14. März 2023

Revanche-Versuch unter Flutlicht

Traditionsduell: Rot-Weiss Essen empfängt Dienstagabend den VfL Osnabrück

Revanche-Versuch unter Flutlicht – Rot-Weiss Essen
Umkämpftes Hinspiel fand den Sieger im VfL: Ein Treffer von Ba-Muaka Simakala entschied in der Hinrunde. (Foto: Endberg)

Es geht erneut Schlag auf Schlag! Gerade erst ist die erste Englische Woche des Jahres verdaut, da steckt Rot-Weiss Essen schon mitten in der nächsten pflichtspielreichen Fußball-Woche. Während die Hafenstraße-Truppe Samstag noch im Osten Deutschlands beim FC Erzgebirge Aue (0:1) zu Gast war, ist sie drei Tage später selbst Gastgeber. RWE bittet Dienstagabend den VfL Osnabrück zum Traditionsduell unter Flutlicht (19.00 Uhr). Alles Wissenswerte rund um die Partie des 27. Spieltags der Drittliga-Saison 2022/23 erfahren Fans im Duellcheck!

Die Ausgangslage:

Die Ernüchterung bei RWE war groß, als Schiedsrichter Tom Bauer die Partie zwischen Essen und Aue abpfiff. 1:2 leuchtete der Endstand auf der LED-Tafel im Erzegbirgsstadion nach 90 Minuten. Trotz großen Kampfes in der zweiten Halbzeit musste Rot-Weiss den Heimweg nach Essen ohne Punkte antreten.

Zwei fragwürdige Elfmeterentscheidungen im ersten Durchgang ließen die Partie unter keinem guten Stern stehen. So brachten die Strafstöße, bei denen Dimitrij Nazarov (22./30.) jeweils Jakob Golz verlud und sicher verwandelte, die Gastgeber 2:0 in Führung. Vor dem ersten Elfmeter war Nazarov selbst im Zweikampf mit Clemens Fandrich im Strafraum zu Fall gekommen, obwohl er nicht wirklich getroffen worden war. Wenig später wurde José Enrique Rios Alonso bei einem Schuss von Marvin Stefaniak unglücklich am Arm getroffen und sah darum dann auch noch die Gelbe Karte.

„Mit der ersten Halbzeit können wir nicht zufrieden sein. Wir waren zu passiv. Allerdings war es bitter, durch zwei Elfmeterentscheidungen ins Hintertreffen zu geraten – zu diskutieren, ob die berechtigt waren oder nicht, ist müßig und macht keinen Sinn“, wollte RWE-Chef-Trainer Christoph Dabrowski die Schuld nicht beim Schiedsrichtergespann suchen. Viel mehr sollte der Blick auf die nächsten Aufgaben gerichtet werden und wie diese im besten Fall zu meistern sind: „Ich bin mit der zweiten Halbzeit absolut einverstanden, das war RWE. Es ist aber bitter, dass wir nicht mindestens noch den verdienten Ausgleichstreffer erzielt haben. Das müssen wir akzeptieren, jetzt regenerieren und gegen Osnabrück das Gesicht zeigen, was wir heute in der zweiten Halbzeit gezeigt haben.“

Revanche-Versuch unter Flutlicht – Rot-Weiss Essen
Vor lila-weiß war lila-weiß: Bei Erzgebirge Aue unterlag RWE knapp 1:2. (Foto: Endberg)

Diesen Kampfeswillen konnte Rot-Weiss Essen in den letzten beiden Heimspielen auf den Platz bringen. Souverän und ohne Gegentor gewann RWE vor heimischen Publikum jeweils mit 2:0 gegen die U23 von Borussia Dortmund und die SpVgg Bayreuth. Mit beiden Siegen sammelte Essen wichtige Punkte im Kampf um den Klassenverbleib – und das gegen direkte Konkurrenten. Keines der vier Tore erzielte Felix Bastians, nichtsdestotrotz ist der Kapitän mit seinen sechs Saisontoren weiterhin der beste Torjäger in den Reihen der Rot-Weissen.

Alle guten Dinge sind drei, denkt sich auch Rot-Weiss Essen und so sollen am Dienstagabend bestenfalls die nächsten Sieges-Zähler auf das Punktekonto des Klubs aus dem Ruhrgebiet wandern. Mit dann 35 Punkten auf der Habenseite hätte RWE die Chance, nach dem 27. Spieltag auf Tabellenplatz zwölf vorzurücken. Vorausgesetzt Aue gewinnt nicht in Zwickau (Di., 19.00 Uhr) und der MSV Duisburg verliert in Dresden (Mi., 19.00 Uhr). Sollte Duisburg einen Punkt in Dresden entführen, müsste RWE schon mit vier Toren Unterschied gewinnen, um am Reviernachbarn vorbeizuziehen. Auch im Falle einer Essener Niederlage würde sich am 14. Tabellenplatz nichts ändern, denn der Hallesche FC hat als engster Konkurrent sieben Zähler Rückstand.

