29. Oktober 2021

„An die Leistungsgrenze kommen!“

RWE-Cheftrainer Christian Neidhart vor Traditionsduell gegen Alemannia Aachen. 

Christian Neidhart nach dem Fortuna-Düsseldorf-Spiel.
Christian Neidhart will den „Vorsprung an der Tabellenspitze mindestens verteidigen“. (Fotos: Endberg) 

Mehr Tradition geht kaum: Das Duell zwischen Rot-Weiss Essen und Alemannia Aachen, das an der Hafenstraße über die Bühne geht, ist nicht weniger als die Neuauflage eines DFB-Pokalendspiels. Im Jahr 1953 behielt das RWE-Team um August Gottschalk, Helmut Rahn und „Penny“ Islacker beim Endspiel im Düsseldorfer Rheinstadion 2:1 die Oberhand und nahm den „Pott“ mit nach Essen. Diesmal geht es zwischen den beiden ehemaligen Bundesligisten am 14. Spieltag in der Regionalliga West um drei wichtige Punkte: RWE will die Tabellenführung festigen, die Alemannia einen Schritt aus dem Keller machen. Christian Neidhart spricht im Interview über die anstehende Aufgabe.

Hallo Christian! Mit dem Heimspiel gegen Alemannia Aachen endet für Rot-Weiss Essen nach den beiden Auswärtspartien in Köln und Düsseldorf eine englische Woche. Wie gehst Du mit der hohen Belastung um? 
Neidhart: Diese Frage stellt sich in englischen Wochen für das Trainerteam ja immer. Gönnt man dem einen oder anderen Spieler mal eine Pause? Nimmt man die eine oder andere Änderung bereits in der zweiten Partie vor? Oder wartet man ab, wie das Team die ersten beiden Begegnungen wegsteckt, um eventuell für die abschließende Partie einige Umstellungen zu planen und frische Jungs zu bringen. Klar ist, dass wir in den letzten Tagen im Training sehr genau hingeschaut haben und auch gegen die Alemannia eine schlagkräftige Mannschaft auf den Platz schicken werden, die in der Lage ist, die drei Punkte in Essen zu behalten. 

Durch die schwerwiegenden Verletzungen, die Daniel Heber und Kevin Holzweiler beim 0:0 im letzten Heimspiel gegen den SC Wiedenbrück erlitten hatten, ist der Kader ein wenig ausgedünnt, zumal ja auch Michel Niemeyer erst im neuen Jahr zur Verfügung steht. Wie geht Ihr mit der Situation um? 
In erster Linie sind die langwierigen Ausfälle für die Spieler sehr bitter, aber natürlich auch für uns als Mannschaft. Wir werden alle in dieser für sie harten Zeit bestmöglich unterstützen und hoffen auf einen optimalen Heilungsverlauf. Für uns gilt es jetzt, noch enger zusammenzurücken und gestärkt aus dieser Situation herauszugehen. 

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Ist daran gedacht, kurzfristig noch einmal auf dem Transfermarkt tätig zu werden? 
Aktuell ist das nicht geplant. Ich habe volles Vertrauen in unsere Mannschaft, dass wir diese Ausfälle kompensieren werden. Wenn wir unser Potenzial auf den Platz bringen, dann muss uns auch vor den nächsten Aufgaben nicht bange sein. 

Bei der U21 des 1. FC Köln – dem ersten Spiel nach den Verletzungen von Daniel Heber und Kevin Holzweiler – musste sich RWE am letzten Wochenende trotz langer Führung mit einem 1:1 begnügen. Wie bewertest Du die Partie? 
Zunächst einmal muss man festhalten, dass wir auf eine Kölner Mannschaft mit sehr hoher Qualität getroffen sind. Wenn fünf Spieler aus dem Profikader auf dem Platz stehen, dann ist das für diese Liga schon außergewöhnlich. Von daher ist ein Unentschieden gegen diesen Gegner ganz sicher keine Katastrophe. Ärgerlich ist allerdings, dass wir es versäumt haben, nach unserer 1:0-Führung einen zweiten Treffer nachzulegen. 

"An die Leistungsgrenze kommen!" – Rot-Weiss Essen
Ärgerlich allemal: Jens Castrop (r.) besorgte gegen RWE den späten Köln-Ausgleichstreffer.

