13. Dezember 2023

Torben Müsel: „Das Gefühl einer Führung zurückholen“

24-jähriger RWE-Mittelfeldspieler hat seit Saisonbeginn sämtliche Ligapartien bestritten.

Torben Müsel: "Das Gefühl einer Führung zurückholen" – Rot-Weiss Essen
Traf in Dortmund per Kopf, avancierte zum Matchwinner und ebnete so den Weg für die Fünfzehn-Punkte-Siegesserie: Torben Müsel. (Fotos: Endberg)

1.397 Minuten: So lange stand Torben Müsel in dieser Drittliga-Saison für Rot-Weiss Essen auf dem Feld. Dabei gehörte der Mittelfeldspieler in allen 17 Meisterschaftspartien zur Startelf von RWE-Cheftrainer Christoph Dabrowski. Nur Torhüter Jakob Golz, Innenverteidiger José-Enrique Ríos Alonso (jeweils 1.530) und Kapitän Vinko Sapina (1.423) kommen auf mehr Spielzeit. Vor dem Heimspiel gegen den VfB Lübeck (Fr., 19.00 Uhr, Stadion an der Hafenstraße) nahm sich der 24-Jährige Zeit für ein Interview.

Hallo Torben! Nach zahlreichen „Joker“-Einsätzen in der ersten Jahreshälfte hast Du in dieser Saison die viertmeisten Spielminuten aller RWE-Profis absolviert. Bist Du endgültig angekommen?
Torben Müsel: Auf jeden Fall. Als Stürmer oder offensiver Mittelfeldspieler wollte ich dem Team nach meinem Wechsel in der letzten Winterpause von Beginn an unbedingt mit Toren und Vorlagen helfen. Insgesamt war es aber in den ersten Monaten noch nicht so gelaufen, wie ich mir das vorgenommen hatte. Ich habe die Pause im Sommer genutzt, um die ersten Monate Revue passieren zu lassen und auch ein wenig abzuschalten. Ich habe die Vorbereitung als Chance gesehen, noch einmal neu anzugreifen und alles auf dem Platz zu lassen. Ich kann damit zufrieden sein, wie es nun im zentralen Mittelfeld für mich läuft.

Du hast Deine veränderte Position schon angesprochen. Wie gefällt Dir die Rolle?
Ziemlich gut, muss ich sagen. Es macht sich bemerkbar, dass wir in dieser Saison eine andere Spielweise haben, mehr im Ballbesitz sind und spielerische Lösungen finden wollen. Im zentralen Mittelfeld kann ich das Spiel ein wenig leiten, das Zusammenspiel mit meinem Nebenmann Vinko Sapina funktioniert sehr gut. Auch wenn ich jetzt auf einer etwas defensiveren Position spiele, versuche ich, auch so häufig wie möglich im gegnerischen Strafraum zu sein. Mit zwei Treffern hat das bislang nicht so schlecht geklappt.

Torben Müsel: "Das Gefühl einer Führung zurückholen" – Rot-Weiss Essen
Müsel: „Versuche, so häufig wie möglich im gegnerischen Strafraum zu sein.“

Du kommst aus der Pfalz. Schon kurz vor Deinem siebten Geburtstag hattest Du Dich dem 1. FC Kaiserslautern angeschlossen. Gab es einen Schlüsselmoment, an dem Du gemerkt hast, dass es mit der Profi-Karriere klappen könnte?
Das war ein Erlebnis während meiner Zeit bei der U17 auf dem Internat. Nach dem Mittagsschlaf hatte ich gesehen, dass ich vier, fünf verpasste Anrufe auf meinem Handy hatte. Ich war total aufgeregt und habe natürlich zurückgerufen. Es ging darum, dass ich während der Länderspielpause erstmals bei den Profis mittrainieren darf und auch bei einem Testspiel zum Einsatz kommen soll. Für mich war es das erste Mal, das ich am Profiteam schnuppern durfte. Das hatte natürlich Lust auf mehr gemacht.

Du hast nicht nur für die „Roten Teufel“ Partien in der 2. Bundesliga bestritten, sondern auch zwei Bundesliga-Einsätze für Borussia Mönchengladbach absolviert. Welche Erinnerungen hast Du daran?
Zu meinem Bundesliga-Debüt im Spiel beim SC Paderborn 07 gibt es eine ganz witzige Geschichte. Beim Stand von 3:1 wollte Trainer Marco Rose eigentlich nicht mehr wechseln. Als wir Ersatzspieler dann fast wieder auf der Bank saßen, meinte er zu mir, dass ich mich doch bereit machen soll. Ich habe vor Freude meinen Puls gespürt. Unser Zeugwart hatte zu diesem Zeitpunkt allerdings schon die vorbereiteten Trikots weggeräumt. Also bin ich selbst schnell in die Kabine gerannt, um es zu holen. (lacht) Ich habe es sehr genossen, für drei, vier Minuten auf dem Platz zu stehen.

Bist Du im Nachhinein traurig, dass es nicht mehr Partien geworden sind?
Als Fußballer hofft man natürlich auf so viele Einsätze wie möglich. Regelmäßig bei den Profis zu trainieren, hat mir aber auch viel für meinen Weg mitgegeben. Wir hatten damals unzählige tolle Fußballer wie Lars Stindl, Raffael oder Christoph Kramer, von denen man sich nicht nur fußballerisch einiges abschauen konnte. Auch das Zwischenmenschliche war super. Ich bin stolz darauf, dass ich diese Erfahrungen sammeln konnte.

Torben Müsel: "Das Gefühl einer Führung zurückholen" – Rot-Weiss Essen
29 Müsel-Torschüsse! Nur Marvin Obuz zielte im RWE-Team in dieser Saison öfter auf’s gegnerische Gehäuse (30).

In Deiner noch recht jungen Laufbahn hast Du auch schon eine Auslandsstation hinter Dir. Was hast Du aus der Zeit beim belgischen Erstligisten KAS Eupen mitgenommen?
Ein Jahr vor meinem Wechsel zu RWE hatte ich das Gefühl, dass ich einfach etwas Neues machen will. Eupen war nur eine Dreiviertelstunde entfernt. Ich musste also nicht in eine andere Stadt umziehen, konnte aber dennoch eine neue Kultur und viele nette Menschen kennenlernen. Sportlich gab es einige Highlights wie zum Beispiel das Spiel gegen den damaligen Champions-League-Teilnehmer RSC Anderlecht. Es waren zwar nur knapp vier Monate, die Zeit hat mich aber positiv geprägt.

In der Gegenwart steht Euch nun das Heimspiel gegen den VfB Lübeck bevor. Macht der Trainerwechsel beim Gegner die Aufgabe noch schwieriger?
Es hat die Vorbereitung zumindest ein wenig verändert. Interimstrainer Bastian Reinhardt wird bestimmt seine eigene Philosophie einfließen lassen. Auch könnten Spieler neu ins Team rücken, die zuvor vielleicht nicht ganz so oft zum Einsatz gekommen sind. Ich bin dennoch guter Dinge, dass wir gut vorbereitet sind.

Was wird für Euch wichtig sein?
Ein wesentlicher Aspekt wird sein, dem Gegner erst gar keine Möglichkeiten anzubieten, um dann unseren Hafenstraßenfußball zeigen zu können. Vor dem Tor müssen wir wieder effizienter sein, als es bei unseren Niederlagen in Ingolstadt und gegen den SV Sandhausen der Fall war. Wir wollen uns das Gefühl einer Führung zurückholen. Über das pflichtspielfreie Wochenende haben wir sehr gut gearbeitet, um gegen Lübeck zu 100 Prozent da zu sein.

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