Revanche-Versuch unter Flutlicht – Rot-Weiss Essen
Zuhause läufts! Die Rot-Weissen gewannen ihre letzten beiden Heimspiele gegen Dortmund und Bayreuth. (Foto: Höft)

Wieder zählen darf Rot-Weiss auf Felix Götze. Der Mittelfeldmann, der an einem Bänderteilriss im Knie litt, nahm bereits am Abschlusstraining vor der Abfahrt nach Aue teil. Verzichten muss Christoph Dabrowski aller Voraussicht nach auf Michel Niemeyer, der während der Partie gegen den FC Erzgebirge Aue nach der Einwechslung schnell wieder das Feld verlassen musste – der Oberschenkel! Außerdem fällt Simon Engelmann (Mandelentzündung) aus.

Nicht ausfallen gegen den 1. FC Saarbrücken (Sa., 14.00 Uhr, Ludwigsparkstadion) wollen Felix Herzenbruch und Ron Berlinski, beide RWE-Spieler sahen in dieser Saison bereits viermal die Gelbe Karte und wären bei einer weiteren Verwarnung gesperrt für die Partie am 28. Spieltag.

Das Hinspiel:

Unter Flutlicht an der „Bremer Brücke“ schrammte Rot-Weiss Essen nur knapp an einem Punktgewinn vorbei. Nach dem ersten Drittliga-Sieg gegen den FC Erzgebirge Aue mit breiter Brust angereist, musste RWE sich knapp mit 0:1 (0:1) dem VfL Osnabrück am 8. Spieltag in der 3 Liga geschlagen geben.

15.200 Zuschauer sahen am Freitagabend eine verhaltene Anfangsphase beider Mannschaften, die kaum Torraumszenen zu bieten hatte. Mit der 30. Spielminute nahm Osnabrück das Zepter in die Hand und RWE-Torhüter Jakob Golz musste erstmals eingreifen, als Robert Tesche einen Freistoß geschickt verlängert und die lange Ecke anvisiert hatte. Golz kratzte die Kugel jedoch von der Linie. Nur wenig später war der Essener Schlussmann jedoch machtlos, als der aktuell beste VfL-Toschütze Ba-Muaka Simakala (12 Tore) nach einer Kopfballablage von Rechtsverteidiger Haktab Omar Traore mit einem Drehschuss und mit Hilfe des Innenpfostens zum 1:0 traf (35.).

Auch nach der Halbzeit waren die Osnabrücker spielbestimmend, hatten durch Maxwell Gymafi und Felix Higl große Gelegenheiten, auf 2:0 zu erhöhen, konnten diese jedoch nicht nutzen. So kam es, dass Rot-Weiss Essen in den letzten Minuten der Partie die Chance auf den Ausgleich witterte. Immer wieder wurde der Ball hoch in den Osnabrücker Strafraum geschlagen. Pech hatte Felix Götze, dessen wuchtiger Schuss von der Strafraumgrenze von einem Abwehrspieler noch geblockt werden konnte. In der Nachspielzeit landete der Ball dann tatsächlich auch noch im Tor der Lila-Weißen, Schütze Ron Berlinski stand bei seinem Schuss allerdings deutlich im Abseits, sodass der Treffer nicht zählte.

Revanche-Versuch unter Flutlicht – Rot-Weiss Essen
Hart geackert doch nicht belohnt: Entsprechend lang waren die rot-weissen Gesichter nach der Auswärtspleite beim VfL. (Foto: Endberg)

Damit musste RWE auch im vierten Auswärtsspiel auf den ersten Sieg in der Fremde warten.

Der Gegner:

Seit dem Hinspiel hat sich beim VfL Osnabrück eine Menge getan. Zu einem ungewöhnlich frühen Zeitpunkt der Saison brauchten die Lila-Weißen bereits einen neuen Trainer, denn Daniel Scherning verließ den Verein in Richtung Arminia Bielefeld. Nach dem Co-Trainer Tim Danneberg die Mannschaft interimsweise betreute, übernahm Tobias Schweinsteiger den VfL am 7. Spieltag. Ein Glücksgriff, wie sich herausstellen sollte.

Der VfL Osnabrück ist aktuell das formstärkste Team der gesamten Liga. Aus den letzten zehn Partien sammelte das Schweinsteiger-Team 27 Punkte, einzig gegen die SpVgg Bayreuth (2:3) musste der VfL das Feld als Verlierer verlassen. Am 13. Spieltag standen die Osnabrücker noch auf dem 16. Tabellenplatz, was folgte, war eine steile Reise Richtung Aufstiegsränge. Momentan rangiert der VfL auf dem vierten Tabellenplatz, der nach aktueller Konstellation zur Relegation berechtigen würde (die U23 des SC Freiburg darf aufgrund des Regelwerks nicht in die 2. Bundesliga aufsteigen).

