30. September 2025

Kombination RWE/BVB/SO4 gegen Sao Paulo

Serie: Ein ausgezeichneter Botschafter für den deutschen Fußball.

Kombination RWE/BVB/SO4 gegen Sao Paulo – Rot-Weiss Essen
Im Stahlbuch von RWE findet sich ein Einlegeblatt mit den Autogrammen der Spieler des Kombinationsspiels RWE/BVB/S04 – Sao Paulo (2:3). (Foto: Archiv Schrepper)

Revierderby mal anders: Seit 1949 bestritt Rot-Weiss Essen Freundschaftsspiele gegen internationale Vereins- und Nationalmannschaften. Ermöglicht wurden diese Begegnungen durch die Kontakte des Ehrenvorsitzenden Georg Melches, aber auch durch die vor allem in den 1950er Jahren üblichen Gastspielreisen europäischer und südamerikanischer Teams. RWE trat dabei immer mal wieder mit Gastspielern anderer Vereine aus der Region an, um eine gleiche Zahl an Nationalspielern zu bieten.

Südamerikanische Europatournee führt nach Bergeborbeck

In der Tagespresse vom 27.03.1954 hieß es:

„Sein 51. Freundschaftsspiel nach dem Krieg gegen einen ausländischen Gegner bestreitet Rot-Weiss an der Hafenstraße gegen die Profi-Elf aus Brasilien, Portugesa de Desportes Sao Paulo. Portugesa gehört zu den stärksten Vereinen Brasiliens und hat die letzten elf Meisterschaftsspiele gewonnen.“

Die Ballzauberer hatten auf ihrer Europatournee zuvor bereits in England und Frankreich die Zuschauer begeistert und galten als die prominentesten Vertreter südamerikanischer Fußballkunst. Gegen diese brasilianische Spitzenmannschaft spielte eine ganz besondere Kombination. Im Stadion an der Hafenstraße trat Rot-Weiss Essen verstärkt mit dem Dortmunder Torwart Heinrich Kwiatowski und den Schalker Spielern Hermann Eppenhoff und Berni Klodt an. Der etatmäßige RWE-Torwart Fritz Herkenrath und Stürmer Helmut Rahn waren für das einen Tag später stattfindende WM-Qualifikationsspiel Saarland – Deutschland (1:3) von Bundestrainer Sepp Herberger eingeladen worden.

Fußballartisten an der Hafenstraße

Fast 20.000 Zuschauer sahen an der Hafenstraße laut Fußballreporter Hermann Thien „eine brasilianische Klasse-Elf“. Begeistert von der südamerikanischen Spielweise schrieb er in der WAZ:

„Wie diese Exoten, ob hell- oder dunkelhäutig, den Ball mit ihren Füßen liebkosen, wie sie ihn messerscharf genau abspielen, wie sie zum Kopfball in die Lüfte steigen, wie sie scheinbar schwerelos hinter dem Ball herlaufen, das macht sie – in Verbindung mit ihrer beweglichen, aber konsequent durchgeführten Verteidigungstaktik (wenn sie mal nicht im Angriff waren) – zu einem für jede deutsche Mannschaft unangenehmen Gegner. Das sieht alles so unkompliziert aus, aber es ist hundertprozentig gekonnt.“

In der ersten halben Stunde fand die kombinierte Essen/Dortmund/Schalke-Mannschaft nicht ins Spiel. „Sie konnten anstellen, was sie wollten – den Ball hatten letzten Endes immer die Brasilianer.“ Aber wie so oft hörte die südamerikanische Ballkunst am Strafraum auf und der Torerfolg blieb aus. Ein Garant für den 0:0-Pausenstand war Heinz Wewers, „der mit langen Schritten aufräumte und sich nicht vor den „schwarzen Männern“ fürchtete, wenn sie herangebraust kamen.“ Erst nach dem Wechsel gelang Sao Paulo der Führungstreffer, den Willi Vordenbäumen aber kurze Zeit später ausgleichen konnte. In der Schlussphase erhöhten die Brasilianer auf 3:1. August Gottschalk konnte das Ergebnis noch auf 3:2 verkürzen, am verdienten Sieg der brasilianischen Ausnahmeelf gab es aber keinen Zweifel.

Und so zog die Stadionzeitung kurze fuffzehn zwar eine kritische, letztendlich aber aus Sicht der Zuschauer sehr zufriedene Bilanz: „Körper- und Ballbeherrschung sind das A und O des Fußballspiels, das zeigte sich hier wieder einmal mehr. Nach den strapaziösen und nervenaufreibenden Meisterschaftsspielen war dieses Spiel eine Augenweise und geradezu eine Freude für jeden Fußballfreund.“

Ein Beitrag unseres ehrenamtlichen Vereinshistorikers Georg Schrepper.

Kombination RWE/BVB/SO4 gegen Sao Paulo – Rot-Weiss Essen