9. Februar 2024

Zeit für die ersten Punkte aus Bayern!

Duellcheck: Rot-Weiss Essen will Ligaprimus Jahn Regensburg ärgern.

Gegen Spitzenreiter Regensburg wird Rot-Weiss Essen um jeden Ball kämpfen müssen.
Gegen Spitzenreiter Regensburg wird RWE um jeden Ball kämpfen müssen. (Fotos: Endberg)

Rot-Weiss Essen gegen Jahn Regensburg oder Tabellenfünfter gegen Tabellenersten. Dass es RWE mit Spitzenreitern aufnehmen kann, zeigte die Mannschaft von Trainer Christoph Dabrowski in dieser Saison bereits mit dem 3:1-Erfolg über Dynamo Dresden – ärgster SSV-Konkurrent um die Spitzenposition. Wiederholung gefällig? Gerne! Die Partie des 25. Drittliga-Spieltags wird am Samstag (10. Februar) um 14.00 Uhr angepfiffen. Alle Fakten zum ersten RWE-Aufgalopp im Jahnstadion gibt es im Duellcheck.

Ausgangslage:

Aua! Die 0:2-Niederlage bei 1860 München tat enorm weh. Gerade deswegen, weil erneut individuelle Patzer den Gegner auf die Siegerstraße brachten. „Zwei dumme Fehler, nach denen wir der Musik hinterherlaufen“, konstatierte Abwehrchef Felix Götze nach der Partie. „Ein verdienter Heimsieg für 1860“, ergänzte Dabrowski.

„Fußball ist ein Spiel aus Fehlern. Wer die wenigsten Fehler macht, gewinnt“, sagte schon Fußballer-Legende Johann Cruyff. Fehler, die Rot-Weiss Essen in den letzten Wochen wertvolle Punkte kosten, aber keinesfalls den Glauben, die Philosophie und die mannschaftliche Geschlossenheit ins Wanken bringen: „Egal, wer Fehler macht, wir bauen ihn als Team auf. Dann ist das auch in Ordnung und es heißt ‚abhaken und weitermachen‘“, reflektierte Lucas Brumme im unmittelbaren Nachgang des Punktverlusts.

Zeit für die ersten Punkte aus Bayern! – Rot-Weiss Essen
1.200 RWE-Fans unterstützen Cedric Harenbrock (m.) und Co. in München.

Die Nachholpartie gegen die „Löwen“ war das fünfte Spiel in dieser Saison, in dem RWE ohne eigenes Tor blieb. Zuletzt passierte das am 07. Oktober gegen den SC Verl (0:5). Dass es unabdingbar für drei Punkte ist, Tore zu erzielen, ist keine Frage. Doch gerade das Führungstor bekommt für RWE in dieser Spielzeit eine besondere Bedeutung und sorgt offensichtlich für viel Selbstvertrauen. 12 Führungen konnte Rot-Weiss bisher ins Ziel retten, nur eine Partie verloren die Essener (1:2 gegen Aue).

So gut, wie es nach Führungen läuft, so schlecht sieht Essens Bilanz aus, wenn der Gegner die Führung erzielt. Zwölf Rückstände verzeichnete der Hafenstraßen-Klub bisher. Neunmal verließ die Mannschaft um Kapitän Vinko Sapina das Feld als Verlierer, einmal wurden die Punkte geteilt und zweimal konnte sogar noch gewonnen werden.

Mit einer Niederlage im Gepäck mitten in der Nacht quer durch die Republik zu fahren, gehört wahrlich nicht zu den Highlights eines Fußballers. Wenn nach Ankunft in Essen zwei Tage später direkt mehr oder weniger die gleiche Fahrt, diesmal jedoch ins ebenso weite Regensburg ansteht, dann ist das physisch wie psychisch kräftezehrend. „Maximal gut regenerieren“ darum die rot-weisse Devise in der Zwischenzeit, erzählt Felix Götze, der sich allerdings „überraschend fit“ und damit absolut bereit fühle. Für RWE ist es das letzte Bayern-Gastspiel in dieser Saison. Zu ergattern gab’s noch nichts: Die Partien in Ingolstadt (1:2), Unterhaching (0:4) und 1860 München (0:2) gingen allesamt verloren. Zeit also für den ersten Auswärtserfolg im flächenmäßig größten Bundesland Deutschlands: „Wir müssen die Räume bespielen, die wir haben, mehr Chancen kreieren und defensiv wieder gut stehen“, kennt Götze das Erfolgsrezept.

Zeit für die ersten Punkte aus Bayern! – Rot-Weiss Essen
Stand nach Erkältung gegen 1860 wieder auf dem Platz: Felix Götze.

