30. September 2025
Vincent Wagner sorgt jetzt eine Liga höher für Furore
TSG Hoffenheim II spielt in erster Drittliga-Saison auch ohne Aufstiegstrainer sehr gute Rolle.

Der 9. Spieltag in der 3. Liga – und zugleich die zweite Partie der Englischen Woche – beschert Rot-Weiss Essen eine Premiere. Erstmals trifft RWE an diesem Mittwoch, 1. Oktober, ab 19 Uhr in einem Pflichtspiel auf die zweite Mannschaft der TSG Hoffenheim. Der Nachwuchs des Bundesligisten ist dabei auch zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte in der 3. Liga am Start. Ein ehemaliger Essener hat daran einen wesentlichen Anteil.
Vincent Wagner, von Juli 2007 bis Juni 2014 selbst für die Rot-Weissen am Ball und in der Saison 2021/2022 als Cheftrainer für die U19 verantwortlich, führte die TSG in seiner dritten Saison im Kraichgau zum souveränen Meistertitel in der Regionalliga Südwest. In den beiden Jahren zuvor hatte die Hoffenheimer U23 in den Spielzeiten 2022/2023 und 2023/2024 unter Wagners Regie jeweils Rang drei belegt und musste jeweils erst am vorletzten Spieltag im Kampf um den Meistertitel und den Aufstieg in die 3. Liga abreißen lassen. In diesem Frühjahr allerdings ließ die TSG nichts anbrennen, stand frühzeitig als Meister fest und distanzierte den ersten Verfolger Kickers Offenbach um elf Punkte.
Die dritthöchste Spielklasse mussten die Hoffenheimer dann allerdings ohne ihren Aufstiegstrainer in Angriff nehmen. Denn der 39-jährige Vincent Wagner wechselte zu Saisonbeginn zum Zweitligisten SV 07 Elversberg, der zuletzt erst in der Relegation gegen den 1. FC Heidenheim knapp den erstmaligen Aufstieg in die Bundesliga verpasst hatte, um dort die Nachfolge von Horst Steffen (jetzt SV Werder Bremen) anzutreten.
„Ich möchte mich an erster Stelle bei allen Personen bedanken, die mir das Vertrauen geschenkt haben, stellvertretend bei Jens Rasiejewski, der mich vor drei Jahren mit einer klaren Idee geholt hat, und bei Frank Kramer, mit dem die Arbeit fortgesetzt wurde“, verabschiedete sich Vincent Wagner. „Im Rückblick können wir alle sagen, dass der Plan zu 100 Prozent aufgegangen ist“, so der Ex-Essener, der jetzt auch in der 2. Bundesliga mit Elversberg für Furore sorgt und vor allem dank mehrerer Last-Minute-Tore nach sieben Spieltagen einen direkten Aufstiegsplatz in der 2. Bundesliga belegt.
Beim neuen U23-Cheftrainer der TSG Hoffenheim fiel derweil die Wahl auf Stefan Kleineheismann. Der ehemalige Drittliga-Profi (222 Einsätze) war in der abgelaufenen Saison noch Assistent beim Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth und war in Hoffenheim eigentlich als U19-Chefcoach eingeplant. Nach Wagners Abschied rückte er auf. Die kurzfristige Konstellation zwischen Team und Trainerstab ist dabei bislang ausgesprochen erfolgreich. Mit 14 Punkten aus acht Partien mischt die TSG nach dem jüngsten 1:1 gegen Zweitliga-Absteiger SSV Ulm 1846 Fußball im Spitzenfeld der 3. Liga mit.
Die TSG musste aber nicht nur auf der Trainerposition in kurzer Zeit reagieren, sondern auch beim spielenden Personal. Der hochtalentierte Innenverteidiger Kelven Frees, dessen Vertrag erst knapp zwei Wochen zuvor langfristig verlängert worden war, zog sich Ende August im Auswärtsspiel beim FC Hansa Rostock (1:0) einen Bruch des linken Außenknöchels zu, der operativ stabilisiert werden musste. Der vorherige Kapitän der Hoffenheimer U19, die 2024 das Double geholt hatte, fällt damit für mehrere Monate aus.
Daher legte die TSG kurz vor dem Ende der Wechselfrist noch einmal mit Yannik Lührs auf der Innenverteidiger-Position nach. Der 22-Jährige lief seit Beginn der Saison 2024/2025 im Trikot der U23 von Borussia Dortmund auf, für die er unter anderem 33 Drittliga-Spiele absolvierte. Außerdem stand der gebürtige Hannoveraner in drei Bundesliga-Begegnungen für die Profis auf dem Feld. In Hoffenheim ist er auf Anhieb in der Abwehr der U23 gesetzt.
Der wohl prominenteste der nur fünf externen Zugänge der TSG Hoffenheim II ist Nader Jindaoui. Seit der Winterpause war der langjährige Spieler der Regionalliga Nordost (25 Tore und 24 Vorlagen in 125 Einsätzen für den SV Babelsberg 03, den Berliner AK und Hertha BSC II) in den USA für Ventura County, das Farmteam von Meister LA Galaxy, am Ball. Seit Saisonbeginn trägt der 28-Jährige, der auch jeweils zu einem Einsatz für die Profis von Hertha BSC in der 2. Bundesliga und im DFB-Pokal kam, das Trikot des Drittliganeulings.
„Viele sehen in mir wahrscheinlich den Content Creator“, so Nader Jindaoui, dem auf seinen Social Media-Kanälen mehrere Millionen Nutzer folgen. „In erster Linie bin ich jedoch Fußballer mit Leib und Seele. Die TSG ermöglicht mir zu beweisen, dass man auch einen unkonventionellen Weg im Profifußball gehen kann.“ An den ersten acht Spieltagen wurde er siebenmal eingewechselt.


