5. Dezember 2023

RWE-Traditionsmannschaft beim BV Rentfort

Dirk Wißel berichtet über merkwürdige Formkrise der Traditionsmannschaft.

RWE-Traditionsmannschaft beim BV Rentfort – Rot-Weiss Essen
Waren am ersten Dezemberwochenende im Einsatz: Die RWE-Legenden mit Dirk Wißel (2. v. l.). (Archivfoto: Heidelberg)

Dirk Wißel ist als rasender Reporter der Traditionsmannschaft bekannt! In seiner neuesten Kolumne schreibt der 54-Jährige über die neueste Auswärtsfahrt der Rot-Weissen zum BV Rentfort.

Nachdem wir im Sommer eine erste Einladung in die Ruhrgebietsmetropole Gladbeck leider kurzfristig wegen Personalmangels absagen mussten, machten wir den Sportkameraden des BV Rentfort nun am 02. Dezember 2023 unsere Aufwartung.

Wir wurden von unseren Gastgebern wirklich sehr nett empfangen, jedoch kroch uns unmittelbar hinter dem Zugang zur Sportanlage der Duft von Bratwurst, Brötchen, Glühwein und Stauder-Bier in die Nase, was die Motivation sich kurzfristig beim Trainer trotz ungenügender Trainingsleistung in die Startelf zu schleimen auf ein Minimum reduzierte. Ein Platz auf der Bank schien ab 14:15 Uhr auf einmal so begehrt zu sein wie sonst eine Einladung von Julian Nagelsmann zu einem Nationalelf-Lehrgang oder von Gina Wild zum Kaffee trinken. Zudem wirkte unser Gegner sowohl in seiner Anzahl als auch in seiner eher juvenilen Gestalt als ziemlich hohes Regal, in das wir diesen Samstagnachmittag greifen sollten.

Das Spiel begann eher schleppend, der harte und leicht angefrorene ehemalige Kunstrasen und die niedrigen Außentemperaturen schienen die Bewegungsfreude der Rot-Weissen nicht positiv zu beeinflussen, so dass sich ausnehmend viele einfache Fehler im Spielaufbau und Passspiel aneinander reihten und Außerirdische, die gerade mit dem UFO gelandet wären (und Fußball bisher nur von Computer-Erzählungen kannten) enttäuscht wieder mit der Bemerkung abgehoben hätten: „Das war es auf keinen Fall, Spocki!“ Trotzdem hatte zwei Mal Andreas Schröder früh den Führungstreffer auf dem Fuß, scheiterte aber jeweils am aufmerksamen Torwart der Rentforter. Erst Lars Krüger schlenzte in Minute 15 endlich den Ball in den oberen rechten Winkel, nachdem sich zuvor wieder drei Essener geweigert hatten auf das Tor zu schießen… Zur Entschuldigung muss man aber auch sagen: Es waren bestimmt 13 Meter Entfernung für jeden einzelnen! Selbstverständlich stimmte der Heimverein mit „Lars Christmas“ die entsprechende Tor-Hymne an. Der BV blieb in Hälfte eins ohne nennenswerte Torgefahr.

Um allen „Doppelherz-Deputat-Besitzern“ Spielzeit zu geben, wurde in der Halbzeit und in Hälfte zwei munter durchgewechselt, ohne dass die Aliens bei Blick in den Rückspiegel eine Rückkehr erwogen hätten. Höhepunkt der launigen 35 Minuten waren die Großchancen von Chappy Schröder und Toni Kotziampasis, die nach Flanke von Lasse Krüger das Kunststück fertigbrachten, den Ball aus jeweils 50 bis 100 Zentimetern hintereinander im nicht sonderlich sorgfältig gehüteten Tor unterzubringen.

Mit der letzten Aktion des Spiels holten sich dann aber die Gastgeber in der 70. Minute ihre erste Ecke heraus, die der aufgerückte Torwart nach Ablage eines Kollegen im rot-weissen Tor zum 1:1 Endstand unterbrachte. Der Schiedsrichter verzichtete mit Rücksicht auf die schon reihenweise verblitzten Augen der wenigen Zuschauer auf einen Wiederanpfiff und schickte beide Mannschaften zur Flüssigkeitsaufnahme eines Essener Edelgetränkes in die Kabinen und bat sie inständig so bald nicht wieder herauszukommen.

Auf dem Weg dorthin gab der Rentforter Torwart ziemlich selbstbewusst zu Protokoll, dass er sich eigentlich schon früher ins Angriffsspiel hätte einschalten können, denn Gefahr für sein Tor konnte er heute wirklich nicht trotz 75 Prozent Ballbesitz der Hafenstraßen-Kicker erkennen. Und warum soll er lügen?

Die Nachspielzeit mit gegrilltem Allerlei und der Medizin von Dr. Stauder war aber zum Abschluss zwar noch einmal ein gefühltes „inneres Blumenpflücken“ eines ansonsten höchst mittelmäßigen Nachmittags, jedoch konnte man die Formkrise der Traditionself auch hier daran erkennen, dass zwei Flaschen aus der Altenessener Edelmanufaktur nahezu ungeöffnet auf dem gefliesten Kabinenboden zerschellten. Unter Normalform undenkbar!

Bleibt noch anzumerken, dass wir immer noch Nachwuchs suchen, denn die Mannen, die in der zweiten Hälfte den Gladbecker Platz bevölkerten, kannten das Tote Meer teilweise schon, als es noch krank war.

Kader: Dennis Grüger, Alexander Volobuyev, Igor Denysiuk, Ingo Pickenäcker, Dirk Wißel, Stefan Lorenz, Predrag Crnogaj, Michael Lorenz, Andreas Schröder, Thomas Thiel, Denniz Panchenko, Lars Krüger, Karsten Rafoth, Marc Schweiger, Toni Kotziampassis, Mike Prybila

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