11. März 2025

RWE-Historie, Folge 3: Die Rückrunde der Meistersaison 1954/55

Vor 70 Jahren | Wir nehmen wichtige Etappen von Rot-Weiss Essen auf dem Weg zum Deutschen Meistertitel 1955 in den Fokus.

RWE-Historie, Folge 3: Die Rückrunde der Meistersaison 1954/55 – Rot-Weiss Essen
Berni Termath, der Torschütze zum 2:1-Siegtreffer gegen den SV Sodingen, setzt in dieser Szene zur Flanke an. (Fotos: Archiv Schrepper)

Das Weltmeisterschaftsjahr 1954 hatte Rot-Weiss Essen am zweiten Weihnachtstag nach Toren von Islacker und Rahn mit einem 2:0-Erfolg gegen Schalke 04 beendet. Zwei Wochen zuvor war auch der BVB an der Hafenstraße mit 2:1 geschlagen worden. Souverän standen die Bergeborbecker mit 27:3 Punkten an der Tabellenspitze der Oberliga West. Zu Ostern 1955 wollte man die Westdeutsche Meisterschaft entschieden haben. Doch der Start ins Meisterjahr 1955 ging zunächst gründlich daneben: „Nationaltorwart Herkenrath an Gelbsucht erkrankt“, „Fußballtorwart auf der Isolierstation!“, „Gottschalk und Wewers verletzt“ lauteten die Schlagzeilen der ersten Zeitungsausgaben im Januar.

Die Rückrunde begann für Rot-Weiss Essen bereits am 9. Januar 1955 gegen Bayer Leverkusen. Überraschend gab es eine 0:1-Niederlage, die gleichzeitig den ersten doppelten Punktverlust in der Meistersaison bedeutete. Die beiden nächsten Spieltage fielen den Witterungsbedingungen zum Opfer. Als wieder Fußball gespielt werden konnte, gab es auswärts ein 1:1 bei Alemannia Aachen.

Eine Woche später war RWE wieder zur alten Stärke zurückgekehrt und gewann 4:2 gegen den 1. FC Köln. Bei Borussia Mönchengladbach, die zuhause noch ungeschlagen waren, gelang mit einem 3:2 dann auch der erste Auswärtssieg im neuen Jahr. Die Schlagzeile im Kicker fasste den Spielverlauf trefflich zusammen: „Gottschalk denkt, Vordenbäumen lenkt, Islacker schießt.“

Eine kleine Vorentscheidung im Kampf um die Westdeutsche Meisterschaft schien nach dem 4:2-Sieg im Lokalderby gegen den ETB Schwarz-Weiß Essen gefallen zu sein. Und das ließ die Mannschaft leichtsinnig werden. Zwei Wochen später stand das nächste Saisonspiel bei Preußen Münster auf dem Programm. RWE zeigte seine schlechteste Saisonleistung und verlor 1:4. Trainer Fitz Szepan war sauer. „Meine Mannschaft spielte, als hätte sie es nicht mehr nötig. Dabei hatte ich vor dem Spiel verlangt, dass sie sich auch in Münster voll einsetzte. Die Preußen gewannen verdient. Sie waren uns eindeutig überlegen.“

Die empfindliche Niederlage kam zur rechten Zeit. Das Team von der Hafenstraße zeigte beim Meidericher SV mit einem wieder genesenen Fritz Herkenrath und großer Einsatzbereitschaft sein wahres Können und gewann 2:1. Der Auswärtssieg in Duisburg war der Auftakt zu vier erfolgreichen Spielen in Folge, was die vorzeitige Meisterschaftsentscheidung bedeutete. Als nächstes gelang ein deutlicher 3:0-Sieg gegen den VfL Bochum, bei dem sich insbesondere die beiden Länderspielkandidaten Fritz Herkenrath und Helmut Rahm empfahlen. Fortuna Düsseldorf verlor im Rheinstadion vor 30.000 Zuschauern in einem spannenden Spiel mit 1:3 gegen den RWE. Nur drei Tage später fand am Gründonnerstag das Nachholspiel gegen den Tabellenzweiten SV Sodingen statt. Dank des 2:1-Sieges stand vier Spieltage vor Ende der Meisterschaftsrunde Rot-Weiss Essen uneinholbar an der Tabellenspitze und feierte nach 1952 zum zweiten Mal die Westdeutsche Meisterschaft!

RWE-Historie, Folge 3: Die Rückrunde der Meistersaison 1954/55 – Rot-Weiss Essen
Die Weltmeister Rahn und Schäfer am 6. Februar 1955 vor dem Rückrundenspiel Rot-Weiss Essen – 1. FC Köln (4:2).
RWE-Historie, Folge 3: Die Rückrunde der Meistersaison 1954/55 – Rot-Weiss Essen
August Gottschalk im Luftduell gegen die Sodinger Abwehr. Links beobachtet Helmut Rahn die Szene. RWE ist nach dem 2:1-Sieg gegen Sodingen vorzeitig Westdeutscher Meister.

Ein Beitrag unseres Vereinshistorikers Georg Schrepper.