16. Februar 2024

Duellcheck: Alles oder nichts!

Rot-Weisse Heim- trifft auf Ulmer Auswärtsstärke.

Duellcheck: Alles oder nichts! – Rot-Weiss Essen
Auch am Regensburg-Sieg mit Tor und Vorlage entscheidend beteiligt: RWE-Flügelflitzer Marvin Obuz. (Foto: Hüssen)

Hopp oder Top! Wenn Rot-Weiss Essen und Ulm eins in dieser Saison nicht sind, dann Remis-Könige. RWE teilte dreimal, der SSV fünfmal die Punkte. Alles deutet am Samstag (14.00 Uhr) auf eine „All-In“-Mentalität beider Mannschaften hin. Schließlich geht es für Rot-Weiss darum, die Ulmer an der Hafenstraße vom Relegationsplatz zu stoßen. Das geht nur mit der maximalen Zähler-Ausbeute. Alle wichtigen Fakten zur Partie bekommen Fans im Duellcheck!

Die Ausgangslage:

Effektivität: Mit diesem einen Wort lässt sich der rot-weisse 3:1-Erfolg bei Drittliga-Spitzenreiter Jahn Regensburg beschreiben. „Wir waren brutal effektiv. Die Torszenen intensiver Regensburger haben wir gut wegverteidigt“, fasste Chef-Trainer Christoph Dabrowski die Leistung seines Teams zusammen. Nach 105 Tagen ohne Auswärtssieg durfte RWE vergangenen Samstag wieder mit den mitgereisten Fans in der Kurve jubeln.

Mit Blick auf die bevorstehenden Aufgaben ein willkommener Selbstvertrauens-Boost. Schließlich stehen im Februar noch zwei harte Aufgaben an: Nach dem Duell mit Regensburg (1.), gilt’s jetzt, Ulm (3.) und Dresden (2.) die Punkte abzunehmen.

Der erste Härtetest: bestanden. Jetzt winkt gegen Ulm ein besonderer Gewinn: Auf Rang vier stehend, trennen RWE derzeit zwei Punkte von den drittplatzierten Spatzen. Mit einem Sieg vor heimischer Kulisse würde Rot-Weiss Ulm den Relegationsplatz abluchsen.

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So schön der Gedanke an dieses Szenario, so ernüchternd die Vorstellung einer Niederlage. In diesem Fall vergrößert sich der Abstand auf den Relegationsplatz auf fünf Punkte. Sollten zudem Ingolstadt (Fr., 19.00 Uhr, SC Freiburg II), Borussia Dortmunds U23 (Sa., 14.00 Uhr, SC Verl) und der SV Sandhausen (Sa., 14.00 Uhr, Jahn Regensburg) dreifach punkten, findet RWE sich bei eigener Niederlage nach dem 26. Spieltag auf Position sieben wieder.

Doch hin zu dem, was die Rot-Weissen bisher geleistet haben: „42 Punkte nach 25 Spielen – so viele wie in der Vorsaison. Das ist eine überragende Leistung der Mannschaft“, ist Coach Dabrowski mehr als zufrieden. Besonders bemerkenswert: Die Verbesserung der Leistung schaffte RWE mit dem zweitjüngsten Kader (U23-Teams ausgeklammert) der 3. Liga. 24,7 Jahre sind die RWE-Spieler durchschnittlich alt, nur Jahn-Profis (24,4) sind jünger.

Einer dieser jungen Wilden: Marvin Obuz. Durch ein Tor und eine Vorlage gegen den Jahn polierte der 22-jährige Flügelstürmer sein Scorerkonto auf nun 15 Punkte auf. Mit sechs Toren und neun Vorbereitungen ist der Leihspieler von Bundesligist 1. FC Köln sowohl Essens bester Torjäger als auch Vorlagengeber. Allein in den letzten vier Partien war Obuz an fünf Buden direkt beteiligt.

