1. Dezember 2023
Wo Heim- auf Auswärtsstärke trifft!
Duellcheck: Rot-Weiss Essen empfängt Zweitliga-Absteiger SV Sandhausen.


Rot-Weiss trifft auf Schwarz-Weiß! Der ein oder andere RWE-Fan ist beim Lesen dieses Satzes geneigt, an eine Partie gegen Kooperationspartner ETB SW Essen zu denken, doch der erste Gedanke täuscht: Zum ersten Mal in der Geschichte treffen Rot-Weiss Essen und Zweitliga-Absteiger SV Sandhausen am Samstag (14.00 Uhr) aufeinander. An der Hafenstraße kommen dann Heim- und Auswärtsstärke zusammen. RWE verlor zu Hause erst eine Partie, der SVS in der Fremde nicht mehr als zwei. Noch mehr Fakten zur Partie lesen Rot-Weisse im Duellcheck!
Ausgangslage:
Die rot-weisse Siegesserie von fünf Spielen in Folge ist vergangenes Wochenende beim FC Ingolstadt gerissen. „Extrem ärgerlich!“ Was RWE-Chef-Trainer Christoph Dabrowski damit meinte, waren die zwei Gegentore, die sein Team bei der 1:2-Niederlage in Ingolstadt hinnehmen musste. „Die haben wir uns selbst zu zuschreiben. Davon ab haben wir ein ordentliches Spiel gemacht. Die Jungs sind auf einem guten Weg.“


Auf einem guten Weg in den letzten Wochen ist auch Cedric Harenbrock. Der Mittelfeldspieler traf in den letzten beiden Partien zweimal und bereitete zudem einen weiteren Treffer vor. „Mit jedem Spiel ist mein Selbstvertrauen größer geworden. Und das ist von großer Bedeutung, um mutig auf dem Platz agieren zu können. Jeder Einsatz hat dabei geholfen, meine Stärken noch besser auf den Platz durchziehen zu können“, sagt der 25-Jährige über seine aktuelle Form. Seit dem 4. Spieltag setzt Dabrowski konstant von Beginn an auf Harenbrock, der nach Marvin Obuz (6) aktuell zweitbester RWE-Scorer (5) ist. Auffällig ist die Effizienz Harenbrocks, knapp jeder sechste Schuss landete im Kasten des Gegners.
Fünf Trainingseinheiten liegen zwischen der Partie in Ingolstadt und dem Heimspiel gegen den SV Sandhausen. Fünf Gelegenheiten für Abwehr-Youngster Mustafa Kourouma, sich zu beweisen. „Musti hat gezeigt, dass er ein stabiler Innenverteidiger ist und auch bei Standards für Impulse sorgen kann“, sagt Dabrowski über das 20-jährige Eigengewächs. Kourouma wird am Samstag, so viel hat der RWE-Chef-Coach bereits verraten, für seinen Abwehrkollegen Felix Götze auflaufen, der in Ingolstadt in Folge eines wiederholten Foulspiels des Platzes verwiesen wurde. Der Youngster, der bereits zweimal in dieser Saison in der Startelf stand und zudem zwei Tore erzielte, freut sich auf die Sandhausen-Partie an der Hafenstraße: „Wir wollen jede Partie gleich angehen und mit den Fans im Rücken jedes Spiel dominieren.“
Apropos Hafenstraße: Die Heimspielstätte von Rot-Weiss Essen ist in dieser Saison wahrlich eine Festung! Von acht Partien in Bergeborbeck gewann RWE fünf Spiele, dazu gab es zwei Remis und eine Niederlage. In Summe macht das den vierten Rang in der Drittliga-Heimtabelle. Von neun Gegentreffern, die Keeper Jakob Golz hinnehmen musste, kommen mehr als die Hälfte, nämlich fünf, aus der Partie gegen den SC Verl. Wird das Duell gegen die Ostwestfalen ausgeklammert, schaut Essen auf eine gute Abwehrleistung: In dann sieben Spielen trafen die Gegner an der Hafenstraße im Schnitt 0,57-mal.


Hinten sicher stehen und vorne treffen, so lautet also auch die Devise am Samstag. Rot-Weiss Essens Top-Torjäger ist Marvin Obuz. Viermal traf der 21-jährige Flügelspieler in dieser Saison. Damit ist RWE der einzige Verein in der ersten Tabellenhälfte, der keinen Spieler in den Reihen hat, der öfter als fünfmal getroffen hat. Doch gerade aus diesem Fakt entwächst die Stärke der Essener, denn diese stellen in 16 Drittligapartien zwölf unterschiedliche Torschützen. Aus der ersten Hälfte der Tabelle sind lediglich Saarbrücken und Regensburg (je 12) genauso flexibel.


