle, blieb passable zehnmal gegentorlos und verdiente sich so ein Empfehlungsschreiben für die Nachwuchs-Bundeself und die Stammtorhüter-Position der Regensburger. Wie seine Defensiv-Kollegen Florian Ballas (30) und Benedikt Saller (30), absolvierte Gebhardt jede einzelne bislang mögliche Drittliga-Minute.

Während ein junger Wilder Treffer verhindert und Stamm-Mann Louis Breunig mit 19 Jahren auch noch in den Fußball-Kinderschuhen steckt, kann Enochs auch auf echte Routine zurückgreifen: Sechser Andreas Geipl (31), der sich gleich bei den Mannschaftskollegen die Kapitänsbinde verdiente, ergänzte im Vorjahr den Heidenheimer Bundesliga-Aufstiegskader. Alexander Bittroff (34) kommt auf stolze 182 Zweitliga-Einsätze. Ob der alte Fußballhase erstmals in der Karriere an der Hafenstraße vorhoppeln darf. Bittroff plagen muskuläre Probleme.

Duellcheck: Punktkampf der Formstarken – Rot-Weiss Essen
Fünf Spiele, keine Niederlage: Regensburgs Bilanz kann sich sehen lassen. (Foto: Photostudio Büttner / Jahn Regensburg)

Die Torflaute beenden möchte jedenfalls Elias Huth. Regensburgs physisch starke Nummer 29 war in jedem Ligaspiel als Mittelstürmer gesetzt, konnte die Vorschusslorbeeren jedoch nicht mit Toren zurückzahlen. Kein Grund für die RWE-Defensive, sich zu entspannen: Huth traf in 185 Drittliga-Partien 36-mal. Sein Backup übrigens einer, der einst an der Hafenstraße vorspielte: Eric Hottmann absolvierte im Juni 2022 ein Probetraining in rot-weiss. Seine Joker-Einsätze blieben bislang ebenfalls erfolglos.

Doch auch wenn sich noch kein Torjäger heraustut: Enochs Ideen funktionieren gut. Fünf Spiele ist Jahn ungeschlagen, dreimal spielte die Bayern-Elf davon Remis. Balsam für die geschundene Regensburg-Seele: Im Vorjahr gelangen in der Rückrunde bei elf Niederlagen – wie auch im bisherigen Drittliga-Turnus – nur zwei Siege und drei Remis. So rutschte der SSV Jahn unter den Strich und konnte sich nicht mehr erholen.

Aktuell auf dem dritten Tabellenplatz, ist das durchschnittlich 23,8 Jahre alte Team nun bester Zweitliga-Absteiger – vor dem SV Sandhausen (10.) und Arminia Bielefeld (14.). Soweit, so optimal – wäre da nicht das Pokalaus gegen den FC Ingolstadt am vergangenen Donnerstag gewesen. Pech hatte Regensburg, gleich im Verbandspokal-Achtelfinale einen Liga-Konkurrenten zugelost zu bekommen. In 90 Minuten wollte kein Tor fallen, im Elfmeterschießen dafür 17 – erst der 18. Elfmeter war nicht drin. „Leider hat unser neunter Versuch nicht den Weg ins Tor gefunden“, beschreibt Enochs.

Vorherige Duelle:

  • 17. August 1952: RWE – Jahn Regensburg 5:0 (RWE: Termath (2), Malinowski (2), Rahn)

Der Schiedsrichter:

Schiedsrichter der Partie ist Martin Speckner. Der 27-jährige Schloßbacher leitete bereits im Vorjahr die Auswärtsspiele beim VfL Osnabrück (8. Spieltag / 0:1) und in Dresden (31. Spieltag / 1:2). An der Hafenstraße gibt Speckner, der 2022/23 in der 2. Bundesliga häufig dem Essener Sven Waschitzki-Günther an der Seitenlinie half, seine Premiere.

Speckners Assistenten an der Seitenlinie sind Christopher Knauer und Jonas Krzyzanowski (21, Neuburg / Donau), vierter Offizieller ist Jost Steenken (31, Nordhorn)

Das Wetter:

Der Sommer schaut noch einmal an der Hafenstraße vorbei! Sonnige 25 Grad sind angesagt.

Übertragung:

MAGENTA SPORT überträgt die Partie ab 13.45 Uhr live. Mario Bast kommentiert das Match, Moderator ist Thomas Wagner.

Ab 14.00 Uhr ist das Spiel auch im Westdeutschen Rundfunk (WDR) und Bayerischen Rundfunk (BR) im Free-TV zu sehen.

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