Ein Rot-Weisser, der in der Tor- und Vorlagen-Statistik, nicht ganz oben auftaucht: Torben Müsel. Und das muss er auch nicht – findet auch der 24-Jährige: „Egal, wer trifft, ich freue mich über jedes Tor“! Müsel ist rot-weisser „Hidden-Champion“: Startelfplatz in 24 von 25 Partien, hohe Ballsicherheit und eine starke Passquote (86 Prozent).

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Passt hervorragend! Torben Müsel hat Gefallen an der neuen Aufgabe gefunden. (Foto: Hüssen)

Ein Coup von Coach Christoph Dabrowski. Er erkannte im einstigen Bundesliga-Kicker, bei Kaiserslautern und Mönchengladbach noch Mittelstürmer oder wahlweise Sturmtank, einen talentierten Strippenzieher im Zentrum. Als Sapina-Ersatz half Müsel zuletzt gar im defensiven Mittelfeld. „Für mich passt das gut. Ich bin oft am Ball, habe das ganze Spielfeld vor mir, kann wichtige Bälle spielen und verteidige viel.“

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Gute Nachrichten gibt’s derweil aus dem Lazarett! Stammkeeper Jakob Golz (grippaler Infekt) und Flügelflitzer Sascha Voelcke (Knieprobleme) sind wieder fit. Weiterhin verletzt und damit gegen Ulm nicht zur Verfügung stehen Lucas Brumme (Infekt), Ekin Celebi (Schulterverletzung), Vinko Sapina (Infekt) und Sandro Plechaty (Innenbandriss).

Außerdem fehlt Ron Berlinski (5. Gelbe Karte).  Davor wahren müssen sich am Samstag Jose Enrique Rios Alonso und Eric Voufack. Beide Abwehrspieler kassierten in dieser Spielzeit bereits vier Verwarnungen und würden mit einer erneuten Gelben Karte das Auswärtsspiel bei Dynamo Dresden (Sa., 24. Februar, 14.00 Uhr, Rudolf-Harbig-Stadion) verpassen.

Das Hinspiel:

Die Positivserie von Rot-Weiss Essen riss im Hinspiel in Ulm. Nach fünf Partien ohne Niederlage (neun Punkte) musste sich das Team von Trainer Christoph Dabrowski beim SSV Ulm 1:2 (0:1) geschlagen geben. Vor allem in der ersten Halbzeit zeigten die Rot-Weissen nicht das, was sie können. Dennis Chessa (19./80.) erzielte beide Treffer für die Hausherren, die durch ihren dritten Dreier in Serie auf Platz zwei kletterten. Dem gebürtigen Ulmer Vinko Sapina (86.) gelang in der Schlussphase der Anschlusstreffer. Danach warf RWE noch einmal alles nach vorne, wurde aber nicht mehr mit dem „Lucky Punch“ zum Ausgleich belohnt.

„Unter dem Strich hatten wir es nicht verdient, etwas mitzunehmen“, gab RWE-Trainer Dabrowski im Anschluss an die Partie zu: „Wir sind nicht an unser Maximum gekommen, vor allem die erste Halbzeit war sehr unbefriedigend. Es hat sich wieder einmal gezeigt, dass man in dieser 3. Liga nichts geschenkt bekommt und jeder Punkt hart erarbeitet werden muss.“

Duellcheck: Alles oder nichts! – Rot-Weiss Essen
Leider keine Party: Im September blieb Ron Berlinski (l.) und Vinko Sapina nichts anderes übrig, als sich bei den Fans für die weite Auswärtsreise nach Ulm zu bedanken. (Foto: Endberg)

Der Gegner:

Spatzen im Höhenflug! Der SSV Ulm ist seit fünf Partien ungeschlagen, verteidigt so kühn den dritten Tabellenplatz und darf sich damit dreizehn Spieltage vor Schluss berechtigte Hoffnungen auf den fünften Durchmarsch der Drittliga-Historie machen. Für Chef-Trainer Thomas Wörle, seit 2021 in der Domstadt, kommt das durchaus unerwartet: „Unser Ziel war, die 45-Punkte-Marke zu erreichen.“ So viele hätte Ulm spätestens beim nächsten Unentschieden.

