16. Februar 2023

Torben Müsel: „War Zeit für etwas Neues!“

23-jähriger Offensivspieler über den Schritt an die Hafenstraße, die Bundesliga und Borussia Dortmund.

Torben Müsel im Spiel gegen den MSV Duisburg
Sammelte bei Borussia Mönchengladbach Bundesliga-Erfahrung: Winter-Neuzugang Torben Müsel. (Foto: Höft)

Kaum da und sofort voll gefordert: Nur wenige Tage nach seiner Verpflichtung vom Bundesligisten Borussia Mönchengladbach stand Rot-Weiss Essens Winter-Neuzugang Torben Müsel im Stadion an der Hafenstraße beim Derby gegen den MSV Duisburg (1:1) über 90 Minuten auf dem Feld. Auch im zurückliegenden Auswärtsspiel beim FC Viktoria Köln (0:1) gehörte der 23-jährige Offensivspieler zur Startelf von RWE-Trainer Christoph Dabrowski. Vor der Partie am Sonntag, 14.00 Uhr, gegen die U23 von Borussia Dortmund spricht Müsel im Interview über den Wechsel zu RWE, seine Bundesliga-Erfahrung und die anstehende Aufgabe.

Hallo Torben! Du bist seit zweieinhalb Wochen bei RWE. Wie sind Deine ersten Eindrücke vom neuen Klub? 
Torben Müsel: Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass ich schon so schnell einige Spielminuten sammeln konnte. Nur die Ergebnisse haben noch nicht richtig gepasst. Die Mannschaft hat mich super aufgenommen, die Eingewöhnung fiel mir daher leicht. Mit Felix Götze war ich schon einmal zusammen bei einem Lehrgang der U-Nationalmannschaft. Gegen Niklas Tarnat und José-Enrique Ríos Alonso habe ich während meiner Jugendzeit beim 1. FC Kaiserslautern gespielt. 

Du hast Dich kurz vor dem Ende der Transferfrist RWE angeschlossen. Wie kurzfristig war dein Wechsel? 
Das ging schon relativ schnell über die Bühne. Ein paar Tage zuvor hatte ich mir an der Hafenstraße alles angeschaut. Die Bedingungen fand ich vom ersten Moment an super. Man kann sich hier ideal auf die Spiele vorbereiten. Nach etwas Bedenkzeit war mir klar, dass es für mich Zeit für etwas Neues ist und ich das machen will. Momentan pendle ich noch von Mönchengladbach nach Essen. Ich bin aber auf Suche nach einem Apartment, um die Wege so kurz wie möglich zu halten. 

Was hat Dich vom Schritt an die Hafenstraße überzeugt? 
Ich war seit Sommer 2018 bei Borussia Mönchengladbach. Ganz leicht ist es mir daher nicht gefallen, meinen Vertrag aufzulösen und den Verein dauerhaft zu verlassen. Neben den Bedingungen bei RWE haben mich vor allem die Gespräche mit den Verantwortlichen überzeugt. Trainer Christoph Dabrowski und Sportdirektor Jörn Nowak haben mir schnell zu verstehen geben, welche Perspektive sie für mich sehen. Die 3. Liga ist für mich der nächste Schritt. 

Erfahrene Profis wie Lars Stindl, Patrick Herrmann, Jonas Hofmann oder Tony Jantschke standen immer mit Rat und Tat zur Seite, damit ich das Beste aus mir herausholen konnte. Ich hatte im das Gefühl, ein fester Bestandteil der Mannschaft zu sein.

Bei Borussia Mönchengladbach warst Du auch Teil des Profikaders. Wie war es, regelmäßig mit der ersten Mannschaft auf dem Trainingsplatz zu stehen? 
Es war eine super Erfahrung, jeden Tag aufs Neue eine so enorme Qualität zu erleben. Von meinen Mitspielern, die seit Jahren auf diesem Level agieren, konnte ich viel lernen. Spielpraxis habe ich bei der U23 in der Regionalliga West gesammelt. Bei den Profis habe ich mich mit anderen jungen Spielern am besten verstanden. Da waren die Interessen einfach sehr ähnlich.

Aber auch erfahrene Profis wie Lars Stindl, Patrick Herrmann, Jonas Hofmann oder Tony Jantschke standen mir immer mit Rat und Tat zur Seite, damit ich das Beste aus mir herausholen konnte. Sie haben mich auch häufig gefragt, wie für mich die Spiele bei der U23 gelaufen sind. Ich hatte immer das Gefühl, ein fester Bestandteil der Mannschaft zu sein. 

Torben Müsel: "War Zeit für etwas Neues!" – Rot-Weiss Essen
Voller Einsatz gefragt: „Gegen Dortmund wollen wir unsere Spielweise durchdrücken und die Partie mit unseren Fans im Rücken auf unsere Seite ziehen!“ (Foto: Endberg)

Du hast auch zwei Einsätze als „Joker“ in der Bundesliga absolviert. Welche Erinnerungen hast Du daran? 
Vor allem das Gefühl bei meinem Bundesliga-Debüt im Juni 2020 beim 3:1 gegen den SC Paderborn 07 werde ich nie vergessen. Schon beim Aufwärmen war eine gewisse Anspannung da. Bei der Partie hofft man dann natürlich auf einen Spielverlauf, der eine Einwechslung wahrscheinlicher macht. Auf dem Weg zur Bank war ich dann schon ein wenig nervös. Auf dem Platz hatte sich das aber schnell gelegt. Meine Kurzeinsätze werden immer außergewöhnliche Tage für mich bleiben.

