25. Oktober 2021

„Können Spieler noch individueller betreuen“

Leiter Christian Flüthmann zur „Kategorie II“-Bewertung des Nachwuchsleistungszentrums.

"Können Spieler noch individueller betreuen" – Rot-Weiss Essen
Als Chef-Trainer von Eintracht Braunschweig sammelte Flüthmann Erfahrung an der Linie. (Foto: RWE)

Das Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) von Rot-Weiss Essen ist in der Kategorisierung beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) aufgestiegen und wird ab sofort als „Leistungszentrum der Kategorie II“ geführt. Das hat das jährliche Anerkennungsverfahren des nationalen Verbandes ergeben. Die Auszeichnung der rot-weissen Ausbildungsschmiede bedeutet auch eine größere finanzielle Belobigung von Seiten des DFB. Die Einstufung in die „Kategorie II“ erhalten all jene Vereine, die verbindlich festgelegte Mitarbeiter- und Standort-Ansprüche erfüllen.

Für die Status-Auszeichnung ist RWE beispielsweise verpflichtet, mindestens sechs Vollzeitmitarbeiter im eigenen Nachwuchsleistungszentrum zu beschäftigen und die Betreuung durch staatlich anerkannte Physiotherapeuten sowie pädagogische Mitarbeiter zu gewährleisten. Auch sportlich sieht es aktuell sehr positiv aus. Sämtliche Jugendmannschaften spielen in der höchstmöglichen Spielklasse, die U19 sowie U17 jeweils in der A- sowie B-Junioren-Bundesliga. Zum „Aufstieg“ des rot-weissen NLZ sprachen wir mit Nachwuchsleiter Christian Flüthmann.

Christian Flüthmann! Seit mehr als einem halben Jahr bist du nun an der Seumannstraße tätig. Wie lautet Dein Zwischenfazit?
Flüthmann: „Wir haben viel gearbeitet und in kürzester Zeit positive Ergebnisse erzielt, die vielleicht nicht für alle ersichtlich sind. Ganz persönlich habe ich ein breites Arbeitsspektrum: Von den sportlichen Aufgaben über Reisekostenabrechnungen bis hin zur infrastrukturellen Entwicklung des Nachwuchsleistungszentrums. Den Hauptfokus lege ich darauf, alle Mitarbeiter zu fördern und zu entwickeln. Je besser unsere Trainer sind, desto bessere Spieler werden wir ausbilden.

Das Nachwuchsleistungszentrum von Rot-Weiss Essen ist laut einer DFB-Bewertung in die „Kategorie II“ aufgestiegen. Was bedeutet das?
Flüthmann: „Die Einstufung in die Kategorie II ist nicht nur als Beweis der Anstrengungen aller Mitarbeiter zu verstehen. Sie zeigt auch, dass Rot-Weiss Essen als Gesamtverein durch die Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze in eine nachhaltige Jugendarbeit investiert. Das bedeutet auch, dass die Arbeit jetzt erst richtig anfängt. Wir möchten unsere Nachwuchsspieler gezielter fördern und an unsere Herrenmannschaft heranführen.“

Welche Maßnahmen haben zur höheren Einstufung des NLZ geführt?
Flüthmann: „Durch diese neue DFB-Einstufung erfüllt Rot-Weiss Essen im Bereich der Nachwuchsförderung nunmehr Kriterien, die verbandsseitig an einen Zweitligisten gestellt werden. Wir haben beispielsweise im Bereich der Spiel- und Videoanalyse sowie des Athletik- und Reha-Trainings aufgestockt. So möchten wir gezielt Stärken der Spieler auf- und Schwächen sukzessive abbauen. Dass sich das bewährt, hat sich zuletzt mit der Nominierung von drei unserer U19-Spieler für den Sichtungslehrgang der deutschen U18-Nationalmannschaft gezeigt.“

Wilfried Tönneßen, Luca Mastrangelo, Dirk Helmig, Christian Flüthmann, Matthias Gesenhues und Sören Rittmeier freuen sich über die Einstufung in "Kategorie II".
NLZ-Leiter und Team! Zur „Kategorie II“-Einstufung ist es nötig, sechs Vollzeitmitarbeiter zu beschäftigen.