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Bei den Saisonzielen nach wie vor verhalten: Ulm-Trainer Thomas Wörle. (Foto: Endberg)

Strippenzieher in der ersten Ulmer Profisaison seit 21 Jahren: zwei einstige Regionalliga-West-Flügelflitzer. Dennis Chessa (31), 2017 bis 2019 im Trikot des KFC Uerdingen, sammelte bis dato elf Scorer. Léo Scienza übertrifft das: der Ex-Schalker (2020 bis 2022) kommt auf 15 Torbeteiligungen in 21 Spielen.

Die offensivstarken Ulmer Leistungen – 43 Treffer sind drittbester Ligawert – und das starke Bestehen als Aufsteiger erinnern unweigerlich an Vorjahres-Drittliga-Meister SV Elversberg. „Das Auftreten und die Art und Weise, Fußball zu spielen, ist zu vergleichen“, erkannte in etwa Dynamo-Dresden-Coach Markus Anfang Parallelen mit dem heutigen Zweitliga-Achtplatzierten, wie er den „Dresdner Neuesten Nachrichten“ schilderte.

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Angesprochen auf ähnlich ambitionierte Zukunftspläne, backt Ulm-Coach Wörle, zuvor Erfolgstrainer der Bayern-München-Frauen, vergleichsweise kleine Brötchen: „Wir haben nicht vergessen, dass wir unser erstes Jahr in der 3. Liga bestreiten. Und es ist nicht selbstverständlich, zum aktuellen Zeitpunkt so gut dazustehen.“

Doch, dass sie in Ulm durchaus träumen, gibt Mittelfeldspieler Romario Rösch im „kicker“ zu: „Es ist eine Wahnsinnschance, die sich uns da gegen einen direkten Konkurrenten bietet. Wir wollen den Tabellenplatz festigen. Das ist in unserer aktuellen Situation realistisch.“

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Ehrgeizige Kampfansage: Romario Rösch (r.) möchte die Ulmer Tabellenposition halten. (Foto: Endberg)

Dass der SSV die eigene Rolle als Spitzenteam durchaus ernstnimmt, beweisen zudem Kaderkorrekturen im Winter. Vier Abgängen setzten Ulms Kaderplaner die Verpflichtungen von Mittelstürmer sowie Ex-U20-Nationalspieler Thomas Kastanaras (21, VfB Stuttgart, Leihe) und Innenverteidiger Philipp Strompf (25, Vasteras SK [SWE]) entgegen. „Wir haben für eine veränderte Konkurrenzsituation gesorgt“, erklärt Wörle und weiter: „In den Ligaspielen haben sich Thomas und Philipp gut einbringen können.“

So sollen Kastanaras und Strompf den Spatzen helfen, am Samstag den Relegationsplatz zu verteidigen und somit weiter von den höchsten Drittliga-Ästen zu pfeifen. Lennart Stoll wird bei diesem Vorhaben verletzungsbedingt nicht unterstützen können.

Der Schiedsrichter:

Ein Bundesligaschiri an der Pfeife! Frank Willenborg (45, Osnabrück) leitet sein zweites Drittliga-Spiel der Saison und ebenfalls seine zweite Partie mit RWE-Beteiligung: Im letzten Jahr verteilte er beim Torlos-Remis gegen den Halleschen FC (0:0, 14. Januar 2023) vier gelbe Karten.

Willenborg assistieren Stefan Zielsdorf (34, Oldenburg) und Fabian Porsch (34, Barsbüttel). Leonidas Exuzidis (28, Castrop-Rauxel) vermittelt zwischen den Trainerbänken.

Das Wetter:

Zum Anstoß im Stadion an der Hafenstraße können die Fans sich auf milde 10 Grad bei bewölktem Himmel einstellen.

Übertragung:

MAGENTA SPORT überträgt die Partie ab 13.45 Uhr live. Markus Höhner kommentiert das Spiel, Moderator ist Tobi Schäfer.

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