15. April 2022

„Druck aufbauen!“

Christian Neidhart vor dem Gladbach-Heimduell im Interview.

Christian Neidhart und Jörn Nowak.
RWE-Chefcoach Christian Neidhart bleibt fokussiert: „Nach wie vor alles offen und noch alles möglich.“ (Foto: Endberg)

Noch sechsmal Daumen drücken! Im Rennen um die Meisterschaft in der Regionalliga West und den Aufstieg in die 3. Liga will Rot-Weiss Essen die Chance wahren und den Druck auf die Konkurrenz in der Spitzengruppe hochzuhalten. Gegen die U23 von Borussia Mönchengladbach (Karsamstag, 15.30 Uhr) und den SV Lippstadt 08 (Dienstag, 19.30 Uhr) steht für die Mannschaft von RWE-Cheftrainer Christian Neidhart jetzt ein Heimspiel-Doppelpack im Stadion an den Hafenstraße an. Im Interview spricht der Chef-Coach über die anstehenden Aufgaben.

Hallo Christian! In Oberhausen und Aachen reichte es für RWE jeweils nur zu einem 1:1. Gegen RWO lag unsere Mannschaft zurück, gegen die Alemannia gab das Team einen 1:0-Vorsprung aus der Hand. Teilst Du dennoch den Eindruck, dass sich beide Spiele sehr ähnelten?
Neidhart: Das ist schon richtig. In beiden Partien waren wir speziell in den ersten 30, 35 Minuten die klar bessere Mannschaft, hatten jeweils Chancen, um 2:0 oder 3:0 zu führen, haben es aber nicht hingekriegt. Das war übrigens auch schon zuvor beim 3:3 bei Fortuna Köln der Fall.

Wir lassen einfach in unseren guten bis sehr guten Phasen zu viele Tormöglichkeiten aus. Das wird dann irgendwann bestraft. In der zweiten Halbzeit waren wir dann jeweils nicht mehr so dominant, haben nicht unsere bestmögliche Leistung auf den Platz gebracht.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass zumindest am Tivoli die Aachener ebenfalls zu einer Reihe hochkarätiger Chancen gekommen sind!
Neidhart: Ganz klar, da haben wir zu viele Möglichkeiten des Gegners zugelassen. In dieser Phase hat Jakob Golz drei-, viermal überragend gehalten und uns vor Gegentoren bewahrt. Das geht so nicht und das haben wir in dieser Woche ganz klar angesprochen.

Wie bewertest Du jetzt die Ausgangsposition im Rennen um die Meisterschaft und den Aufstieg in die 3. Liga?
Neidhart: Es ist nach wie vor alles offen und noch alles möglich. Wir müssen jetzt die Nerven bewahren, dürfen uns – bei aller berechtigter Kritik, die auch geäußert werden muss – nicht selbst zerfleischen. Es ist jetzt unsere Aufgabe, mit positiven Ergebnissen Druck auf Preußen Münster aufzubauen.

Es sind noch sechs schwere Spiele für alle Beteiligten. Am Ende wird es vor allem eine Kopfsache sein. Wir sind gut beraten, ruhig zu bleiben. Aber ist es auch klar, dass wir über komplette 90 Minuten bessere Leistungen zeigen müssen, wenn wir unser Ziel erreichen wollen.

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Bist Du ganz froh, dass Du vor dem Heimspiel-Doppelpack endlich mal wieder eine ganze Woche zur Vorbereitung hattest oder hättest Du lieber schon nach zwei, drei Tagen wieder gespielt?
Neidhart: Es macht keinen Sinn, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Wir müssen es ohnehin nehmen, wie es kommt. Fakt ist, dass wir die Woche vor dem Gladbach-Spiel gut genutzt haben, um die letzten Partien zu analysieren, die Fehler klar zu benennen und intensiv daran zu arbeiten, es ab sofort wieder besser zu machen.

Mit der U23 von Borussia Mönchengladbach und dem SV Lippstadt 08 geht es jetzt innerhalb drei Tagen an der Hafenstraße gegen zwei Mannschaften, die noch gegen den Abstieg kämpfen. Wie schätzt Du die beiden Gegner ein?
Neidhart: Ich denke, dass beide Teams den Klassenverbleib schaffen werden. Zum einen haben sie sich schon ein Stück von den Abstiegsplätzen entfernt, zum anderen besitzen sie auch genügend Potenzial, um die noch fehlenden Punkte zu holen. Unser Ziel kann es aber natürlich nur sein, in beiden Spielen Siege einzufahren, um unsere Ausgangsposition wieder zu verbessern und die Konkurrenz unter Druck zu setzen. Dafür werden wir alles geben.

Beim zweiten Gegner SV Lippstadt 08 steht mit Felix Schlüsselburg ein Spieler im Lippstädter Kader, der noch bis zum Spätsommer für RWE am Ball war. Wie siehst Du seine Entwicklung?
Neidhart: Wir hatten dem Wechsel im Sommer zugestimmt, damit Schlüssel in Lippstadt die Wettkampfpraxis bekommt, die wir ihm bei uns nicht hätten geben oder gar garantieren können. Beim SVL war er über weite Strecken der Saison klarer Stammspieler, stand fast immer in der Startformation und spielte auch oft 90 Minuten durch, teilweise auf verschiedenen Positionen.

Das ist schon mal sehr positiv, auch wenn ich zugeben muss, dass mich seine zwischenzeitliche Nominierung als Linksverteidiger schon ein wenig überrascht hatte. Grundsätzlich zeigt seine Entwicklung, dass die Entscheidung für alle Beteiligten richtig war.

Nach aktuellem Stand steht Felix Schlüsselburg ab dem 1. Juli wieder an der Hafenstraße unter Vertrag. Wird er also in der neuen Saison für RWE auflaufen?
Neidhart: Das ist definitiv der Plan und ja auch das Ziel der Ausleihe. Durch regelmäßige Einsätze bekommt er die notwendige Spielpraxis. Dazu wächst auch sein Selbstvertrauen. Wir haben Schlüssel auf jeden Fall für die nächste Saison auf dem Schirm.

Könnte Erolind Krasniqi für ihn ein positives Beispiel sein?
Neidhart: Absolut. Ero kam nach seinem Jahr beim BFC Dynamo top-fit an die Hafenstraße zurück und hat dann während der Vorbereitung eindrucksvoll seine Chance genutzt. Dabei hatte er sogar noch den Nachteil, dass er wegen des Saisonabbruchs in der Regionalliga Nordost kaum Wettkampfpraxis vorweisen konnte. Dennoch hat er gezeigt, wie es gehen und wie sich eine Ausleihe für alle Beteiligten als Win-Win-Situation erweisen kann. Das könnte auf jeden Fall auch für Schlüssel ein gutes Beispiel sein.