7. Februar 2023

Tokat: „Herz und Leidenschaft gefragt!“

U19-Trainer blickt zuversichtlich auf Saisonendspurt in der A-Junioren-Bundesliga.

U19-Trainer Suat Tokat spricht über die aktuelle Lage seines Teams in der Junioren-Bundesliga.
Suat Tokat: „Machen in allen Bereiche-Fortschritte“. (Foto: Breilmannsiwese / Heidelberg)

Mit der vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) neu angesetzten Partie beim SC Verl startet die U19 von Rot-Weiss Essen am kommenden Samstag, 11. Februar, ab 13.00 Uhr in der Staffel West der A-Junioren-Bundesliga in den Saisonendspurt. Nach dann mehr als drei Monaten ohne Ligaspiel stehen für das Team von Trainer Suat Tokat anschließend bis Mitte März noch vier weitere Partien auf dem Programm, um die Saison möglichst mit dem erneuten Klassenverbleib abzuschließen. Im Interview nimmt der 35-jährige RWE-Trainer Stellung zum aktuellen Stand der Dinge.

Hallo Suat! Während der Winterpause wurden die Akkus aufgeladen. Wie zufrieden bist Du mit dem aktuellen Stand der Vorbereitung?
Suat Tokat: Wir sind seit dem 9. Januar wieder im Training. Die Intensität bei den Einheiten ist hoch, die Jungs ziehen gut mit. Leider standen mir beim Startschuss in das Sportjahr 2023 nur 15 Feldspieler zur Verfügung, weil der eine oder andere Spieler verletzungsbedingt noch pausieren musste. Dennoch haben wir unsere Pflichtaufgabe in der ersten Runde des Niederrheinpokals mit dem 3:1 beim VfB Homberg gelöst und inzwischen hat sich die personelle Situation auch wieder verbessert.

Der Deutsche Fußball-Bund hat dem RWE-Einspruch stattgegeben und die Partie beim direkten Konkurrenten SC Verl, die am letzten Spieltag des alten Jahres 2:2 endete, für den kommenden Samstag neu angesetzt. Wie glücklich bist Du über die Neuansetzung und warum hatte RWE protestiert?
Suat Tokat: Recht haben und Recht bekommen, sind immer zwei verschiedene Sachen. Deshalb sind wir froh, dass der Einspruch akzeptiert wurde und wir noch einmal gegen den SC Verl spielen dürfen. Im zweiten Anlauf wollen wir uns die drei Punkte holen und damit unsere Chancen auf den Klassenverbleib wahren. Bei der ersten Ansetzung hatte unser Angreifer Ben Heuser beim Stand von 2:1 einen Foulelfmeter zum vermeintlichen 3:1 für uns verwandelt. Weil jedoch bei der Ausführung einige RWE-Spieler zu früh in den Strafraum gelaufen sein sollen, erkannte der Schiedsrichter den Treffer nicht an. Er ließ den Elfmeter jedoch anschließend – wie es regeltechnisch korrekt gewesen wäre – nicht wiederholen, sondern entschied auf indirekten Freistoß für den SC Verl, der dann später noch zum 2:2-Ausgleich kam. Das DFB-Sportgericht wertete die Entscheidung als Regelverstoß und entschied deshalb, dass die Partie neu angesetzt werden muss.

Durch die Spielwiederholung hat die U19 von Rot-Weiss Essen jetzt erneut die Chance, den Rückstand von derzeit sieben Punkten auf einen Nichtabstiegsplatz zu verkürzen. Warum stimmt Dich diese Aussicht zuversichtlich?
Suat Tokat: Die Mannschaft hat sich in den letzten Wochen gut entwickelt. Das letzte Testspiel im Jahr 2022 haben wir beispielsweise beim SC Preußen Münster 2:0 gewonnen. Im Ligabetrieb hatten wir gegen diesen Gegner noch 1:3 verloren. Wir machen in allen Bereichen Fortschritte, sind in allen Mannschaftsteilen stabiler geworden. Leider spiegelte sich das zuletzt noch nicht in Ergebnissen wider. Aber für den Endspurt bin ich guter Dinge.

