11. August 2022

Aus Bessermachern werden Lehramt-Studis

Aus Bessermachern werden Lehramt-Studis – Rot-Weiss Essen
Auf gute Zusammenarbeit! (v.l.n.r.) Die beiden Bessermacher Iman Meriem Benziane und Erfan Zargar sowie Tani Capitain, Operativer Leiter der Essener Chancen, möchten jungen Menschen neue Möglichkeiten geben. (Fotos: Müller/EC)

Vor fast vier Jahren haben Essener Chancen, Evonik Stiftung und Gymnasium Essen Nord-Ost (GENO) mit „Die Bessermacher“ ein deutschlandweit einmaliges Projekt gestartet und zehn Jugendliche auf ihrem Weg zum bestmöglichen Abschluss gefördert. Im Juni konnten die Schülerinnen und Schüler ihr Abitur feiern. Die beiden Bessermacher Iman Meriem Benziane und Erfan Zargar haben das Abi ebenfalls in der Tasche, beginnen jetzt ein Lehramtsstudium und unterrichten selbst am Altenessener „Lernort Seumannstraße“, um anderen jungen Menschen ihr Wissen weiterzugeben.

Erfan Zargar war einer der zehn Jugendlichen, mit denen das langfristig angelegte Bildungsprojekt im November 2018 an den Start ging: „Ich bin damals sitzen geblieben und dann in ein tiefes Loch gefallen“, erinnert sich der 20-Jährige. Andere Hausaufgabenhilfen hatte er bereits probiert: „Da fehlte mir das Zwischenmenschliche.“ Also hat er sich nach der Vorstellung des Projekts durch Niklas Cox, Projektleiter der Bessermacher, für die Initiative beworben: „Das habe ich als meine letzte Chance gesehen.“

Iman Meriem Benziane ist erst im vergangenen Jahr zu den Bessermachern gestoßen, nachdem wegen eines Wohnungswechsels ein Platz im Projekt frei wurde. Ihr Ziel: „Ich wollte mich verbessern, mit meinen Noten in den guten und sehr guten Bereich kommen“, erzählt die 18-Jährige.

Eine kleine Gemeinschaft

An zwei festen Tagen der Woche sind die zehn Schülerinnen und Schüler zur Förderung in den „Lernort Seumannstraße“ am Nachwuchsleistungszentrum von Rot-Weiss Essen gekommen. Doch die Unterstützung ging weit über das Minimum hinaus: Die Lernort-Pädagogen waren für die Jugendlichen rund um die Uhr erreichbar; wenn’s mal Schwierigkeiten gab oder eine Klausur anstand, wurden Extraschichten eingelegt. „Die Bessermacher waren für mich ein sicherer Ort“, erzählt Zargar, „man konnte hier jederzeit herkommen, um in Ruhe zu lernen.“ Beispielsweise wenn zu Hause gerade viel los ist. „Man kennt jeden und fühlt sich hier wohl – eine kleine Gemeinschaft“, beschreibt Meriem Benziane die Atmosphäre am Lernort.

Aus Bessermachern werden Lehramt-Studis – Rot-Weiss Essen
Bald im „Lernort Seumannstraße“ im Einsatz: Erfan Zargar (hinten rechts) will Jugendlichen helfen, die in seiner Position waren.

Dieses vertraute Miteinander ist ein entscheidender Erfolgsfaktor: „Hier waren wir immer auf Augenhöhe mit den Lehrern“, berichtet die 18-Jährige. „Man hatte niemals Angst, Nachfragen zu stellen“, ergänzt Erfan Zargar, „Niklas und die anderen haben uns immer unterstützt, ich hatte plötzlich ein Ziel und bin immer selbstständiger geworden.“ Mit dem Ergebnis, dass die Bessermacher im Juni ihr Abitur gemacht haben.

„Menschen helfen, die in meiner Position waren“

Iman Meriem Benziane studiert ab dem Wintersemester Lehramt mit den Fächern Erziehungswissenschaften und Französisch, Zargar mit Politik und Wirtschaft. Dass die extrem engagierten Projektkoordinatoren Niklas Cox, Andreas Lichtenstein und David Schröder auf die Bessermacher abgefärbt haben, merkt man deutlich: „Ich möchte Menschen helfen, die in meiner Position waren“, ist Erfan Zargar entschlossen, „ich kann ihnen etwas beibringen, ihnen mein Wissen weitergeben. Das ist so wertvoll.“ Und bald werden sowohl Zargar als auch Meriem Benziane die nächste Generation Bessermacher fördern.

Tani Capitain, Operativer Leiter der Essener Chancen, ist begeistert vom ersten Bessermacher-Durchlauf und den Plänen der Beiden: „Das ursprüngliche Ziel war, zehn Jugendlichen den bestmöglichen Abschluss zu ermöglichen. Jetzt haben nicht nur die Meisten ihr Abitur geschafft. Niklas und das Team konnten junge Menschen wie Iman und Erfan begeistern, anderen Jugendlichen zu helfen und ihnen eine Chance zu geben. Ich freue mich, dass sie hier am Lernort ein Teil des Teams werden.“

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