17. Mai 2024

60-Punkte-Marke knacken!

Duellcheck: RWE beendet Drittliga-Saison in der Hansestadt beim VfB Lübeck.

Ein letztes Mal in dieser Drittliga-Saison gemeinsam jubeln ist das Ziel von Rot-Weiss Essen.
Ein letztes Mal in dieser Drittliga-Saison gemeinsam jubeln ist das Ziel. (Foto: Hüßen)

Eine von Höhen geprägte Drittliga-Saison 2023/24 findet für Rot-Weiss Essen am Samstag beim VfB Lübeck ein Ende. RWE hat beim bereits feststehenden Absteiger aus dem Norden die Chance, mit einem Sieg das Punktekonto auf 61 Zähler zu stellen und gegebenenfalls sogar auf den mit der Qualifikation für den DFB-Pokal gleichbedeutenden Platz vier zu springen. Ein Ziel, das Chef-Coach Christoph Dabrowski gerne erreichen will: „Wir haben es in der eigenen Hand, das letzte Meisterschaftsspiel zu gewinnen und wollen natürlich das Maximale erreichen.“ Ob dieses Bestreben gelingt, erfahren Rot-Weisse ab 13.30 Uhr im Stadion an der Lohmühle. Bevor es so weit ist, gibt es im Duellcheck alles Wichtige zur Partie!

Die Ausgangslage:

Latte, rechter Pfosten, linker Pfosten – und am Ende kein Tor. Rot-Weiss Essen fand im letzten Heimspiel dieser Drittliga-Spielzeit gegen 1860 München seinen Meister im Aluminium. „Das war mit Sicherheit die bitterste Heim-Niederlage der Saison“, kommentierte Lucas Brumme die 0:1-Pleite. Die fünfte Niederlage vor heimischer Kulisse begrub endgültig jede Resthoffnung auf das Erreichen des Relegationsplatzes.

60-Punkte-Marke knacken! – Rot-Weiss Essen
Thomas Eisfeld (l.) und Ron Berlinski haben sich das letzte Drittliga-Heimspiel der Saison anders vorgestellt. (Foto: Endberg)

Eine weitere bittere Nachricht erreichte die Rot-Weiss-Anhänger zwei Tage später. Am Montag teilte Abwehrchef Felix Götze den RWE-Verantwortlichen mit, seinen zum Saisonende auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. „Es waren zwei richtig geile Jahre bei RWE“, sagt der 26-Jährige.

Götze kommt wettbewerbsübergreifend auf 56 Einsätze im Trikot von Rot-Weiss Essen. „Trotzdem ist es für mich nun an der Zeit, den nächsten Schritt zu gehen und in einer höheren Liga mein Können unter Beweis zu stellen“, begründet der Blondschopf seine Entscheidung. In Lübeck wird Götze gelbgesperrt fehlen. Ein letztes Mal die Fußballschuhe für RWE wird der Innenverteidiger für das Niederrheinpokal-Finale gegen Rot-Weiß Oberhausen (Sa., 25. Mai, 15.45 Uhr) an der Hafenstraße schnüren. Wenn sich die RWE-Fans noch eins von Götze wünschen könnten, dann mit Sicherheit den Pokal vor heimischer Kulisse.

60-Punkte-Marke knacken! – Rot-Weiss Essen
Möchte sich in einer „höheren Liga“ beweisen: Felix Götze. (Foto: Heidelberg)

Doch weg vom Trübsal blasen und hin zu den positiven Seiten dieser Saison, die allemal in der Überzahl waren. Rot-Weiss Essen hat schon jetzt, ein Spiel vor Ende, 16 (!) Punkte mehr auf der Habenseite als im Jahr zuvor. Ein Sieg am Samstag und RWE hat die Anzahl der Dreifach-Erfolge auf 18 verdoppelt. Zahlen, die sich besonders auf eine verbesserte Vorstellung an der Hafenstraße und vor dem gegnerischen Kasten zurückführen lassen. Vor heimischer Kulisse sackte die Dabrowski-Elf 12 Siege ein, sieben mehr als in der Vorsaison. Auch insgesamt durften die RWE-Anhänger häufiger, und zwar 14-mal häufiger über Tore jubeln. 57 Schüsse zappelten bereits im gegnerischen Kasten. Einzig die Performance in fremden Stadien hat sich nur leicht verbessert. Sammelte RWE in der Vorsaison vier Siege ein, so gab es für das Hafenstraßen-Team bisher nur einen Dreier mehr.

