19. Mai 2023

Noch einer!

Letztes Auswärtsspiel, letzter Punktgewinn vonnöten.

Duellcheck: Rot-Weiss Essen zu Gast in Halle.
Rot-Weiss Essens Björn Rother (r.) wird auch am Samstag im Rückspiel um jeden Ball kämpfen. (Foto: Endberg)

Für das Drittliga-Duell zwischen dem Tabellenfünfzehnten Rot-Weiss Essen und dem sechzehntplatzierten Halleschen FC hätte man wohl keine bessere Spieltags-Ansetzung finden können als die am 37. Spieltag. Wenn das Match der Kellerkinder angepfiffen wird, stehen sich Samstag, um 14.00 Uhr, die beiden letzten Teams des rettenden Ufers im Leuna-Chemie-Stadion gegenüber. Während Rot-Weiss mit einem Punktgewinn in jedem Fall den Klassenverbleib sicher hat, sieht die Lage beim drei Punkte entfernten HFC weitaus dramatischer aus. Verlieren die Saalestädter, könnten sowohl VfB Oldenburg als auch SV Meppen vor dem finalen Match unbequem nah aufrücken. Alle wichtigen Infos zur Partie im Duellcheck.

Die Ausgangslage:

Das Wechselbad der Gefühle, was Rot-Weiss Essen am vergangenen Sonntag mit dem 2:2-Remis gegen den TSV 1860 München hinter sich gebracht hat, ist eindrucksvoller Beweis dafür, wie eng es in der Drittklassigkeit zugeht. Hätte Angreifer Simon Engelmann nicht mit seinem siebten Saisontreffer in aller-allerletzter Sekunde gegen den einstigen Zweitliga-Aufstiegskandidaten ausgeglichen, wäre der Vorsprung zur Gefahrenzone auf fünf Punkte geschrumpft.

Obwohl die jetzigen sechs Zähler Abstand nicht viel Unterschied vermitteln mögen, ist die Lage weitaus besser. Das liegt auch an den neun Tordifferenz-Punkten Vorsprung vor dem 17. VfB Oldenburg. Verliert Essen die ausstehenden Spiele gegen Halle und Verl (Sa., 27. Mai, 13.30 Uhr, Stadion an der Hafenstraße) nicht zweimal hoch und Oldenburg gewinnt gleichzeitig deutlich, dann ist die Drittliga-Saison 2023/24 geritzt.

Doch zweimal verlieren ist ohnehin nicht das Ziel. „Wir haben alles selbst in der Hand und können es aus eigener Kraft schaffen, ohne abhängig von den Ergebnissen auf anderen Plätzen zu sein“, sagt Chef-Trainer Christoph Dabrowski vor der Partie. Auch wenn ein Unentschieden reicht, ist klare Maßgabe der Dreifachpunktgewinn. „Ich will immer gewinnen“, macht es Sandro Plechaty im Interview vor dem Halle-Duell deutlich.

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Mit einem Unentschieden oder Sieg wäre derweil alles klar und die Verantwortlichen könnten final für die kommende Saison planen. Umso leichter ließe sich sicherlich die Vorbereitung auf den finalen Saisonspieltag gegen den SC Verl am Samstag, den 27. Mai (13.30 Uhr) angehen.

Auf welchem Tabellenplatz RWE die Saison abschließt, hängt von den Ergebnissen der Konkurrenz und dem eigenen Abschneiden ab. Noch sind bei einem Haben-Stand von 41 Zählern die Plätze 11 (MSV Duisburg / 45 Punkte) bis 17 (VfB Oldenburg / 34 Punkte) im Rahmen des Möglichen. Am nächsten Spieltag könnte Rot-Weiss derweil bis auf Position 13 vorrücken. Bei einem Sieg könnte man so den FC Ingolstadt (12. / 44) oder Erzgebirge Aue (13. / 44 | spielen Sa., 14.00 Uhr gegeneinander) überholen. Auch an Borussia Dortmunds U23 (14 / 42), die sich mit der bereits abgestiegenen SpVgg Bayreuth misst (ebenfalls Sa., 14.00 Uhr), könnte Rot-Weiss vorbeirücken.