Bist Du rückblickend traurig, dass es nicht mehr Partien geworden sind? 
Als Spieler will man natürlich so viele Spiele wie möglich bestreiten. Ich bin dennoch dankbar für meine Einwechslungen. Man darf nicht unterschätzen, was notwendig ist, um regelmäßig in der Bundesliga auf dem Platz zu stehen: Man muss über mehrere Wochen hinweg sehr gut trainieren, um in den Spielen belohnt zu werden. Da war die Konkurrenz einfach sehr groß. Ich hatte auch ein wenig Pech mit zwei Knieverletzungen, die mich für jeweils für mehrere Wochen außer Gefecht gesetzt hatten. Das war immer ein Schock.

Man hinterfragt sich dann natürlich, ob man es nicht irgendwo verpasst hat, die Wahrscheinlichkeit einer Verletzung zu verringern. Mit meiner Familie und meiner Freundin habe ich zum Glück einen starken Rückhalt. 

Die belgische Liga ist auf einem guten Niveau. Im Pokal gegen den RSC Anderlecht hatte ich es beispielsweise mit Gegenspielern mit Champions-League-Erfahrung zu tun. Insgesamt hatte mir die Leihe Auftrieb gegeben.

Um Spielpraxis zu sammeln wurdest Du zwischenzeitlich nach Belgien zum Erstligisten KAS Eupen ausgeliehen. Was hast du aus dieser Station mitgenommen? 
Das war alles in allem eine sehr gute Zeit. Sportlich mussten wir uns zwischenzeitlich zwar Sorgen um den Klassenverbleib machen. Ein paar Wochen hatte ich durch eine Muskelverletzung verloren. Mich persönlich haben die Einsatzzeiten aber dennoch in meiner Entwicklung weitergebracht. Die belgische Liga ist auf einem guten Niveau. Im Pokal gegen den RSC Anderlecht hatte ich es beispielsweise mit Gegenspielern mit Champions-League-Erfahrung zu tun. Insgesamt hatte mir die Leihe Auftrieb gegeben. Ich konnte viel lernen.

Da Eupen dicht an der deutsch-belgischen Grenze liegt, war auch die Verständigung vor Ort kein Problem. In der Mannschaft haben wir aber auch viel Englisch gesprochen. 

 

Torben Müsel: "War Zeit für etwas Neues!" – Rot-Weiss Essen
Müsel (r.) fühlt sich an der Hafenstraße wohl: „Die Mannschaft hat mich super aufgenommen!“ (Foto: Endberg)

Bereits kurz vor Deinem siebten Geburtstag warst Du zum 1. FC Kaiserslautern gewechselt. Wie wurden die „Roten Teufel“ so früh auf dich aufmerksam? 
Der FCK war schon von klein auf mein Herzensklub. Mein in der Nähe gelegener Heimatverein SV Obersülzen hatte damals ein Testspiel gegen die U8 von Kaiserslautern bestritten. Eigentlich war da nicht meine Altersklasse im Einsatz. Mein Papa, der damals Jugendtrainer beim SVO war, hatte aber gefragt, ob ich nicht für ein paar Minuten zum Einsatz kommen kann. Ich wurde daraufhin vom 1. FC Kaiserslautern zu einem Fußball-Feriencamp eingeladen. Dabei muss ich wohl überzeugt haben. (lacht)

Als Kind hat man noch kein Gespür dafür, was notwendig ist, um eine Chance auf den Sprung in den Profifußball zu haben. Meine Eltern haben mich dabei aber immer unterstützt. Früher hat mein Papa sogar auch für die zweite Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern gespielt. Und mein jüngerer Bruder Sören war von der U16 bis zur U19 für den FCK am Ball. 

Oberste Priorität hat der Klassenverbleib. Es gilt so viele Punkte wie möglich zu sammeln, um uns von den unteren Tabellenplätzen fernzuhalten.

Was hast Du Dir jetzt mit RWE vorgenommen? 
Oberste Priorität hat der Klassenverbleib. Es gilt, so viele Punkte wie möglich zu sammeln, um uns von den unteren Tabellenplätzen fernzuhalten. Ich will der Mannschaft beim Erreichen dieses Ziels helfen, dazu weitere Erfahrung sammeln und mich weiterentwickeln. Ich fühle mich auf der Zehner-Position sehr wohl, kann aber auch offensiver im Sturm oder etwas weiter hinten auf der „Acht“ spielen. Noch habe ich zwar keinen Treffer erzielt. Den Abschluss würde ich aber schon zu meinen Stärken zählen. Ich bediene aber auch gerne meine Mitspieler, um Tore oder Vorlagen einzuleiten. 

Heutiger Gegner ist die U23 von Borussia Dortmund. Was erwartest Du für eine Partie? 
Da wartet keine einfache Aufgabe auf uns. In den zweiten Mannschaften gibt es immer viele talentierte Spieler, die gerne zocken. Es gehört zur Philosophie des BVB, viel Ballbesitz zu haben und die Dinge spielerisch zu lösen. Unabhängig davon wollen wir aber unsere Spielweise durchdrücken und die Partie mit unseren Fans im Rücken auf unsere Seite ziehen. Wir orientieren uns dabei an der Leistung aus dem Heimspiel gegen den MSV Duisburg. Denn das Einzige, was es da zu bemängeln gab, war unsere Effizienz. 

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