60-Punkte-Marke knacken! – Rot-Weiss Essen
36 Treffer gelangen RWE alleine vor heimischer Kulisse. (Foto: Höft)

„Wir können stolz darauf sein, was wir gemeinsam mit den Fans in dieser Saison geleistet haben“, sagte Sportdirektor Christian Flüthmann voller Selbstvertrauen bereits vor dem 1860-Spiel. Dabrowski pflichtet dem 42-Jährigen bei und richtet den Blick nach vorne: „Ich bin stolz auf unsere Entwicklung über die gesamte Saison, die noch nicht zu Ende ist.“ Die Entwicklung noch nicht zu Ende, genauso wie die aktuelle Spielzeit, in der es für Außenverteidiger Brumme darum geht, „die letzten beiden Spiele zu gewinnen“. Mit einem Sieg gegen Lübeck bei gleichzeitigem Punktverlust Dynamo Dresdens (Sa., 13.30 Uhr, MSV Duisburg) ist zudem der vierte Platz in der Abschlusstabelle gesichert. Diese Platzierung berechtigt, unabhängig des Ausgangs des Niederrheinpokal-Endspiels, zur Teilnahme an der 1. Runde im DFB-Pokal.

Auf die eigenen Fans kann sich Rot-Weiss Essen bei der Erreichung der von Brumme ausgegebenen Ziele definitiv verlassen. Bereits in der letzten Woche kommunizierte RWE, dass der Heimbereich zum Finale im Verbandspokal gegen RWO ausverkauft ist. Auch zum letzten Auswärtsspiel dieser Saison sicherten bereits über 2.800 Anhänger ihr Kommen zu. Damit steigt auch nochmal der Auswärtszuschauerschnitt von RWE an, der laut Online-Magazin „liga-3-online“ bei 2.014 Fans liegt. Mit dieser Zahl belegt Rot-Weiss nach 1860 (2.107) aktuell noch knapp den zweiten Platz.

60-Punkte-Marke knacken! – Rot-Weiss Essen
Schon beim letzten Auswärtsspiel beim SV Sandhausen war der Gästeblock voll bis unter das Dach. (Foto: Hüßen)

Keine Option, um bei der Mission Auswärtssieg zu helfen, werden der bereits erwähnte gelbgesperrte Götze und die verletzten Cedric Harenbrock (Außenbandriss), Andreas Wiegel, Aaron Manu (Reha nach Knieproblemen) sowie Ekin Celebi (Aufbautraining) sein.

Das Hinspiel:

Rot-Weiss Essen hat am 19. Spieltag die 30-Punkte-Marke geknackt. Das Team von Trainer Christoph Dabrowski setzte sich gegen den Aufsteiger VfB Lübeck 1:0 (1:0) durch. Im Stadion an der Hafenstraße sorgte Isaiah Young (45.) kurz vor dem Abpfiff der ersten Halbzeit für den einzigen Treffer der Partie und machte damit den neunten Saisonsieg perfekt.

„Wir sind überglücklich, nach den zwei Niederlagen ein Spiel verdient gewonnen und die 30-Punkte-Marke geknackt zu haben. Wir mussten gegen einen extrem tief stehenden und kompakten Gegner bestehen. Eine Aktion über Brumme und Young hat heute gereicht“, so Chef-Trainer Christoph Dabrowski nach Abpfiff.

Der Gegner:

Samstag klingt der Schlussakkord des grün-weißen Drittliga-Shantys durch das Stadion an der Lohmühle! Nach einem Jahr tritt Ostsee-Verein VfB Lübeck – höchster Wahrscheinlichkeit nach als Tabellenneunzehnter – den Gang in die vierte Liga an. Für VfB-Hüne Jannik Löhden (34/früher u.a. Fortuna Köln) ein „Produkt der letzten Monate“, wie er den „Lübecker Nachrichten“ erklärt: 34 eigene Treffer bedeuten die harmloseste Offensive, 74 Gegentore die anfälligste Defensive aller Konkurrenten. 27-mal klingelte es allein in den vergangenen fünf Spielen!

60-Punkte-Marke knacken! – Rot-Weiss Essen
Kickt seit 2022 an der Lohmühle: Jannik Löhden (l.). (Foto: Endberg)

Doch nicht erst die letzten Spiele verlaufen aus Lübecker Sicht turbulent. Zwei Trainerwechsel – an der Seitenlinie coachten Lukas Pfeiffer (33), dann Florian Schnorrenberg (47) und jetzt Jens Martens (68) – trotz vielversprechenden Saisonstarts mit vier ungeschlagenen Partien, zehn Niederlagen mit mehr als drei Treffern Unterschied und das Viertelfinal-Landespokalaus gegen den niederklassigen Stadtkonkurrenten Phönix (2:4 n.E.) machen die Reise der aktuellen Saison holprig.