Im Hafenstraßen-Lazarett hat sich derweil nicht viel geändert: Zu Andreas Wiegel, Felix Bastians, Meiko Sponsel und Michel Niemeyer, die sich alle im Reha- oder Lauftraining befinden, kommen Moritz Römling (Zerrung im Adduktorenbereich) und Ron Berlinski hinzu. Der RWE-Stürmer zog sich im Spiel gegen den TSV 1860 München einen Nasen- und Kahnbeinbruch zu.

Noch einer! – Rot-Weiss Essen
Muss gegen Halle passen: Ron Berlinski. (Foto: Höft)

Das Hinspiel:

Nicht unbedingt einer der Saison-Höhepunkte! Zum Restrundenauftakt trafen Rot-Weiss Essen und der Hallesche FC am 14. Januar 2023 im Stadion an der Hafenstraße aufeinander und trennten sich torlos Remis. Einzig nennenswert war eine Szene zu Beginn der zweiten Hälfte, in der HFC-Innenverteidiger Alexander Winkler Ron Berlinski im Strafraum per Foulspiel am Torabschluss aus aussichtsreicher Position hinderte. Der eigentlich fällige Elfmeterpfiff blieb jedoch aus.

Für das Highlight-arme Spiel machte RWE-Chef-Trainer Christoph Dabrowski die widrigen Platzverhältnisse bei starkem Regen verantwortlich: „Da war viel Zufall nötig!“

Der Gegner:

Übel hatten die ersten beiden Februarwochenenden dem Halleschen FC mitgespielt. Erst verlor man 1:7 gegen Dynamo Dresden, sieben Tage später bescherte die 1:3-Niederlage gegen Freiburg II auch noch die rote Drittliga-Laterne. Schon zuvor trennten sich die HFC-Verantwortlichen von Hinrunden-Coach André Meyer. Der Tiefpunkt einer emotionalen Spielzeit 2022/23!

Seinen Nachfolger Sreto Ristic präsentierte Halle schließlich nach dieser Partie. Und seit der 47-jährige Fußball-Lehrer, der zuvor in der Südwest-Regionalliga bei den Offenbacher Kickers an der Seitenlinie stand übernahm, kann sich die HFC-Bilanz sehen lassen. Betrachtet man nur die Zeit zwischen dem 23. Sowie dem 36. Spieltag, zählt Halle zu den Mannschaften, die sich am seltensten hat schlagen lassen. Aus 13 Spielen verzeichneten die Weiß-Roten nur drei Niederlagen – einzig Dresden und Viktoria Köln verloren seltener (zweimal). Mit 21 Zählern ist die Punkteausbeute aus diesen Partien gar besser als die von Tabellenführer SV Elversberg (13).

So haben sich die Hallenser vor den letzten Drittliga-Metern des Fußballjahres in eine gute Ausgangsposition gebracht, um nach elf (!) Drittliga-Jahren – nur Unterhaching und Wiesbaden absolvierten mehr Drittliga-Spiele – nicht den Gang in die Viertklassigkeit antreten zu müssen. Ristics Team liegt genau zwischen RWE und dem ersten Abstiegsplatz. Acht Punkte Tor-Differenz sind es zudem zum VfB Oldenburg. Wenn man so will, dann hat der HFC vermutlich einen Punktverlust gegen RWE frei – die Konkurrenz aus Oldenburg (Sonntag, 13.00 Uhr, gegen den FSV Zwickau) und Meppen (Montag, 19.00 Uhr, gegen Dynamo Dresden) könnte dann allerdings auf Punktgleichheit stellen bzw. bis auf einen Zähler ran rücken. Auf ein Geheimnis im Kampf um den Klassenerhalt vertraut Ristic derweil nicht, wie der Coach dem Fußballfachmagazin „kicker“ verrät: „Wir können nicht anderes herbeirufen außer Fokus, Regeneration, richtige Trainingseinheiten zu absolvieren und dann die Leistung auf den Platz zu bringen.“

Eins ist in jedem Fall sicher: Egal wie das Spiel ausgeht, den rechnerischen Klassenerhalt kann Halle am Samstag aufgrund der Verzögerung zur Partie der Konkurrenten in keinem Fall feiern. Da hat dann aber sowieso RWE etwas gegen.