Nach aktuellem Saisonverlauf ist es für Rot-Weiss Essen besonders wichtig, am Samstag die erste Halbzeit schadenfrei zu überstehen. Würde ein Fußballspiel nämlich nur über die ersten 45 Minuten entschieden, stünde RWE auf dem 16. Tabellenplatz und damit gerade so auf einem Nicht-Abstiegsplatz. Zum Vergleich: Keines der Top-8-Teams findet sich in dieser Statistik in der unteren Tabellenhälfte wieder.

Dass Rot-Weiss sich gegen Regensburg aufgrund der jüngsten Pleite gegen 1860 nicht verstecken braucht, weiß Dabrowski: „Wir sind in einem Entwicklungsprozess und der ist noch nicht vorbei. Wer mutig agiert, macht auch Fehler. Wir sind in der Lage tollen Fußball zu spielen und das wissen wir“. Der Glaube an die eigenen Stärken und das auch in der Fremde, ist da – und warum sollte er es auch nicht sein!? Rot-Weiss Essen steht nach 24 Drittliga-Spieltagen mit 39 Punkten auf dem fünften Tabellenplatz. Zur selben Zeit in der vergangenen Saison hatte RWE zehn Zähler weniger und belegte den 14. Rang. Mit drei Punkten beim Jahn und gleichzeitiger Niederlagen von Ulm (Sa., 14.00 Uhr, Waldhof Mannheim) sowie keinem Sieg von Ingolstadt (So., 16.30 Uhr, 1860 München) springt die Dabrowski-Elf gar auf den Relegationsplatz.

Nicht in Regensburg helfen können Ekin Celebi (Schulterverletzung), Sandro Plechaty (Innenbandriss) und Vinko Sapina sowie Sascha Voelcke (beide Knieprobleme). Jakob Golz (zuletzt grippaler Infekt) ist wieder fit und einsatzfähig.

Das Hinspiel:

Die Null steht! Rot-Weiss Essen sicherte sich mit einem 0:0 im Stadion an der Hafenstraße gegen den Zweitliga-Absteiger SSV Jahn Regensburg am 6. Drittliga-Spieltag einen Punkt. Dabei wäre sogar beinahe die dreifache Ausbeute rausgesprungen: „Wir haben eine dominante Leistung gezeigt und vor allem eine druckvolle erste Halbzeit gespielt. Leider haben wir es verpasst, in Führung zu gehen. Es ist ein gutes Zeichen, dass die Jungs nach dem Spiel nicht mit dem Punkt zufrieden sind“, so Coach Christoph Dabrowski.

Die Partie gegen den Jahn war zu diesem Zeitpunkt das fünfte Spiel ohne Niederlage für RWE. Torwart Jakob Golz baute seine weiße Weste so zudem auf 433 Minuten aus. Einer der Liga-Bestwerte, der im nachfolgenden Spiel gegen Ulm (1:2) allerdings ein Ende fand.

Zeit für die ersten Punkte aus Bayern! – Rot-Weiss Essen
Auch am Samstag wird es zum Duell zwischen Dauerbrenner Jose Enrique Rios Alonso (r.) und dem besten „Gamewinner“ der Liga Elias Huth kommen.

Der Gegner:

Eins ist sicher: Beim Zweitliga-Aufstieg hat Regensburg ein Wörtchen mitzureden. Der Jahn kassiert die wenigsten Gegentreffer (19), feiert mit Dynamo Dresden die meisten Siege (15) und steht derzeit in der Pole-Position um die Meisterschaft in Deutschlands dritthöchster Spielklasse.

Einen großen Anteil an diesem Erfolg hat Trainer Joe Enochs, der in der letzten Saison noch beim FSV Zwickau an der Seitenlinie stand. Der US-Amerikaner stabilisierte seine Truppe nach anfänglichen Schwierigkeiten in der 3. Liga. Aus den ersten sieben Drittliga-Spielen sprangen schlappe zwei Siege raus. Was aber folgen sollte, war eine Siegesserie, mit der deutschlandweit lediglich Bundesliga-Meisteranwärter Bayer Leverkusen mithalten konnte. Der Jahn gewann ab dem 8. Spieltag zehn Partien in Folge. Insgesamt blieben die Regensburger in 14 (!) Duellen unbesiegt.

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Konnte gegen Rot-Weiss Essen noch nie gewinnen: Joe Enochs.