Wie fällt Dein Fazit nach nur einem Sieg aus den ersten zehn Saisonspielen aus?
Suat Tokat: Zugegeben: Ich hatte mir persönlich auch mehr erhofft. Aber wir hatten im letzten Jahr auch extremes Verletzungspech und dazu in vielen Spielen auch nicht das nötige Matchglück. Unser Auftaktprogramm war mit der Partie gegen Borussia Mönchengladbach sowie die beiden folgenden Auswärtsspielen beim FC Schalke 04 und bei Borussia Dortmund war äußerst schwierig. Einige Spieler hatten nach dem schlechten Saisonstart mentale Probleme und haben nicht so performt, wie sie es eigentlich können.

Tokat: "Herz und Leidenschaft gefragt!" – Rot-Weiss Essen
Das erste Saisonspiel bei Borussia Mönchengladbach endete 1:1-Unentschieden: Milot Ademi (l.) und Malcom Scheibner (r.) im Zweikampf. (Foto: Gohl)

Hattest Du Dir die Aufgabe so schwer vorgestellt und wie sehr bist Du vom Klassenverbleib überzeugt?
Suat Tokat: Wenn ich nicht überzeugt wäre, würde ich nicht weitermachen. Wir waren in vielen Spielen auf Augenhöhe und in manchen Phasen sogar besser als unser jeweiliger Gegner. Wenn wir gegen den SC Verl gewinnen, sind wir bis auf vier Punkte an die Nichtabstiegsplätze herangerückt und haben noch alle Chancen. Solange rechnerisch noch alles drin ist, werden wir sämtliche Möglichkeiten ausschöpfen. Der Glaube an den Klassenverbleib ist definitiv vorhanden.

In welchen Bereichen muss sich das Team in den letzten fünf Spielen steigern?
Suat Tokat: Wir müssen vor allem bei der Chancenverwertung besser werden und insgesamt mehr Kapital aus unseren Möglichkeiten schlagen. Das hat uns oft das Genick gebrochen. Wir haben jetzt noch fünf Endspiele, müssen unbedingt punkten. Ästhetik spielt keine Rolle, sondern vielmehr sind Herz und Leidenschaft gefragt.

Wie sehr hat sich das Gesicht der Mannschaft in der Winterpause verändert?
Suat Tokat: Mit Sion Beuker, Richard Assouhoun, Frank Emeka Munu, Ahmed Etri und Aksit Sen, der sich schon während der letzten Saison einen Kreuzbandriss zugezogen hatte, kehren gleich fünf Spieler in den Kader zurück, die mir verletzungsbedingt monatelang nicht zur Verfügung standen. So gesehen haben wir fünf „Neuzugänge“. (lacht)

Was willst Du von Deiner Mannschaft sehen?
Suat Tokat: Für Laufen und Kämpfen benötigt man kein Talent. Das ist ausschließlich eine Willens- und Einstellungssache. Sollte ich sehen, dass ein Spieler diese Tugenden nicht auf dem Platz bringt, bekommt er ein Problem mit mir. Wenn wir es schaffen, mit klarem Kopf und der richten Einstellung in die Spiele gehen, dann bin ich positiv gestimmt, dass wir noch die nötigen Punkte holen werden.

Das DFB-Präsidium hat die Einführung einer Sonderspielrunde im Juniorenbereich im Anschluss an diese Saison von Ende März bis Juni beschlossen. Wie findest Du das?
Suat Tokat: Wir tragen unsere Meisterschaft in einer einfachen Runde ohne Rückspiel aus. Deshalb benötigen die Jungs auch im Frühjahr einen Spielbetrieb unter Wettkampfbedingungen. Für mich ist es nicht die beste Lösung, aber immerhin besser, als nur Testspiele zu absolvierten. Die gesamte Aktion ist einmalig und der Folgen der Corona-Situation geschuldet. Für die Weiterentwicklung der Jungs sind diese Spiele extrem wichtig.

Dein Vertrag läuft im Sommer aus. Wirst Du die U19 dennoch auch in der neuen Saison betreuen?
Suat Tokat: Trotz des Tabellenstandes macht mir die Arbeit sehr viel Freude. Daher kann ich mir eine Weiterbeschäftigung durchaus vorstellen – auch ligaunabhängig.

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