Welche positiven Effekte sind mit der höheren Einstufung verbunden?
Flüthmann: „Wir können durch den Ausbau der Hauptamtlichkeit der Mitarbeiter unsere Spieler wesentlich besser betreuen und individuell fördern. So erstellt beispielsweise unser Sportwissenschaftler sowie Reha- und Athletik-Trainer Matthias Gesenhues mannschaftsübergreifend Trainingspläne, nach denen gezielt mit den Jungs gearbeitet wird. Das betrifft aber auch die Betreuung und Förderung außerhalb des Platzes, um die wir uns jetzt noch bessern kümmern können.“

Vom DFB erhält RWE durch die Aufwertung zusätzliche finanzielle Belobigungen. Wie werden diese zusätzlichen Einnahmen eingesetzt?
Flüthmann: „Das Geld kommt komplett der Nachwuchsabteilung an der Seumannstraße zugute. Es wird beispielsweise dafür verwendet, unsere Trainingsbedingungen zu verbessern. Wir haben Investitionen im athletischen Bereich vorgenommen, um die individuelle Förderung zu verbessern.“

Stichwort DFB: Im Juli und Oktober wurden jeweils drei RWE-Spieler zum Sichtungslehrgang für die Junioren-Nationalmannschaften eingeladen…
Flüthmann: „Bei den letzten drei Spielern haben wir in den vergangenen Monaten eine positive Entwicklung und Anpassung als Jungjahrgang an die U19 feststellen können. Neben dem Ehrgeiz der Jungs liegt das auch daran, dass wir unser individuelles Förderprogramm bei diesen Spielern in den Fokus gerückt haben. Cemil Demircan spielt seit der U9 und Ben Heuser seit der U11 bei uns, das ist ein Paradebeispiel unseres Weges und ein Verdienst aller Mitarbeiter.“

Vor allem die U19 hat mit dem Einzug in das Halbfinale des NRW-Ligapokals und mit dem guten Saisonstart in der West-Staffel der A-Junioren-Bundesliga für Aufsehen gesorgt. Wie bewertest Du das bisherige Abschneiden?
Flüthmann: „Wohl noch nie sind RWE-Teams in den Junioren-Bundesligen so gut gestartet. Von daher sind wir mit den Ergebnissen sehr zufrieden. Für mich als Sportlichen Leiter stehen aber nicht nur die Resultate im Vordergrund, sondern vor allem die Art und Weise, wie unsere Mannschaften langfristig auftreten. Wir wollen als Rot-Weiss Essen eine erkennbare Handschrift in das Spiel der Jungs bringen und sind gerade dabei, diese gezielt in die Trainingsarbeit einfließen zu lassen.“

"Können Spieler noch individueller betreuen" – Rot-Weiss Essen
Als einer von sechs Spielern wurde Cemil Demircan (l.), hier im NRW-Ligapokal-Halbfinale, zum DFB-Sichtungstraining eingeladen. (Foto: Endberg)

Wie fällt sonst das Zwischenfazit bei den Leistungsmannschaften aus?
Flüthmann: „Ebenfalls positiv. Die U15 hatte einen schweren Start, findet sich aber immer besser zurecht. Die U16 tritt in der Niederrheinliga gegen viele ältere Teams an, muss sich beispielsweise mit den U17-Mannschaften des MSV Duisburg und von Rot-Weiß Oberhausen messen. Das ist nicht einfach. Das Team ist aber inzwischen auf einem guten Weg, zumal man nicht vergessen darf, dass vier etatmäßige U16-Spieler schon jetzt zum Kader der U17 gehören. Ich bin sehr zuversichtlich, dass zur neuen Saison erneut viele U16-Talente in den Bundesligakader aufrücken werden und so die Durchlässigkeit bei uns unterstreichen. Es wird sicherlich auch den einen oder anderen externen Neuzugang geben, aber ganz bestimmt nicht in einem erheblichen Umfang.“

Über Christian Flüthmann

Geburtsdatum: 07.05.1982
Nationalität: deutsch
Im Verein seit: 09.02.2021
Bisherige Vereine: Arminia Bielefeld Jgd., VfL Osnabrück Jgd., Borussia Dortmund Jgd., Norwich City (Co-Trainer), Eintracht Braunschweig (Co-Trainer), Eintracht Braunschweig (Trainer)