Zu den ersten sieben schwächeren Auftritten des Jahns gehörte auch die Partie gegen Rot-Weiss Essen (0:0) an der Hafenstraße, wobei das auch an der Leistung von RWE lag: „Wenn man sich das Hinspiel nochmal vor Augen führt, erkennt man, dass wir auf einen guten Gegner treffen werden. Sie besitzen viel Wucht und sind spielstark“, so Enochs. Um ein anderes Spiel im Jahnstadion zu erleben, will der 52-Jährige, „aggressives Anlaufen“ und „Attacken aus Ballbesitzen“ seines Teams sehen.

Dass Regensburg diese Tugenden in dieser Saison häufig auf die Platte bringt, beweist, dass das Enochs-Team in dieser Spielzeit erst ein einziges Mal vor heimischer Kulisse verlor (Sandhausen 1:2). Der perfekte Indikator für einen Jahn-Sieg ist zudem das Führungstor. Trifft der SSV, verliert er nicht (15 Siege, 4 Remis). Nur Regensburgs engster Verfolger Dynamo Dresden hat ebenfalls eine einhundertprozentige Siegesquote nach Führungen.

36 Treffer gelangen dem Jahn in 24 Spielen. Ob im ersten oder zweiten Durchgang getroffen wird, ist den Regensburgern so egal wie dem Fisch das Wasser um sich herum. Wird die Nachspielzeit ausgeklammert, traf der SSV sowohl in den ersten 45 Minuten als auch in der zweiten Hälfte eines Spiels jeweils 15-mal.

Ein Mann, der keine Präferenz hinsichtlich der Spielminute, aber der Heim- beziehungsweise Auswärtssituation hat, ist Dominik Kother. Der im Sommer aus Karlsruhe zum Jahn gewechselte Rechtsaußen erzielte jedes seiner sechs Tore vor eigenem Publikum im Jahnstadion. Zusätzlich zu seinen sechs Saisontreffern gelangen Kother acht Torvorbereitungen. Mit diesen Zahlen ist der Offensivspieler bester Scorer in Enochs Reihen. Im Drittliga-Vergleich belegt Kother mit 14 Torbeteiligungen den vierten Platz.

Zeit für die ersten Punkte aus Bayern! – Rot-Weiss Essen
Dominik Kother (l.) verbreitet mit seiner Torgefahr Angst und Schrecken bei seinen Gegnern.

Während Kother im Jahnstadion für Jubel bei den Jahn-Fans sorgt und mit seinen Scorern zu Siegen beiträgt, gibt es einen weiteren Regensburger Spieler, der noch mehr für Siege als Kother steht. Elias Huth ist „Gamewinner“ der 3. Liga. Der Mittelstürmer schoss in 21 Partien sechs Tore, davon viermal die entscheidende Bude, die zum Sieg führte. Ligabestwert! Das letzte „Gamewinner-Tor“ gelang Huth beim 1:0-Erfolg über den MSV Duisburg am letzten Spieltag. „Elias Huth dann da, wo ein Torjäger stehen muss. Er arbeitet unheimlich für diese Mannschaft und belohnt sich dann mit dem Tor. Ich freue mich unheimlich für ihn“, so Enochs nach der Partie.

Unter der Woche ereilte den Jahn eine schlechte Nachricht: Winterneuzugang Erik Tallig (zuletzt 1860 München) hat sich im Training eine schwere Kreuzband- und Innenbandverletzung im Knie zugezogen und muss mehrere Monate pausieren. Außerdem nicht mit von der Partie gegen Rot-Weiss Essen werden der einstige Hafenstraßen-Probespieler Eric Hottmann (Kreuzbandverletzunng) und Torwart-Talent Felix Gebhardt (Meniskusverletzung) sein. Der Einsatz von Oscar Schönfelder (muskuläre Probleme), Christian Viet (Aufbautraining) und Kelvin Onuigwe (zurück aus Krankheit) ist für das Spiel am Samstag fraglich.

Das Stadion:

Jahnstadion | 1926 eröffnet | 12.500 Plätze | Eigentümer: Stadt Regensburg

Der Schiedsrichter:

Patrick Alt (39, Heusweiler) hat die Spielleitung inne. Zuletzt pfiff er RWE im November 2022 bei 1860 München (1:1).

Alt assistieren Roman Potemkin (33, Erlangen) und Roy Dingler, den vierten Offiziellen gibt Felix Prigan.

Das Wetter:

RWE-Fans werden in Regensburg keinen Regenschirm benötigen. Die Meteorologen prognostizieren 12 Grad bei bewölktem Himmel.

Übertragung:

MAGENTA SPORT überträgt die Partie ab 13.45 Uhr live. Sebastian Schwele kommentiert das Spiel, Moderator ist Jan Lüdeke. Der Bayrische Rundfunk (BR) zeigt das Spiel zudem ab 14.00 Uhr im Free-TV.

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