Weil der Abstieg seit dem 0:0-Remis gegen Arminia Bielefeld am 27. April und damit drei Wochen fix ist, steht bei Grün-Weiß längst „Krone richten“ auf dem Programm. Als „Rückschlag“ bezeichnet der VfB-Aufsichtsrat in einem Statement mit konkreten Maßnahmen das Saisonergebnis, den Blick richtet das Gremium jedoch nach vorn.

So strebe Lübeck zunächst nicht den Wiederaufstieg an: „Ein erneuter Angriff kann erst dann ausgegeben werden, wenn die allgemeine Entwicklung des Vereins einen Punkt erreicht hat, der einer nachhaltigen Professionalisierung gerecht wird.“ Man wolle ein „tragfähiges Fundament“ für den Profifußball schaffen. Die Maßnahmen: Kommunikationspotenziale nutzen, Marke bilden, enger mit der Stadt und den Einwohnern zusammenrücken und mit Ex-Hamburger-Sportverein-Nachwuchsleiter Dr. Dieter Gudel (48) einen neuen hauptamtlichen Vorstandsvorsitzenden beschäftigen. Zudem solle die weitere Professionalisierung der Jugendabteilung und die Umsetzung einer klare Philosophie in der Sportabteilung helfen.

Auf dem Platz werde der neue VfB „mit jungen vielversprechenden Spielern aus der Region ein neues Gesicht bekommen.“ Dirigent des Lübecker Fußballkonzerts ein aus dem Westen Bekannter: Guerino Capretti (42). Der Fußball-Lehrer, zuletzt bei Ingolstadt und auch lange Jahre in Verl an der Seitenlinie, sagte als Chef-Trainer bereits zu. Den eigenen Drittliga-Toptorschützen (fünf Tore) verliert der VfB. Robin Velasco (21), zu Saisonbeginn vom HSV in die Ostseestadt gewechselt, kickt ab Sommer bei Viktoria Köln in der 3. Liga.

60-Punkte-Marke knacken! – Rot-Weiss Essen
Guerino Capretti, hier noch als Coach des SC Verl, übernimmt in Lübeck. (Foto: Endberg)

Gegen Rot-Weiss Essen geht es für den VfB Lübeck nun darum, den Abschied für wohl längere Zeit von der Drittliga-Bühne versöhnlich zu gestalten: „Es gilt, die Mannschaft in dieser Woche so auf das letzte Spiel vorzubereiten, das wir einen gelungenen Abschluss im eigenen Stadion mit den Fans hinbekommen“. Die letzten Lübecker Töne im Profifußball sollen sitzen.

Das Stadion:

Stadion an der Lohmühle | 10.434 Plätze | 1929 eröffnet

Letzte 07-Duelle:

  • 15. Dezember 2023: RWE – Lübeck 1:0 (Tor: Young)
  • 31. Mai 2008: RWE – Lübeck 0:1
  • 24. November 2007: Lübeck – RWE 1:2 (Tore: Guie-Mien, Lindbaek)
  • 09. Dezember 2005: Lübeck – RWE 0:0
  • 02. August 2005: RWE – Lübeck 1:2 (Tor: Boskovic)
  • 28. März 2002: RWE – Lübeck 0:1
  • 29. September 2001: Lübeck – RWE 0:3 (Tore: Karp, Baich (2))

Schiedsrichter:

Florian Lechner pfeift die Partie in Lübeck. Der 33-jährige Schiedsrichter aus Hornstorf leitet sein zehntes Drittliga-Spiel in dieser Saison. Ihm assistieren Steven Greif (30, Westhausen) und Tim Kohnert (33, Ballenstedt).

Als Vierter Offizieller kommt Florian Pötter (30, Aumühle) zum Einsatz.

Das Wetter:

Zum Abschluss der Drittliga-Saison meint es der Wettergott nochmal gut: In Lübeck strahlt die Sonne bei angenehmen 19 Grad.

Übertragung:

Ab 13.15 Uhr ist MAGENTA SPORT live auf Sendung. Edgar Mielke kommentiert, Christina Rann führt als Moderatorin durch das Fußballprogramm.

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