Für Trainer Schweinsteiger allerdings kein Grund für Freudensprünge: „Wir haben gerade einmal zwei Drittel der Saison gespielt. Dadurch wird sich da natürlich noch viel tun. Ich denke, Elversberg ist durch. Das Leistungsniveau in der Liga ist sonst aber zu eng, um Prognosen abzugeben.“

Revanche-Versuch unter Flutlicht – Rot-Weiss Essen
Holt mit Osnabrück 1,95 Punkte im Schnitt: VfL-Trainer Tobias Schweinsteiger. (Foto: Endberg)

Einen Arbeitssieg fuhren die Osnabrücker am vergangenen Samstag gegen den vom Abstieg bedrohten VfB Oldenburg ein. Die Tore für den VfL erzielten Ba-Muaka Simakala und Omar Traore. Erstgenannter löst bei jedem Rot-Weissen nicht die besten Erinnerungen aus. Der Ex-Gladbacher erzielte aus Sicht der Osnabrücker das goldene Tor im Hinspiel gegen RWE. Der 26-jährige Linksaußen ist der beste Torschütze in den Reihen von Tobias Schweinsteiger, ganze zwölf Mal ließ der Kongolese den Ball im Netz des Gegners zappeln.

Gegen Rot-Weiss Essen hat der VfL Osnabrück die Chance, einen Rekord einzustellen. Sollten die Lila-Weißen im Stadion an der Hafenstraße siegreich sein, wäre es der sechste Auswärtserfolg in Serie, damit würden die Osnabrücker den Drittliga-Bestwert des Karlsruher SC aus der Saison 2012/13 egalisieren.

Revanche-Versuch unter Flutlicht – Rot-Weiss Essen
Könnte für Omar Traoré (l.) und seine Teamkollegen schlechter laufen: Aus den letzten elf Spielen gewannen die Lila-Weißen zehn. (Foto: Gerken / VfL)

Ein bestimmt besonderer Moment steht Ex-RWE-Vorstand Prof. Dr. Michael Welling bevor. Der 52-Jährige war knapp siebeinhalb Jahre bei Rot-Weiss Essen tätig. Für Welling wird es das erste Spiel an der Hafenstraße als Verantwortlicher eines anderen Vereins sein.

Doch zurück zum Sportlichen. Trainer Tobias Schweinsteiger kann am Dienstagabend mit Ausnahme der Langzeitverletzten Sören Bertram und Emeka Oduah auf alle Spieler bauen.

Vorherige Duelle:

Das Duell zwischen Rot-Weiss Essen und Osnabrück in der Hinrunde (0:1) war das erste Aufeinandertreffen nach 16 Jahren (insgesamt 40). Dabei gab es unter den aktuellen Drittligisten nur eine Mannschaft, gegen die RWE in der Historie häufiger antrat: der MSV Duisburg (52).

Vor dem Wiedersehen in Deutschlands dritthöchster Spielklasse trafen die Rot-Weissen und die Lila-Weißen in der Regionalliga aufeinander. Wer an vergangene West-Zeiten denkt, der täuscht. Beide Teams spielten in der drittklassigen Regionalliga-Nord gegeneinander – um genauer zu sein der Saison 2005/06. Dank Doppelpacks von Arie van Lent sowie Danko Boskovic siegte Essen deutlich 4:1.

Die Gesamtbilanz spricht bei 16 RWE-Siegen, 12 Remis und 12 VfL-Siegen leicht für das Team aus dem Ruhrgebiet.

Der Schiedsrichter:

Die Spielleitung übernimmt am Dienstagabend Richard Hempel. Der gebürtig aus Großnaundorf stammende pfiff in dieser Saison bereits Partien mit RWE- (1:0-Sieg gegen den 1. FC Saarbrücken) sowie Osnabrück-Beteiligung (0:2-Niederlage gegen TSV 1860 München). Insgesamt kommt Hempel in dieser Saison auf zwei Spiele in der 2. Bundesliga sowie sieben in der 3. Liga. Durchschnittlich zückte der 25-Jährige in diesen Partien 4,6 Strafkarten.

Hempel stehen an der Seitenlinie, die Assistenten Tim Kohnert (32, Quedlinburg) und Michael Näther (23, Neschwitz) zur Seite.

Das Wetter:

Kein Regen in Sicht. Bei 5 Grad bleibt es trocken an der Hafenstraße.

Übertragung:

MAGENTA SPORT überträgt die Partie ab 18.45 Uhr live. Stefan Fuckert führt als Moderator durch die Sendung, Markus Höhner kommentiert.

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