Du sprichst damit sicherlich den vergebenen Foulelfmeter von Simon Engelmann kurz vor der Pause an, oder?
Das stimmt. Wenn wir in dieser Phase auf 2:0 erhöhen, haben wir sehr gute Chancen, das Spiel für uns zu entscheiden. Ich mache Simon, der zuvor mit einer überragenden Aktion das 1:0 erzielt hatte, dabei persönlich gar keinen Vorwurf. Wer Verantwortung übernimmt, der darf auch Fehler machen. Allerdings müssen wir sehen, dass wir in der Liga einschließlich des Köln-Spiels fünf der letzten acht Strafstöße vergeben haben. Das ist in der Summe eindeutig zu viel und hat uns auch schon einige Punkte gekostet. 

„Engel“ traf bei seinen letzten sechs Versuchen vom ominösen Punkt auch nur zweimal. Wird er dennoch wieder zum Elfmeter antreten? 
Simon wird in nächster Zeit sicher keinen Strafstoß mehr schießen. Grundsätzlich bin ich allerdings kein Freund davon, im Vorfeld genau festzulegen, wer wann zum Elfmeter antritt. Man weiß nie zu 100 Prozent, wie sich ein Spiel entwickelt und wer wann auf dem Platz steht. Die Jungs sollten selbst wissen, ob sie sich sicher fühlen und genügend Selbstvertrauen haben. Wir haben schließlich genügend erfahrene Spieler im Team. 

Mittelfeldspieler Niklas Tarnat, der erst vor wenigen Wochen unter Vertrag genommen wurde, kam in Köln zu seinem Startelfdebüt. Wie bewertest Du seine Leistung? 
Insgesamt hat es Niklas ordentlich gemacht, auch wenn natürlich klar ist, dass er sich erst richtig reinfinden und an unsere Spielweise noch gewöhnen muss. Wir wollten in Köln auf ein spielstarkes Mittelfeldzentrum setzen, hatten Niklas deshalb bewusst neben Dennis Grote und Luca Dürholtz aufgeboten. Außerdem hatte Dennis im Vorfeld der Partie Wadenprobleme, so dass wir nicht wussten, ob er 90 Minuten durchhalten kann. Unser Problem war, dass wir uns in der zweiten Halbzeit trotz unserer Führung auf einen offenen Schlagabtausch eingelassen haben und dadurch hinten zu offen waren. Das haben die Kölner beim Ausgleich ausgenutzt. Das sollte uns eigentlich nicht passieren. 

Drei frühe Gegentore haben euch gegen Fortuna Düsseldorf am Mittwoch in Rückstand gebracht, am Ende besorgten Engelmann, Janjic und Krasniqi doch noch den Ausgleich – eventuell wäre sogar mehr drin gewesen. Was überwiegt im Nachhinein? Die Moral, die das Team noch gezeigt hat oder die schwache Anfangsphase? 
Vor dem Spiel hätten wir klar gesagt, dass wir nicht mit dem Unentschieden hätten leben können. Nach dem frühen Rückstand waren wir dann an einem Punkt im Spiel, an dem Unruhe dazu kommt. Plötzlich haben wir angefangen das umzusetzen, was wir können. Zur Halbzeit wäre auch das 3:2 möglich gewesen – die Pause kam zum schlechtesten Zeitpunkt. Wenn du so nach 20 Minuten zurückliegst, dann ist das ein Punkt für die Moral, mit der Gesamtsituation können wir aber nicht zufrieden sein. 

"An die Leistungsgrenze kommen!" – Rot-Weiss Essen
Traf sowohl gegen Düsseldorf, als auch gegen Köln: Simon Engelmann mit seinem Chef-Coach.

Du sprichst es an: Für RWE war es das vierte Remis innerhalb von nur fünf Spieltagen. Unter anderem endeten die letzten beiden Heimspiele mit Unentschieden. Bereitet Dir das Sorgen? 
Klares Nein. Wir haben jetzt gegen Alemannia Aachen die Möglichkeit, unseren Vorsprung an der Tabellenspitze zu verteidigen oder sogar noch auszubauen. Diese Chance wollen wir nutzen, müssen dafür allerdings auch an unsere Leistungsgrenze kommen. Das ist uns – zugegeben – zuletzt in einigen Spielen nicht immer zu 100 Prozent gelungen und das haben wir auch deutlich angesprochen.“ 

Noch kein ticket?

Gar kein Thema! Eintrittskarten für das Spiel gegen Alemannia Aachen sind am Samstag auch noch an der Tageskasse erhältlich. Zum Spiel selbst empfiehlt RWE eine besonders frühzeitige Anreise: Wegen der Sperrung der Straße „Sulterkamp“ sowie einer möglichen Sperrung der „Hafenstraße“ von der „Bottroper Straße“ aus kommend ist mit einem besonders hohen Verkehrsaufkommen zu rechnen.