Definitiv nicht mit von der Sandhausen-Partie werden Fabian Rüth (Reha nach Kreuzbandriss) und Felix Götze (Gelb-Rot-Sperre) sein. Ekin Celebi und Thomas Eisfeld trainierten in dieser Woche in Teilen mit der Mannschaft zusammen.
Gegner:
Jens Keller macht keinen Hehl draus: Der SV Sandhausen will den Wieder-Aufstieg – und das trotz zurzeit neunter Position und zehn Punkten zum direkten Aufstiegsplatz. Nicht unberechtigt: Seit der 53-jährige Schwabe mit Bundesliga-Erfahrung aus Stuttgart und Gelsenkirchen vor fünf Spieltagen am Hardtwald von Danny Galm übernahm, ging kein Spiel verloren. Bundesliga-Mannschaft der Stunde Leverkusen trieb der SVS beinahe in den DFB-Pokal-Wahnsinn – das 2:5 im Zweitrunden-Spiel spricht eine deutlichere Sprache, als der Spielverlauf es hergab. Keller: „Wir müssen dranbleiben und fleißig Punkte sammeln!“


Geballte Bundesliga-Erfahrung steht beim SV Sandhausen, der vor allem in der ersten Halbzeit (14 Treffer), dafür allerdings nicht gern in der zweiten Hälfte trifft (sechs Tore), derweil nicht nur an der Seitenlinie: Mittelstürmer Rouwen Hennings (36) traf noch in der Corona-Saison 2019/20 15-mal für Fortuna Düsseldorf im Oberhaus, Dennis Diekmeier (34) verteidigte zwischen 2009 und 2018 erst für Nürnberg und dann für Hamburg in jedem Jahr gegen Erstliga-Angreifer.
Franck Evina (23) schnupperte derweil 2018 Seite an Seite mit Robert Lewandowski beim FC Bayern München Bundesliga-Luft. Nicht die einzigen Sandhäuser, die dem Rot-Weissen bekannt vorkommen könnten: Dauerbrenner Alexander Mühling forderte RWE 2020 als Kieler im DFB-Pokal-Viertelfinale heraus, Yassin Ben Balla sammelte zwischen 2017 und 2019 72-Regionalliga-West-Einsätze bei Rot-Weiß Oberhausen.
Fehlende Kaderbreite bemängelt Jens Keller, der wie Vorgänger Galm bislang stets auf ein 4-2-3-1 setzt, dennoch: „In der Winterpause werden wir personell nachlegen!“ Zwar ist der Chef-Trainer grundsätzlich mit seinem Kader zufrieden („Wir sind im Offensivbereich immer für mindestens einen Treffer gut.“). Stammspieler-Ausfälle wie die von Hennings (Muskelfaserriss) und möglicherweise auch Mannschaftskapitän Tim Knipping in Essen, fielen jedoch beim Vorjahres Zweitliga-Letztplatzierten zu schwer ins Gewicht.


Kaderbreite hin und her, die wohl größte Problemzone des SVS befindet sich in dieser Saison wohl in der Defensive: Zwanzig Gegentreffer sind zu viele für einen Top-Verein, Tabellenführer Regensburg-Schlussmann Gebhardt (11) oder Dresden-Keeper Drljaca (13) mussten deutlich weniger Bälle aus ihrem Netz fischen als Ex-Fortuna-Köln-Keeper Nikolai Rehnen: Er kommt auf 20 Gegentreffer – besonders die hohe 1:4-Niederlage gegen Halle und das furiose Last-Minute-3:3 bei Viktoria Köln fallen ins Gewicht.
Ausgleichen kann die vergleichsweise junge wie zweikampfstarke Mannschaft das Defensiv-Manko vor allem mit Auswärtserfolg sowie Offensiv-Torgefahr. Das unterstreicht nicht zuletzt die Formstärke: Fünfmal unbesiegt blieben in der Trendtabelle der letzten fünf Spiele nur Jahn Regensburg und der SC Verl. Würde das so bleiben, was man an der Hafenstraße allerdings sicher verhindern will, ist zumindest die Aussicht auf den drei Pünktchen entfernten Relegationsplatz realistisch: Schlagen möchten das vergleichsweise junge Sandhäuser Team in diesem Jahr nach dem Gastspiel an der Hafenstraße noch Waldhof Mannheim, den FC Ingolstadt sowie den VfB Lübeck.
Vorherige Duelle:
Am Samstag kommt es im Stadion an der Hafenstraße zum ersten Aufeinandertreffen zwischen Rot-Weiss Essen und dem SV Sandhausen in der Geschichte beider Vereine.
Der Schiedsrichter:
Schiedsrichter ist Patrick Kessel aus Norheim. Der 33-Jährige pfiff in dieser Saison bereits fünf Drittliga-Partien und war Unparteiischer beim RWE-Spiel gegen Halle (1:2) in dieser Saison.
Ihm assistieren Justin Hasmann (24, Neunkirchen) und Henning Reif (25). Als vierter Offizieller vermittelt Cengiz Kabalakli (26).
Das Wetter:
Zur Partie gegen Sandhausen wird eine Außentemperatur von 0 Grad erwartet.
Übertragung:
MAGENTA SPORT überträgt die Partie ab 13.45 Uhr live. Philip Konrad begleitet die 90 Minuten als Kommentator, durch das Rahmenprogramm führt Moderator Konstantin Klostermann.