Schwere Beine am Samstag? Könnte sein. Zwischen der 0:2-Niederlage gegen den 1. FC Saarbrücken am vergangenen Wochenende und dem 37. Spieltag lag für den Halleschen FC schließlich das Landespokal-Halbfinale. Bei Fünftligist SV Westerhausen erreichten die Saalestädter dank eines 4:0-Sieges den „Finaltag der Amateure“ am 03. Juni. Sandro Plechaty sieht die Doppelbelastung des HFC nicht als Vorteil für sein Team: „Ich glaube, dass Halle es in der aktuellen Situation nicht interessiert. Sie werden bis zur letzten Minute alles geben, um die Punkte in Halle zu behalten, weil die Zähler enorm wichtig für sie sind.“

In der Drittklassigkeit verfügt der HFC über einen recht jungen Kader. Mit einem Durchschnittsalter von 24,8 Jahren sind nur die U23-Mannschaften, Verl, Ingolstadt und Dresden von noch mehr Youngsters geprägt. Ein Beispiel für die frische Hallenser Dynamik ist Keeper Felix Gebhardt. Die 21-jährige Leihgabe vom schweizerischen Erstligisten FC Basel zählt mit 21 Jahren zu den jüngsten Stammtorhütern der Liga. Auch Halles bester Torjäger Tom Zimmerschied (10 Treffer) hat erst 24 Lenzen auf dem Buckel. Er droht jedoch für die RWE-Partie, genau wie Abwehr-Leistungsträger Niklas-Kreuzer und Mittelfeld-Stammakteur Aaron Herzog auszufallen.

Noch einer! – Rot-Weiss Essen
Torwart Felix Gebhardt ist ein wichtiger Rückhalt für den HFC. (Foto: Endberg)

Doch es sind nicht nur die „jungen Wilden“, die den HFC ausmachen. Mannschaftskapitän Jonas Nietfeld in etwa, der vor dem Umschwung als Mittelstürmer agierte, jetzt allerdings auf seine Ur-Position Innenverteidiger zurückkehrte, bewies sich schon in knapp 250 Profi-Pflichtspielen. Der ebenfalls 29-jährige Tunay Deniz hat in seiner ersten Drittliga-Saison schon mehr als 200 Regionalliga-Matches hinter sich. Nik Omladic, der die meisten Profieinsätze bei NK Olimpija Ljubljana (145) in der Slowakei verzeichnete, ist einstiger Björn-Rother-Mittelfeld-Kompagnon bei Hansa Rostock. Der 33-jährige Routinier kämpfte sogar schon mit Eintracht Braunschweig in der Relegation um den Bundesliga-Aufstieg.

Das Stadion:

Für Rot-Weiss Essen-Fans geht es mal wieder in den Osten der Bundesrepublik! Vier der letzten sechs Auswärtspartien fanden in Sachsen-Anhalt oder Sachsen statt: Erst Aue Mitte März, im April Dresden sowie Zwickau und jetzt Halle.

Gekickt wird im Leuna-Chemie-Stadion. Die rund 15.000 Zuschauer fassende Arena wurde 2010 erbaut und gehört somit zu den neueren Spielorten der diesjährigen Drittliga-Saison. Neben Partien des Halleschen FCs finden hier in unregelmäßigen Abständen Spiele deutscher U- sowie Frauen-Nationalmannschaften statt.

Vorherige Duelle:

Rot-Weiss Essen und der Hallesche FC haben vor der Saison 2022/23 noch nie gegeneinander gespielt. Entsprechend gibt es abgesehen des 0:0-Remis keine weiteren Ergebnisse.

Der Schiedsrichter:

Die Spielleitung übernimmt am Samstag Florian Lechner (32). Dem gebürtig aus Hornsdorf stammenden Referee assistieren Steven Greif (29, Westhausen) und Katrin Rafalski (41, Bad Zwesten).

Das Wetter:

Warm, doch bewölkt! Für den Spieltag sind 19 Grad angesagt.

Übertragung:

MAGENTA SPORT überträgt die Partie ab 13.45 Uhr live als Einzelspiel. Anett Sattler ist Moderatorin, Andreas Mann kommentiert die Partie.

Zudem werden in einer Live-Konferenz alle parallellaufenden Drittligapartien übertragen.

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